Monheim Die Altstadtkirche erhält ein neues Dach

Monheim · Sanierung des evangelischen Kirchengebäudes beginnt am Montag. Das Langschiff wird für die Arbeiten komplett wetterfest eingehaust.

 Architektin Annegret Schüttler-Maser hat die Sanierung geplant und den Ablauf koordiniert.

Architektin Annegret Schüttler-Maser hat die Sanierung geplant und den Ablauf koordiniert.

Foto: Ralph Matzerath

Im Innern der Altstadtkirche sind die Zeichen des Aufbruchs deutlich erkennbar: Die Stufen zur Kanzel führen ins Leere, statt des Altars steht ein Tisch in der Apsis, ein Flügel ersetzt die Orgel auf der Empore, die bereits, ihrer druckempfindlichen Pfeifen beraubt, dreifach eingehaust wurde, weil die komplizierte Technik extrem empfindlich auf Staub reagiert. Auch die Bänke wurden schon herausgenommen, Stühle bieten den letzten Besuchern eine Sitzgelegenheit.

Wenn am Sonntag die Gemeinde von der Kirche nach dem Gottesdienst (10 Uhr) vorübergehend Abschied genommen hat, wird der Kirchenraum vollständig geräumt werden und der Boden aus empfindlichem Muschelkalk abgedeckt. Dann wird nicht nur an den Innenwänden ein Gerüst errichtet, auch das Außengerüst wird bis in eine Höhe von 17 Metern wachsen. Auf die beiden Traggerüste wird am Ende das vormontierte Dachelement gesetzt und über die gesamte Konstruktion eine Wetterschutzdecke gespannt. "Dann können Maurer, Dachdecker und Zimmerleute unbehelligt vom Wetter arbeiten", sagt Architektin Annegret Schüttler-Maser, die die Sanierung geplant hat und den Ablauf koordiniert. Zunächst müssen dann die gesundheitsgefährdenden Mineralstoffe, die einst zur Dämmung im Dach verbaut wurden, aufwendig entfernt werden, erläutert Finanzkirchmeister Jochen Kaufmann. Anschließend wird das Dach abgedeckt und der stark vom Hausbockkäfer befallene Dachstuhl abgebaut, wobei die Denkmalbehörde vorgeschrieben habe, dass jedes einzelne Element fotografiert und dokumentiert wird, berichtet Kaufmann. Erst, wenn die tragenden Balken entfernt sind, könnten die Schäden an der Mauerkrone begutachtet und beseitigt werden. "Das wird spannend: Denn die Wände werden ja auch durch die Querträger gehalten", sagt Kaufmann mit Galgenhumor. "Am Mauerwerk hat in 150 Jahren einfach der Zahn der Zeit genagt, viele Fugen sind ausgewaschen", erläutert die Architektin. Aus Gründen des Denkmalschutzes muss der neue Dachstuhl der ursprünglichen Konstruktionsweise des Daches entsprechen. Er wird in Teilen vormontiert und auf das Mauerwerk gehoben. Das soll laut Zeitplan nach den Sommerferien geschehen.

Im Kircheninnern werden dann Konstruktionsrisse behandelt, die vermutlich vom Erdbeben 1992 stammen. Zur Gestaltung der Wände habe die Gemeinde einen Wettbewerb ausgeschrieben. Daran sind Maler Doege aus Hilden, der Restaurator Markus Simons und die Glaskünstlerin Anja Quaschinski beteiligt. Auch die Beleuchtung und die Beschallungsanlage sollen erneuert werden. In der Südwand rechts neben dem Eingang entsteht ein barrierefreier Zugang.

Für die Finanzierung des 1,55-Millionen-Euro-Projekts nimmt die Gemeinde ein Darlehen von 955.000 Euro auf, das sie erst in 20 Jahren getilgt haben wird. "Die jährliche Belastung von 60.000 Euro ist tragbar für die Gemeinde", so Kaufmann. 300.000 Euro hatte die Gemeinde an Spenden eingenommen.

(RP)
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