Langenfeld Die Damen mögen's bunt, die Herren witzig

Langenfeld · Wo liegt der Unterschied, wenn Frauen oder Männer feiern? Im Grunde ist entscheidend, ob das Programm gut abgestimmt ist.

Völlig jeck und raderdoll feierten am Samstagnachmittag die Närrinnen in der Langenfelder Stadthalle mit der KG Prinzengarde Langenfeld.

Höhepunkt waren ohne Zweifel die ansehnlichen Jungs von der Karnevalsband "De Köbesse". Sie schafften es, bekannte Karnevals-Evergreens mit harten Gitarrenriffs zu würzen, so dass das Publikum im ausverkaufen Saal auf den Stühlen tanzte, mitsang und klatschte. Leider fiel das Programm in der zweiten Halbzeit nach dem fulminanten Auftritt der Rezag Husaren der Porzer Ehrengarde und ihren akrobatische Wirbelaktionen etwas ab. Teile des Publikums hielten sich draußen im Foyer auf: Den einen gab es zu wenig Reden, die anderen wünschten es sich ein bisschen deftiger für eine Damensitzung.

 Die Herren meiden die Maskerade, sind dafür sehr begeisterungsfähig. Das Programm der Postalia war aber auch besonders unterhaltsam.

Die Herren meiden die Maskerade, sind dafür sehr begeisterungsfähig. Das Programm der Postalia war aber auch besonders unterhaltsam.

Foto: Staschik

Fast alle Besucherinnen waren kostümiert. Und das gab bei 504 Frauen ein wunderbar buntes Bild ab. Aus dem Rahmen fiel Verena Krüger-Trebse im Zebra-Kostüm. Von den langen Handschuhen über das gestromte Abendkleid bis zur äußerst kunstvollen Gesichtsbemalung war die Chefin des Restaurants History einer der größten Hingucker. Die Verkleidung war komplett selbst entwickelt. Mindestens ebenso beeindruckend waren Dorothee Blomenkamp und ihre Freundin als Quallen. Sie trugen alte Hüte mit Schaumstoff aufgepolstert und mit Leuchtketten zum imposanten Quallenkörper umfunktioniert, von dem grauer Tüll oder Luftschlangen als Tentakel herunterhingen.

Prinz André I. und Prinzessin Sophie hatte ein mächtiges Gefolge mitgebracht, das ein imposantes Bild auf die Bühne zauberte. Der Prinz, der im Rollstuhl von zwei Helfern gestützt mit Beinschiene auf die Bühne humpelte, erlebte während seines Auftritts eine wundersame Heilung und schritt ein paar Minuten später aufrecht von der Bühne.

Langenfelds Herrenwelt war am Sonntagmorgen schon früh auf den Beinen und feierte ab 11 Uhr im Carl-Becker-Saal Karneval. Die Postalia hatte eingeladen.

Besser geht' s nicht: Der Heimatverein Postalia hatte ein schwungvolles Programm mit viel Abwechslung zusammengestellt. Dass eine Herrensitzung keine Jungfrauenkongregation ist, dürfte jedem klar sein. Und so ging es denn nicht nur bei den Büttenrednern "die Schlawiner" zum Vergnügen der Männer deftig, aber immer witzig zu. Das Programm bot fast vier Stunden lang gute Unterhaltung. Mit einer perfekten Performance eroberten die properen Mädels der Tanzgruppe Kölsche Harlequins die Männerherzen. Schweißtropfen trieben geballte Schönheit und erotischer Hüftschwung der Tanzgruppe Fiesta Tropical dem Publikum auf die Stirn.

Das männliche Publikum lässt sich offenbar lieber unterhalten, als dass es selbst die Initiative ergreift und mitsingt. Für Letzteres war es zumindest in den ersten beiden Stunden der Sitzung wohl noch ein bisschen früh. Mit steigendem Bier-Genuss wurden die Zungen ein bisschen lockerer - besonders beim Karnevals-Chartbreaker der Brings "Ich bin nur 'ne kölsche Jung". Der reißt einfach immer von den Stühlen. Im Gegensatz zum weiblichen Publikum bei der Damensitzung in der Stadthalle, muss man den Herren zugestehen, dass sie den Wortbeiträgen erheblich konzentrierter und leiser zuhörten. Insgesamt war die Stimmung gut und leger.

Da ist die Damenwelt eindeutig fantasievoller aufgestellt als die der männlichen Narren. Den meisten genügte eine nicht alltagstaugliche Kopfbekleidung wie Irokesen- oder Indianer-Perücke oder ein Hut. Die meisten waren ohne Kostüm gekommen. Liebe Herren, vielleicht geht das nächstes Jahr etwas besser!

(ik)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort