Langenfeld Demenz: Hilfe für die Helfer

Düsseldorf · Angehörige von Alzheimer-Kranken sind mit der Betreuung oft überfordert. Um sie besser unterstützen zu können, schult die CBT jetzt in ihrem Wohnhaus St. Franziskus Ehrenamtler im Umgang mit den Kranken.

Es sieht nur aus wie eine amüsante Kleinigkeit, aber das ist es nicht. Was Demenzkranke den lieben langen Tag so alles anstellen? Brigitte Leicher (40) vom CBT-Wohnhauses St. Franziskus an der Eichenfeldstraße antwortet mit zwei Handgriffen: Legt zwei Waffelröllchen auf ihren Teller, nimmt die Teekanne und gießt heißes Wasser über das Gebäck. „Wie“, fragt die Fachfrau zurück, „gehen Sie jetzt damit um?“

Aussetzer und Unterstellungen

Besonders dann, wenn das Plätzchenbad nur ein Aussetzer unter vielen ist, die sich manchmal im Minutentakt aneinanderreihen: von der harmlosen Frage, wo denn der – vor Jahrzehnten gestorbene Vater – bleibe, bis hin zum Griff in Fäkalien oder zu ernst gemeinten Verdächtigungen („Du hast mich bestohlen?“). Angehörigen, die solchen Unterstellungen immer wieder ausgesetzt sind, weil sie ihre geistig hinfälligen Verwandten oft rund um die Uhr betreuen, droht der Burn-out. Sie brauchen Hilfe. Helfer hierfür will die Caritas-Betriebsführungs- und Trägergesellschaft mbH (CBT) nun schulen – in einem gemeinsam mit dem Katholischen Bildungswerk im Kreis Mettmann veranstalteten „Qualifizierungskursus für Ehrenamtliche zur Betreuung von Menschen mit Alzheimer und anderen Demenzerkrankungen“.

Dass die CBT Profi-Wissen systematisch an Amateure weitergeben will, hat mehrere Gründe. „Die überwiegende Zahl der Demenzkranken wird daheim von Angehörigen betreut“, unterstreicht CBT-Hausleiterin Cäcilia Haverkamp. Diese Quote drücken zu wollen würde weder dem Wunsch der Gepflegten entsprechen noch den Möglichkeiten der Wohlfahrtspflege überhaupt. Im Gegenteil: Je stärker die Gesellschaft altert, desto mehr Menschen werden pflegebedürftig. Dies belegen Zahlen des Landesamts für Datenverarbeitung und Statistik: Ist in der Altersgruppe der 65- bis 69-Jährigen nur jeder 83. dement, so ist dies bei den Über-90-Jährigen bereits jeder dritte.

Mit der Zahl der an Alzheimer und Co. Erkrankten wird auch die der betroffenen Familienangehörigen in den nächsten Jahrzehnten deutlich steigen. „Und diese Menschen sind für jede Hilfe dankbar“, weiß Sozialpädagogin Leicher aus Erfahrung, etwa der, die sie im hauseigenen „Demenzcafé“ gesammelt hat. Langenfelder lassen hier ihre Angehörigen für ein, zwei Stunden betreuen, um wichtige Erledigungen zu machen oder einfach mal durchzuschnaufen. „Auch hier helfen Ehrenamtler mit, kümmern sich liebevoll und fast in Eins-zu-eins-Betreuung um die Gäste.“

In dem Kursus, der mit einem Info-Abend am 16. Januar beginnt und bis Mitte März dauert, sollen die Teilnehmer an sechs Mittwochabenden und zwei Samstagen – insgesamt 30 Unterrichtsstunden – fit gemacht werden für die Betreuung von Dementen. Auf dem Stundenplan steht neben den medizinischen Aspekten und den gesetzlichen Rahmenbedingungen vor allem der Umgang mit den Kranken: Wie spreche ich mit ihnen und vermittle ihnen Anerkennung? Wie fördere ich ihre Restfähigkeiten? Wie bewältige ich problematische Situationen im Alltag? Solche Fragen etwa werden beantwortet. Auch die „weiße Trauer“, der Abschied von dem (gesunden) Menschen, wie ihn seine Angehörige und Freunde bis zu dessen geistigem Verfall erlebt haben, ist ein wichtiges Thema.

„Echte Herz-zu-Herz-Kontakte“

„10 bis 15 Teilnehmer wären optimal“, sagt Kursleiterin Leicher. Denjenigen, die sich diese nicht ganz leichte Aufgabe „zumuten“, stellt sie „echte Herz-zu-Herz-Kontakte“ in Aussicht, die die „eigene persönliche Reifung“ befördern. Und was sollten die Interessenten an Eigenschaften mitbringen? „Humor“, sagt Hausleiterin Haverkamp. „Gelassenheit“, ergänzt Leicher.

Für die Situation mit den zu heiß gebadeten Waffelröllchen bedeutet dies: „Loben Sie den Kranken, dass er fast alles richtig gemacht habe, und helfen Sie ihm, sich den Tee in die Tasse einzuschenken.“

(RP)
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