Langenfeld Demo durch Pipeline-Region

Düsseldorf · Rund 2000 Langenfelder, Monheimer und Hildener protestierten Samstag gegen die CO-Leitung und überreichten 16000 Unterschriften gegen die Bayer-Pläne und für einen vom Landtag bereits abgelehnten sofortigen Baustopp.

Rund 2000 Langenfelder, Monheimer und Hildener protestierten Samstag gegen die CO-Leitung und überreichten 16 000 Unterschriften gegen die Bayer-Pläne und für einen vom Landtag bereits abgelehnten sofortigen Baustopp.

Samstag auf dem Weeger Hof, kurz vor Elf: „Mama, muss ich beim Erdbeerpflücken eine Gasmaske tragen?“ steht auf einem Transparent an Joschkas Sportwagen. Der von seinen besorgten Eltern begleitete Dreijährige gehört zu den jüngsten der ca. 2000 Demonstranten, die sich in Richtung Hildener Innenstadt auf den Weg machen. Begleitet von 22 Polizeibeamten und den Johannitern kreuzt der Protestzug nach wenigen hundert Metern die Trasse der Kohlenmonoxid-Leitung.

„Fühle mich unmittelbar bedroht“

Rechts und links in den Feldern liegen noch überirdisch die schwarzen Rohre und zeigen unübersehbar, dass der Bau der Gasleitung schon weit fortgeschritten ist. Zu den Pipeline-Gegnern gehört auch Carola Roy aus Richrath, die nur 300 Meter von der Trasse entfernt wohnt und sich „beim täglichen Spaziergang mit meinen Hunden von einem möglichen Leck der Pipeline unmittelbar bedroht“ fühlt. Ihre Nachbarin Martina Küppers zeigt den Verantwortlichen gegenüber Nachsicht: „Was da wirklich passieren kann, war denen nicht bewusst.“

Warum die CO-Leitung mit zwei Rheinquerungen über fast 70 km Länge gebaut werden soll, statt eine linksrheinische 30-km-Leitung unmittelbar zwischen den Bayer-Standorten Dormagen und Krefeld-Uerdingen, ist für die Demonstranten klar: „Hier war wohl weniger Widerstand zu erwarten als in den feinen Wohnlagen von Meerbusch und Oberkassel.“ Der Wertverlust der Grundstücke in Pipeline-Nähe wird während des friedlichen Marsches Richtung Hilden thematisiert, auch wenn die Hauptsorge der Demonstranten den Betriebsrisiken gilt.

Marc Schunicht aus Richrath traut der Technik nur bedingt, wenn er sagt „Wir sind Versuchskaninchen“. Elfriede Gründler von der Meisentalstraße hätte sich „noch mehr Teilnehmer gewünscht“. Viktor Haase, Vorsitzender der Langenfelder Grünen, hofft, dass „ähnlich viele Menschen nächste Woche die angekündigte Radtour des Ministerpräsidenten nutzen, um Jürgen Rüttgers selbst auf die von der CO-Pipeline ausgehende Bedrohung hinzuweisen“.

Die meisten Teilnehmer des Zuges kommen aus Hilden. Hans-Martin Hoff und seine Frau Gudrun aus Monheim sind denn auch etwas erstaunt, dass sich nur wenige ihrer Mitbürger dem Protestzug angeschlossen haben. Hoff ist vor allem entsetzt darüber, dass „Zwangsenteignungen zugunsten von Bayer möglich sind, wenn die Grundstückeigentümer sich wehren“.

Die Autofahrer, die wegen der halbseitigen Fahrbahnsperrung warten müssen, zeigen unterschiedliche Reaktionen. „Ich finde es gut, dass gegen die Leitung protestiert wird“, demonstriert Wolfgang Soldin aus Langenfeld Gelassenheit. Etwas erstaunlich dagegen die Frage der im Hildener Süden wohnenden Sabine Fuhrmann: „Warum wird da vorne überhaupt demonstriert?“ KOMMENTAR

(RP)
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