Albert Wunsch "Der Sonntag mit der Familie ist ein Geschenk"

Langenfeld · Monheim/Langenfeld Der ökumenische Arbeitskreis "Ohne Sonntag gibt's nur noch Werktage" lädt für Montag ein zu einem Vortrag mit Dr. Albert Wunsch. Der Neusser Psychologe, Erziehungswissenschaftler und Buchautor widmet sich der Frage "Leben wir im Zeitwahnsinn? - Gott schuf die Zeit, von der Eile hat er nichts gesagt!" Beginn in der Friedenskirche Baumberg, Schellingstraße 13, ist um 19 Uhr.

 Psychologe und Buchautor Albert Wunsch

Psychologe und Buchautor Albert Wunsch

Foto: woi

Monheim/Langenfeld Der ökumenische Arbeitskreis "Ohne Sonntag gibt's nur noch Werktage" lädt für Montag ein zu einem Vortrag mit Dr. Albert Wunsch. Der Neusser Psychologe, Erziehungswissenschaftler und Buchautor widmet sich der Frage "Leben wir im Zeitwahnsinn? - Gott schuf die Zeit, von der Eile hat er nichts gesagt!" Beginn in der Friedenskirche Baumberg, Schellingstraße 13, ist um 19 Uhr.

Herr Wunsch, haben Sie persönlich genug Zeit?

Wunsch So viel Zeit habe ich nicht, aber meine Termine sind in der Regel nicht so dicht beieinander gelegt. Wenn doch was knapp wird, habe ich Alarmzeichen und stoppe alles. Das kommt aber nur zwei bis drei Mal im Jahr vor. Bei zu viel Anspannung hilft nur totale Entspannung.

Ist der Sonntag als "Tag des Herrn" in unserer säkularen Welt nicht überholt?

Wunsch Das glauben immer alle. Aber der Sonntag hat durchaus eine spirituelle Funktion. Die Kirchen sind zwar alle leer, die psychotherapeutischen Praxen werden hingegen immer voller. Die Menschen machen Therapien, weil sie ihren Platz im Leben suchen, weil sie den Sinn suchen.

Ist es nicht unwirtschaftlich, einen ganzen Tag unter Arbeitsverbot zu stellen?

Wunsch Im Gegenteil: Es ist ökonomisch sinnvoll, einen Tag Pause zu machen. Die Firmen leiden unter Burnout-Erkrankten und Überlastung der Mitarbeiter. Stellen Sie sich vor, 15 Prozent Ihrer Belegschaft ist krank. Was tun Sie zum Ausgleich? Entweder lassen Sie den Rest mehr arbeiten, oder Sie stellen mehr Personal ein. Am Ende kostet jede Lösung mehr Geld als einen ruhigen Sonntag.

Welche Auswirkungen hat dauerhafter Konsum auf uns?

Wunsch Wir rennen dem Konsum wortwörtlich hinterher. Eine Studentin erzählte mir, sie habe sich zur Belohnung wegen einer Prüfung neue Schuhe gekauft. Die Prüfung war aber noch gar nicht geschrieben; wenn die Belohnung nach der Prüfung erfolgt, meinetwegen, aber vorher? Es geht hier um "Bedürfnisaufschub". Ob man ihn leisten kann, ist eine Frage von Ich-Stärke. Wie stabil bin ich, kann ich mein Verlangen unter Kontrolle halten?

Leben wir unter ständigem Zeitdruck?

Wunsch Ja, auch dieser Schuhkauf ist ein Zeichen von Druck durch die Prüfung. Zudem denken viele Menschen bei einer Tätigkeit schon an die darauffolgende und bei einem Termin schon an den nächsten. Das muss nicht sein. Es ist wichtig, konzentriert einen Termin nach dem anderen wahrzunehmen. Dazu kommt die dauerhafte Erreichbarkeit. Wer ständig auf sein Smartphone guckt, wird unruhig. Jugendliche verbringen heute im Schnitt vier Stunden mit Internet und Smartphone. Das ist zu viel!

Sollte nicht jeder selbst entscheiden, wie er seinen Tag gestaltet?

Wunsch Natürlich sollte das jeder, es macht nur keiner. Die Leute werden von Konsumtrends getrieben und lassen sich durch die Werbeindustrie jede Entscheidung abnehmen.

Was halten Sie von der Idee, dass sich jeder seine fünf Arbeitstage in der Woche selbst setzt?

Wunsch Dann wäre das Sozialleben empfindlich gestört, weil jeder an einem anderen Tag frei hätte und so keine privaten Termine mehr planbar wären. Der Sonntag ist also auch als gemeinsamer freier Tag wichtig.

Wie sieht ein schöner Sonntag für Sie aus?

Wunsch Ich habe keine Termine. Der Tag beginnt nach dem Frühstück mit einem Gottesdienst. Danach sind Unternehmungen mit der ganzen Familie ins Blaue das schönste Geschenk.

PASCAL CONRADS STELLTE STELLTE DIE FRAGEN

(RP)
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