Langenfeld Das normale Leben im Ersten Weltkrieg
Langenfeld · Der Langenfelder Frank Giesen hat ein Fotobuch seines Opas Carl aus dem Ersten Weltkrieg entdeckt und der RP-Redaktion zur Verfügung gestellt.
Die Motive sind teilweise recht gruselig: Da werden zerbombte Häuser gezeigt, mehrere Friedhöfe und ein Soldat in Lauerstellung mit Gewehr. Aber so war er, der Erste Weltkrieg. Die Bilder in dem kleinen Fotoalbum von Frank Giesen beschönigen nichts, stellen den Krieg dar, wie er war: zerstörerisch und blutig.
Auf den "schönsten" Fotos ist Carl Giesen, der Großvater von Frank Giesen, abgebildet, zusammen mit einigen Kameraden. Enkelsohn Frank hat ein Zeugnis seines Opas aufgetrieben. Geboren wurde der Großvater am 4. April 1888. Er wohnte in Duisburg. Er war mehrere Jahre bei der Harpener Bergbau-Aktien-Gesellschaft, Abteilung Schifffahrt, beschäftigt, ab 1. April 1913 dann als Schiffsführer. "Leider lebt auch mein Vater nicht mehr, der sicherlich noch weitere Informationen gehabt hätte", sagt Frank Giesen.
Auf einem Bild stehen Carl und Kameraden vor einer Art "Würstchenbude", genauer gesagt vor einer Baracke mit "Kriemhild-Würstchen". Der Schnappschuss soll eine Erinnerung an das Pionierfest und den Sturm auf Lüttich zu Beginn des Krieges (August 1914) sein.
Ein weiteres Foto ist 1916 zum Osterfest geschossen worden. Auf ihm sind uniformierte Soldaten vor einer Holzhütte abgebildet. "Ostern 1916" hat später jemand auf das Foto aufgemalt. Das Bild war ursprünglich als Postkarte gedacht. Und dann hat Frank Giesen noch ein drittes Foto, ebenfalls eine Postkarte, herausgesucht. Die "preußischen Pioniere" posieren als Betriebs-"Nachfolger" vor einer Holzhandlung. "Commerce de Bois Lucien Vasseur" steht auf dem Firmenschild.
Dann gibt es noch einige andere Bilder, zum Beispiel ein gemaltes von der Kirche St. Pierre in Roye und etwas später ein Foto von eben dieser zerstörten Kirche. Etliche Kirchenbilder fallen ins Auge, etwa das Kloster Vouclerc. Oder die Kirche in Liesse. Dann etliche Abbildungen von Longuyon. Immer wieder taucht Carl Giesen auf. Ein Trinkgelage darf nicht fehlen. Dann eine Sitzbank zwischen zwei hohen Bäumen. Personen im Hintergrund. Könnte fast idyllisch sein. Wieder ein Friedhof mit schön gestalteten Gräbern. Und erneut das zerstörte Longuyon. Die Soldaten auf einer Pferdekarre und auf Fahrrädern. Plötzlich hat es geschneit. Fotos zeigen eine weiße Landschaft mit Fluss. Pferdefuhrwerke vor Eisenbahnschienen.
Frank Giesen will das Fotoalbum mit den wertvollen Dokumenten in Ehren halten. Der Langenfelder hat sogar noch ein Werkzeug von seinem Opa: eine Art Kneifzange, mit der die Soldaten Leitungen der Feinde durchschneiden sollten. Das Gerät ist zwar leicht verrostet, aber noch funktionstüchtig.