Baumberg Der "Herr der Bäume" auf Kontrolltour

Baumberg · Alle Stadtbäume sind mit einem Chip versehen und werden regelmäßig kontrolliert.

 Baumbegeher Jochen Grüber kann nur das feststellen, was er äußerlich sehen kann. Schäden hoch oben in den Baumkronen oder unter der Erde sind seinem kritischen Blick weitgehend entzogen.

Baumbegeher Jochen Grüber kann nur das feststellen, was er äußerlich sehen kann. Schäden hoch oben in den Baumkronen oder unter der Erde sind seinem kritischen Blick weitgehend entzogen.

Foto: Ralph Matzerath

Jochen Grüber, Jan-Philipp Blume und Thomas Nüchter stehen auf dem Spielplatz, dort wo sich Hegelstraße, Innsbrucker Straße und Benrather Straße treffen. Baumkontrolleur Grüber liest mit einem Scanner die Daten des Baums von einem Chip ein; Geodatenmanager Nüchter ordnet die Daten auf einem Ausdruck aus dem elektronischen Baumkataster der Stadt zu. Und Gärtnermeister Blume hält sich bereit für Mitteilungen, ob ein Baum behandelt oder gar gefällt werden muss.

Wohl gemerkt: Die Szene ist keine satirische Erfindung. So könnte die Baumverwaltung im 21. Jahrhundert aussehen. Andererseits ist es natürlich nicht so, dass "Problembäume" von einem Chip erkannt und gemeldet würden. Seit 2011 sind alle Bäume in Monheim und Baumberg, die der Stadt gehören, erfasst und mit einem so genannten Transponder (einem Chip) versehen. Dieser Transponder, der am Baumstamm angebracht ist, enthält die Kennung des Baums. Grüber hat einen Scanner, der in seiner Form an ein veraltetes, klobiges Handy erinnert und der über Bluetooth mit einem "Handheld", einem mobilen Lesegerät, verbunden ist.

Grüber sucht sich einen Transponder und hält den Scanner darauf. Es piept einmal. Gleich darauf erscheinen im Display alle Daten des Baumes seit 2011. Er hat die weltweit einmalige Kennung E00401000E637E2A. Es ist ein Bergahorn, der im System mit seinem botanischen Namen "Acer pseudoplatanus" verzeichnet ist. Fälligkeit: 1M. Das heißt, der Transponder wurde innerhalb des vergangenen Monats bereits eingelesen.

Einmal im Kalenderjahr muss die Stadt alle ihre Bäume kontrollieren, um ihre Bürger vor Gefahren durch schadhafte städtische Bäume zu schützen. Baumkontrolleur Grüber schaut sich jeden Baum an, scannt ihn ein und meldet den Zustand, insbesondere die Schäden. So kann Blume, zuständig für Grünflächen und Baumkataster, stets den Überblick über alle 10224 Bäume in Monheim und Baumberg behalten. Nüchter wiederum sorgt dafür, dass die farbigen Kreise auf den Luftbildern im Kataster genau auf dem richtigen Baum landen. Grün bedeutet "in Ordnung", gelb zeigt Handlungsbedarf an, und rot heißt, der Baum wurde entfernt.

Grüber kann nur das feststellen, was er äußerlich sehen kann. Schäden hoch oben in den Baumkronen oder unter der Erde sind seinem kritischen Blick weitgehend entzogen. Ein Jahr begutachtet er die Bäume mit Laub, das nächste ohne. In den Kontrollzeiten wohnt der bundesweit tätige Baumkontrolleur aus Langgöns in Monheim. Er muss in jedem Einzelfall entscheiden, ob an einem Baum etwas getan werden muss. Besonders wichtig ist dabei die Baumart. "Kirschen lassen sich nicht gut schneiden, Platanen dagegen sehr gut", erklärt Grüber; die Lebenserwartung der Art ist ebenso von Bedeutung. Auch das Sicherheitsbedürfnis im konkreten Fall spielt eine Rolle, und das ist auf Spielplätzen höher als auf einer Wiese mit Fallobst. Nicht bei jedem Schaden muss ein Baum gleich gefällt werden. Wenn dies nicht zu vermeiden ist, kann unter Umständen ein Stamm von acht, neun Metern als Habitat, also als Lebensraum für Fledermäuse, Spechte, Falter oder Hornissen erhalten werden.

Für ihre Arbeit haben Grüber und Blume eine "Whatsapp"-Gruppe eingerichtet. Wenn Grüber bei den Kontrollen oder auf seinen Wegen einen Baum entdeckt, um den sich jemand kümmern muss, schickt er Blume eine Nachricht mit einem Foto.

Außerdem schätzt Grüber immer ein, wie dringlich Maßnahmen sind, denn nicht alles kann und nicht alles muss sofort erledigt werden. Deshalb gibt er seinen Auftraggebern Empfehlungen. "Und wir holen uns mit dem Baumkontrolleur den nötigen Sachverstand ins Haus", erklärt Blume.

(dgn)
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