Langenfeld Der blutsaugende Graf Schneider
Düsseldorf · Auch in Langenfeld übernahmen gestern die Karnevalsprinzessinnen (Groß-)Karin III. und (Klein-)Alicia I. symbolisch die Regentschaft, zunächst "open air" vor dem jecken Volk, dann im Rathaus.
"Heute zählt nur unser weiblicher Wille", dichtete die Kindertollität von der Marktplatz-Bühne herab und reimte dies auf "Beruhigungspille". Die verfehlte jedoch ihre Wirkung auf den (erheblichen) männlichen Teil der Narrenschaft. Zum Glück, denn der Frost im Bündnis mit eisigen Winden verlangt zum diesjährigen Sessionshöhepunkt aufgekratzte Karnevalisten, die schunkeln, lachen, tanze, fiere.
Bären, Wikinger, Füchse
An weniger tollen Tagen – so rief es Alicia heraus – ist ein ästhetischer Unterschied auszumachen zwischen Mann und Frau, sprich: Jogginghose und Schönheitsindustrie-Kundschaft. Doch der fiel an Altweiber kaum ins Auge. Vielmehr hatte sich die Mehrheit – ob mit XX- oder XY-Chromosom – thermogerecht schön kostümiert. Vor allem Pelzersatz war zu sehen – wie Bären, Wikinger, Füchse –, aber auch Elfen, Cops, Clowns und sogar ein Feuerlöscher.
16 KAG-Pennäler um Kohortenführer Patrick (17) wagten sich als römische Legionäre auf den zugigen Platz, waren dann aber doch luftdichter verpackt, als es zunächst schien. Die Muskelpakete (Brust/Bauch) erwiesen sich als Plastikprothesen, und unter den roten Gewändern der noch latinumlosen Elftklässler lugten – ja was wohl?! – Jogginghosen hervor.
Vom Marktplatz zogen Alicia I. und Karin III. mit ihrem Gefolge zum Rathaus, das sie wie üblich im Sturm eroberten. Drinnen schlug ihnen die ebenfalls an diesem Tag traditionelle dicke Luft entgegen, die entsteht, wenn rund 600 Verwaltungsmitarbeiter plötzlich aktiv werden, um Karneval zu feiern. Die Qualität des Beatmungsstoffes passte aber auch zum Motto, denn das lautete "Himmel und Hölle", und zumindest die Hölle gilt ja nicht gerade als Luftkurort.
Zwischen Teufeln und Hexen, Engeln, Kardinälen, Nonnen und weiterem himmlischem Bodenpersonal schob sich der Tollitäten-Tross hindurch zum blutsaugenden Graf Schneider, um die Rathaus-Schlüssel in Besitz zu nehmen. Dieser Vorgang vollzog sich ohne große Worte, weder der Anzahl noch dem Inhalt nach.
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