Analyse Darum ist für Windkraft in Berghausen kein Platz

Langenfeld/Monheim · Langenfeld verabschiedet sich aus dem Gemeinschaftsprojekt mit Monheim, an der Stadtgrenze Windräder zu errichten.

Die Konzentrationszone in Reusrath (r. unten) besteht, mögliche Langenfelder Ergänzungsstandorte an der Grenze zu Monheim wird der Rat streichen.

Die Konzentrationszone in Reusrath (r. unten) besteht, mögliche Langenfelder Ergänzungsstandorte an der Grenze zu Monheim wird der Rat streichen.

Foto: dpa

Der Langenfelder Stadtrat wird das Vorhaben, an der Stadtgrenze zu Monheim zwei Windkraftanlagen zu errichten, am kommenden Dienstag begraben. An diesem Beschluss besteht nach dem Planungsausschuss in der vergangenen Woche kein Zweifel. Ohne Gegenstimmen lehnten die Politiker in dieser Sitzung eine Änderung des Flächennutzungsplans ab, die für den Bau zweier Windräder auf Langenfelder Gebiet nötig gewesen wäre. Es sollte ein Gemeinschaftsprojekt mit Monheim sein, das wiederum nach Angaben von Bürgermeister Daniel Zimmermann weiterhin den Bau dreier Windräder auf dem eigenen Stadtgebiet ermöglichen will.

Doch auf Langenfelder Seite machten Verwaltung und Politiker nun einen Rückzieher. Sie folgten damit erstens den Bedenken der Bezirksregierung gegen die bis zu 200 Meter hohen Windräder in der Wasserschutzzone. Zweitens stützten sie sich auf ein jetzt vorgelegtes Artenschutzgutachten, wonach Fledermäuse, aber auch Vögel wie die Kormorane vom Monheimer Monbag-See oder in nahen Hochspannungsmasten brütende Baumfalken von den Rotorblättern gefährdet würden.

Nur die Grünen muckten im Langenfelder Planungsausschuss noch einmal zaghaft auf. "Wir sollten das Kind nicht mit dem Bade ausschütten", appellierte deren Ratsherr Günter Herweg. Statt die für Windkraft erforderliche Änderung des Flächennutzungsplans im westlichen Berghausen komplett zu verwerfen, empfahl er, sie wenigstens für die am wenigsten kritisch erscheinenden Zipfel beizubehalten. Nach Herwegs Lesart könnten Investoren von Windkraftanlagen strikte Auflagen in Sachen Arten- und Trinkwasserschutz gemacht werden. "Wir als Rat müssen uns doch nicht die Probleme aufbürden", befand Herweg. Vielmehr sollten Investoren entscheiden, ob sich ein Projekt für sie mit den strikten Vorlagen lohnt.

Unter solchen Vorzeichen würde die Bezirksregierung eine Änderung des Flächennutzungsplans kaum akzeptieren, widersprach Stadtplaner Stephan Anhalt dem Vorstoß der Grünen. Auch für Jürgen Brüne (CDU) ist für die ins Auge gefassten Berghausener Windkraft-Standorte mit den Einwänden der Bezirksregierung und dem Artenschutzgutachten eine "Schach-matt-Situation" erreicht. Der Vorsitzende der Mehrheitsfraktion im Stadtrat verweist auf die seit 2006 bestehende Konzentrationszone für Windräder im Süden von Langenfeld-Reusrath.

Dort macht eine von der Stadt verhängte Höhenbegrenzung möglicher Windräder auf 100 Meter den Betrieb unrentabel. Gegen diese Höhenbegrenzung läuft seit Jahren vor dem Verwaltungsgericht Düsseldorf eine Klage der Firma SL Windenergie, die in Reusrath bis zu drei 150 Meter hohe Windräder errichten möchte. Während Planungsamtsleiter Anhalt die gesetzte Obermarke nach eigenen Worten für "gerichtsfest" hält, wird laut SL-Abteilungsleiter Joachim Schulenberg die juristisch ausgefochtene "Klärung, ob solch eine Beschränkung in einer Konzentrationszone zulässig ist, auch in anderen Kommunen mit Interesse verfolgt".

Wegen der auf dem Papier bestehenden Reusrather Zone sprach die Langenfelder Verwaltungsspitze in Bezug auf die beiden in Berghausen ins Auge gefassten Windräder stets von "Ergänzungsstandorten". Und das macht jetzt auch den Politikern den Rückzug komfortabel. Der "wesentliche Antrieb" zu dem Gemeinschaftsprojekt mit Monheim sei aus der Nachbarstadt gekommen, betont Anhalt.

Monheims Bürgermeister Daniel Zimmermann hat trotz der vorgebrachten Aspekte des Trinkwasser- und Artenschutzes kürzlich bekräftigt, unweit der Autobahn A 59 den Bau dreier Windräder ermöglichen zu wollen. Dann werde die Monheimer Verwaltung aber darauf drängen, dass sich die Stadtwerke Langenfeld aus der "Arge Bergwind" verabschieden, einer Arbeitsgemeinschaft von acht kommunalen Energieversorgern aus der Region, die geeignete Windkraft-Standorte im Kreis Mettmann, Solingen oder Remscheid für gemeinsame Investitionen ausloten. Der Langenfelder Stadtwerke-Chef Kersten Kerl, der als Chef auch des Verbandswasserwerks besonders auf den Trinkwasserschutz pocht, gibt sich gelassen. "Ich habe keinen Passus gefunden, dass man jemanden aus der Arge Bergwind rausschmeißen kann."

(RP)
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