Lungenkrankheit Corona: Desinfektionsmittel ausverkauft

kreis mettmann · Der Corona-Verdacht in Haan hat sich als Fehlalarm herausgestellt. Das Kreisgesundheitsamt appelliert, Hygienestandards sehr ernst zu nehmen. Einige Bürger füllen durch Großeinkäufe ihre Vorratskammern.

 Menschen sind verunsichert, wollen sich teilweise mit Mundschutz vor dem Virus schützen.

Menschen sind verunsichert, wollen sich teilweise mit Mundschutz vor dem Virus schützen.

Foto: dpa/Fabian Strauch

 Der Haaner Patient, der wegen Corona-Verdachts im St.-Josef-Krankenhaus behandelt und bereits entlassen worden ist, ist nicht der einzige Kranke im Kreis Mettmann, bei dem im ersten Schritt besondere Vorkehrungen getroffen worden sind. „Aber das sind alles keine Verdachtsfälle – bis zu diesem Moment gab es im gesamten Kreis Mettmann noch keinen Verdachtsfall“, erklärt Dr. Rudolf Lange, Leiter des Kreisgesundheitsamtes.

Denn der Begriff umschreibt einen ganz klar umrissenen Zustand: So muss der Patient einerseits die typischen Symptome zeigen, andererseits aber auch ein betroffenes und vom Robert-Koch-Institut (RKI) als solches ausgewiesenes Risikogebiet besucht haben oder Kontakt mit Menschen gehabt haben, die nachweislich an einer Corona-Infektion erkrankt sind. Und diese Konstellation ist im Kreis noch nicht vorgekommen. Alles andere, wenn beispielsweise nur die Symptome auftreten, sind Vorverdachtsfälle. „Wir hoffen auch, dass es so bleibt“, sagt Lange. Jetzt mache es noch Sinn zu versuchen, eine Ausbreitung des Coronavirus‘ zu verhindern. „Anders als das Influenzavirus, das durch den Kreis und die ganze Welt wabert, hat sich das Coronavirus noch nicht so weit ausgebreitet“, erklärt Lange. Um im Zweifel beide Krankheitserreger aufzuhalten, appelliert der Mediziner, Hygienestandards penibel einzuhalten. Der Kreis hat auf seiner Internetseite Verhaltensregeln aufgelistet: regelmäßiges, gründliches Händewaschen. Niesen in ein sofort zu entsorgendes Papiertaschentuch. Husten in die Ellenbeuge, nicht in die Hand. Vermeiden Sie, mit Händen und Fingern Augen, Mund oder Nase zu berühren.

Wer aktuell an einem fieberhaften Infekt leidet, ist höchstwahrscheinlich von der derzeit hochakuten Grippewelle betroffen, so der Kreis. „Im Kreis Mettmann sind Influenza-Patienten in einem dreistelligen Bereich gemeldet worden“, erklärt Rudolf Lange. „Und das sind nur die Zahlen, die durch die Labore bestätigt worden sind.“ Die Dunkelziffer dürfte höher liegen. Die Gefahr, an der echten Grippe zu erkranken, ist also momentan noch deutlich höher, sich das Coronavirus einzufangen. Wer an den typischen Symptomen leidet und kürzlich aus einer Region zurückgekehrt ist, in der gehäuft Corona-Fälle aufgetreten sind, sollte unbedingt seinen Hausarzt anrufen. „Unangemeldete Praxisbesuche sollten unterbleiben. Die niedergelassenen Ärzte sind über die Kassenärztliche Vereinigung umfassend über das sachgerechte Vorgehen informiert“, erklärt Rudolf Lange.

 Rudolf Lange leitet das Kreisgesundheitsamt.

Rudolf Lange leitet das Kreisgesundheitsamt.

Foto: Janicki, Dietrich (jd-)

Das RKI schätzt  die Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland aktuell als „gering bis mäßig“ ein (Stand 26.02.2020). Unter www.rki.de/covid-19 finden Bürger Antworten des RKI auf häufig gestellte Fragen. Die Städte im Kreisgebiet sind nach eigenen Angaben vorbereitet, sollte der erste Bürger positiv auf Corona getestet werden. So steht es etwa auf der  Homepage der Stadtverwaltung Langenfeld (www.langenfeld.de), die aber bewusst „keinerlei medizinische Einschätzungen geben“ will. Außerhalb der Sprechzeiten von Hausärzten seien der Ärztliche Notdienst unter Tel. 116117 oder die Notfall-Praxis (Klosterstraße 32) neben dem Langenfelder St. Martinus-Krankenhaus unter Tel. 02173 - 909999 zuständig. Auch dort ist es aus Gründen des Infektionsschutzes dringend erforderlich, zunächst vorherigen telefonischen Kontakt aufzunehmen, bevor jemand mit möglichen Corona-Symptomen direkt die jeweilige Einrichtung aufsucht. Bei akuten Notfällen gilt grundsätzlich immer, den Rettungsdienst unter der bekannten Notruf-Nummer 112 anzurufen.

Auch Feuerwehren bereiten sich vor. „Während des Transports eines Patienten mit Infektionsverdacht tragen die Kolleginnen und Kollegen Mundschutz und Kittel“, erklärt etwa Hans-Peter Kremer, Leiter der Hildener Feuerwehr. „Das schützt sie vor einer Tröpfcheninfektion.“

Desinfektionsmittel waren gestern in vielen Geschäften ausverkauft, etwa im Drogeriemarkt Müller im Langenfelder Marktkarree.  Und in Supermarkt-Regalen gibt es Lücken etwa bei Konserven. Die Hildenerin Anneliese Neumann hat wie sonst auch eingekauft: „Ich habe ein paar Nudeln mehr mitgenommen als sonst. Und zum ersten Mal Reis.“ Sorgen mache ihr die Ausbreitung des Coronavirus noch nicht: „Mein Mann und ich werden aber Menschenansammlungen vermeiden. Mein Sohn wollte sich am Samstag mit Freunden im Centro in Oberhausen treffen. Das haben sie abgesagt.“

Coronavirus-Hotline des NRW-Gesundheitsministeriums Telefon 0211 8554774.

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