Reusrath Der SC Germania feiert heute sein 100-Jähriges

Reusrath · Jahrelang ging es bei den Sportlern im Stadtsüden rauf und runter – inzwischen ist Stabilität eingekehrt.

 Auch schon 47 Jahre her: Die Germania-Kicker bei einem Gastspiel 1966 in Louveciennes bei Paris.

Auch schon 47 Jahre her: Die Germania-Kicker bei einem Gastspiel 1966 in Louveciennes bei Paris.

Foto: Stadtarchiv

Jahrelang ging es bei den Sportlern im Stadtsüden rauf und runter — inzwischen ist Stabilität eingekehrt.

Auf einer notdürftig hergerichteten Wiese an der Rheindorfer Straße machen die Fußballer vom "Sport Club Germania Reusrath" ihre ersten Spiele. Den Mitgliedsbeitrag von 50 Pfennig können sich die wenigsten leisten. Für die gesamte Mannschaft um die Gebrüder Gladbach stehen nur fünf paar Fußballstiefel bereit: 1913 gegründet, beginnt die Entwicklung von Dorfverein aus dem Kaiserreich zum traditionsreichen Amateurclub. Freitag und Samstag feiert der SC Germania Reusrath sein 100-jähriges Bestehen.

"An professionelle Jugendarbeit war in den Gründerjahren nicht zu denken, Fußball galt als neumodisch", heißt es in der Vereinschronik. Noch war man in keinem Verband organisiert. Gegner waren ebenfalls Hobbykicker, deren Vereine sich nach der örtlichen Kneipe benannten ("Waldschenke Monheim").

Die Situationen damals und heute lassen sich nicht vergleichen. "Natürlich ist es für solch einen Verein niemals einfach, an Geld zu kommen", sagt Vorstand Uli Brücker (48) über die finanzielle Situation. "Wir stehen aber grundsätzlich gut da und haben keine Altlasten."

Mit Problemen wie damals hat man heute auch nicht mehr zu kämpfen. Nur wenige Germania-Mitglieder kehrten aus dem Ersten Weltkrieg zurück, so dass die wenigen Überlebenden mit Hilfe von Nachwuchsleuten das Vereinsleben neu aufbauen mussten. Seit jenen Tagen besteht auch die besondere Rivalität zu den Lokalrivalen TuSpo Richrath und FC Monheim. Eben diesem FCM musste man sich in der vorigen Saison 2012/13 im Kampf um den Aufstieg mit 19 Punkten Differenz geschlagen geben. "Dabei ist auch bei uns das Potenzial da", sagt Brücker mit Blick auf die kommende Spielzeit.

Den Reusrather Sportsmännern der Weimarer Republik ging es da anders. Weil kein Aufstieg in Sicht war, beschloss man vorschnell eine Fusion mit dem VfB Langenfeld, löste dieses Missverständnis aber im folgenden Jahr wieder. 1926 wurde der Germania von der Gemeinde Reusrath-Richrath endlich ein eigenes Gelände am Hagelkreuz zur Verfügung gestellt. Obwohl der verwahrloste Acker erst eigenhändig bespielbar gemacht werden musste, entwickelte sich dort die neue Heimat des SC. Ein Jahr später gelang tatsächlich ungeschlagen der Aufstieg. Ganz kopieren konnte die Zweite Mannschaft 2013 dieses Kunststück nicht, auch sie stieg aber aus der Kreisklasse B auf.

In der NS-Diktatur in den 1930er Jahren hatte der Vorsitzende Heinrich Stoffels auf Drängen der Nazis sein Amt aufgeben müssen. 1938 wurde der Spielbetrieb eingestellt. Nach dem Zweiten Weltkrieg, abermals mit vielen Gefallenen, stand neuerliche Aufbauarbeit an.

Irgendwann in diesen Jahren trat Heinz Hermes dem SCG bei. "Das Vereinsheim am Hagelkreuz habe ich noch eigenhändig mitgebaut", erinnert sich der 77-Jährige. Mit den Zuständen damals sei die heutige Situation natürlich überhaupt nicht zu vergleichen. "Jahrelang ging es immer rauf, runter, rauf. Ein richtiger Fahrstuhlklub war das", sagt Hermes. "Heute ist es da stabiler."

Grundlage all dessen war der Umzug aus dem ehemaligen Vereinsheim in den Sportpark an der Brunnenstraße.

Das 100-Jährige gefeiert wird heute und morgen in der Hubertushalle, Rheindorfer Straße in Gieslenberg. Heute ab 20 Uhr legt DJ MST & Free auf. Karten kosten 5 Euro. Morgen findet ab 18 Uhr ein "Gala-Abend" mit Moderator Oli Materlik statt. Es treten unter anderem die Fußball-Komiker "Doppelpass" sowie die Kindertanzgruppe der "Echten Fründe" auf. Der Eintritt inklusive Sektempfang und Buffet kostet 25 Euro. Karten gibt es bei Lotto Wadenpohl im REWE Dreschmann, im Vereinsheim oder bei Uli Brücker, Tel. 0160 90718314.

(jim)
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