Langenfeld "Die Forensik ist kein Hotel"

Düsseldorf · Ob der Heinsberger Sexualtäter Karl D. noch mal in Langenfelds Psychiatrie vorstellig wird, steht vorerst in seinem Ermessen. Für den Fall der Fälle will die Stadt, diesmal von Anfang an, in das Prozedere mit eingebunden sein.

März 2009: Heinsberger demonstrieren gegen Sexualstraftäter
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Bürgermeister Magnus Staehler will gemeinsam mit dem Landtagsabgeordneten Hans-Dieter Clauser sicherstellen, dass die Stadt bei einem neuerlichen Aufnahmegesuch des Sexualstraftäters Karl D. aus Heinsberg an die Langenfelder LVR-Klinik von Anfang an in das Verfahren mit eingebunden wird. "In der Sache bemühen wir uns um ein Gespräch mit dem Landrat und Vertretern der Landesministerien für Inneres und Gesundheit", erklärte Staehler gestern auf Anfrage.

Der als rückfallgefährdet eingestufte Kinderschänder Karl D., gegen dessen Haftentlassung in Heinsberg seit Wochen demonstriert wird, war am Donnerstagnachmittag in der LVR-Klinik an der Kölner Straße erschienen. Am frühen Abend kehrte er — in ständiger Polizeibegleitung — wieder in die Kreisstadt bei Aachen zurück. Der 57-Jährige hatte um Aufnahme in die Psychiatrie gebeten, aber nach Angaben des Ärztlichen Direktors Hartmut Belitz nicht in die Bedingungen der Klinik eingewilligt: Therapie hinter Schloss und Riegel in der Forensischen Abteilung, wo psychisch kranke Straftäter einsitzen. Vielmehr bestand Karl D. laut Belitz darauf, "jederzeit Ausgang zu haben".

"Vertrauen nicht aufs Spiel setzen"

Alarmiert von der Ankunft des dreifachen Vergewaltigers, der nach einer umstrittenen Entscheidung des Landgerichts München juristisch als freier Mann behandelt werden muss, erhob Staehler schwere Vorwürfe gegen die Landesregierung. Die Ministerien hätten das Aufnahmegesuch in Langenfeld eingefädelt, ohne die Stadt rechtzeitig zu informieren, geschweige denn sie in das Prozedere mit einzubinden. "So eine Aktion kann die hier über Jahre aufgebaute Vertrauenskultur in Sachen Forensik unwiederbringlich zerstören", erklärte der Verwaltungschef gestern noch mal seine Aufgebrachtheit tags zuvor: "Während noch vor zehn Jahren mitunter Panik ausbrach, wenn ein Hubschrauber kreiste, um einen Entwichenen zu suchen, haben wir heute ein supergutes Verhältnis zwischen Klinik und Stadt, auch dank baulicher Sicherungsmaßnahmen, des Forensik-Beirats, der Telefonkette, der Task-Force und so weiter. Das sollte nicht aufs Spiel gesetzt werden!"

Düsseldorf wies die Vorwürfe aus Langenfeld zurück: "Wir tun in dem Fall polizeilich alles, indem der Mann unter ständiger Beobachtung bleibt, können aber niemanden zwingen, sich in eine forensische Anstalt zu begeben, der nicht dazu verurteilt ist", hieß es auf Anfrage im Innenministerium. Der Sprecher des Gesundheitsministeriums erklärte, seines Wissens habe Karl D. in Heinsberg "seine Therapiewilligkeit signalisiert". Den "Sinneswandel", der im Aufnahmegespräch in der LVR-Klinik deutlich wurde, habe niemand voraussehen können. Was die Unterrichtung der Stadt angeht, gab der Sprecher den Schwarzen Peter an den Landschaftsverband (LVR) weiter, den Träger der Klinik: "An ihn ging das Aufnahme-Ersuchen, er war mit dem Fall beschäftigt."

Ob Karl D. noch mal versucht, in der hiesigen Psychiatrie unterzukommen, ist offen. Immerhin besteht auf sämtlichen behördlichen Ebenen Konsens darüber, dass eine Aufnahme nicht zu seinen Bedingungen geschehen darf: "Die Forensische Abteilung einer Klinik", so der Sprecher des Gesundheitsministeriums, "ist kein Hotelbetrieb".

(RP)
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