Monheim Das Freitagsgebet – ein Ritual

Monheim · Die Monheimer Moschee an der Niederstraße ist immer geöffnet. Freitags kommen die gläubigen Muslime zum Gebet, treffen sich und tauschen sich aus. Manchmal sind es mehrere Hundert.

 Das Freitagsgebet ist für muslimisch gläubige Männer ein wichtiges Ritual bei der Ausübung ihres Glaubens. Außerdem ist die Moschee Treffpunkt.

Das Freitagsgebet ist für muslimisch gläubige Männer ein wichtiges Ritual bei der Ausübung ihres Glaubens. Außerdem ist die Moschee Treffpunkt.

Foto: matzerath

Für muslimische Männer ist der Freitag ein wichtiger Tag. Dann treffen sie sich zum Gebet in der Moschee. Schon lange, bevor der Imam ruft, versammeln sie sich in der Teestube an der Niederstraße. Dort gibt es frische Pizza, Baklava und "Cay", türkischen Tee. "Wir treffen uns, können uns austauschen, Probleme besprechen", sagt Hüseyin Turgut vom Vorstand des Moscheevereins.

"Viele Familien sind schon in der dritten Generation hier. Die ersten sind gekommen, um Geld zu verdienen und dann wieder in die Heimat zurückzukehren", berichtet er. "Doch ihre Kinder wollen nicht mehr zurück, haben selbst schon Kinder. Deshalb bleiben viele Menschen, die vor rund 50 Jahren zum Beispiel aus der Türkei gekommen sind, hier. Viele sind schon in Rente", sagt Turgut. "Und sie wollen ihre Enkelkinder aufwachsen sehen." Die Moschee ist die Verbindung zur alten Heimat. Dort pflegen viele ihre Kontakte und ihre Religion. Die meisten Migranten haben inzwischen (auch) einen deutschen Pass.

Männersache

Der Moscheebesuch am Freitag ist eindeutig Männersache. "Die Frauen dürften kommen, tun es aber nicht", sagt Turgut. Das habe Tradition. Sie backen Pizza, die zugunsten der Vereinskasse gegen Spende abgegeben wird. Anders als in den christlichen Kirchen sind Muslime in Vereinen organisiert. "Wir haben die Moschee aus eigenen Mitteln gebaut", sagt Turgut. Deshalb wird beim Gebet auch gesammelt – ähnlich einer Kollekte. Das Geld wird nicht nur für den Betrieb oder die Erweiterung der Moschee verwendet, erläutert Turgut. "Wir führen auch eine Art Sterbekasse", sagt er. Denn viele Muslime wollen in der alten Heimat beerdigt werden. "Der Transport per Flugzeug ist teuer", weiß er. Deshalb werde gesammelt, damit jeder, der es möchte, sich eine Beerdigung in der Heimat leisten kann. Auch die für Muslime vorgeschriebene Pilgerreise nach Mekka wird, wenn nötig, vom Verein unterstützt.

Seite 1983 gibt es den Moscheeverein in Monheim. 1989 hat er das Gelände an der Niederstraße gekauft, 1990 ist eingezogen. Das alte Gebäude, in dem einst ein Stoffhändler gearbeitet hat, wurde provisorisch als Moschee eingerichtet. 2006 hat der Verein im Hinterhof neu gebaut. Ein mit weißen Klinkern verzierter Bau lädt die knapp 300 Vereinsmitglieder zum Gebet. "Eine Moschee ist immer geöffnet. Jeder darf beten, der sich an die Regeln hält", sagt Turgut.

Alle Voraussetzungen sind da. Eingänge und Räume für Männer und Frauen, Regale für die Schuhe, Waschräume für beide Geschlechter. Gebetet wird traditionell getrennt. Die Empore ist eigentlich für Frauen vorgesehen. Dort tummeln sich zum Freitagsgebet die jungen Väter mit ihren Kindern und lauschen dem Imam. Der Gebetstext wird via Projektor auch in deutscher Übersetzung übertragen.

"Kacheln und Teppiche haben wir in der Türkei bestellt", erläutert Turgut. Auch der Leuchter – die so genannte Krone – ist per Flugzeug importiert worden. Ein Prunkstück, auf das der Verein sehr stolz ist.

(RP)
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