Langenfeld Chillecke und Getränkebar in der Kirche

Langenfeld · In der Nacht der offenen Kirchen boten sich viele Gelegenheiten, Gotteshäuser einmal anders zu erleben.

 Die Konfirmanden hatten sich den Kirchenraum in der Erlöserkirche nach eigenen Bedürfnissen gestaltet und sich gemütlich eingerichtet.

Die Konfirmanden hatten sich den Kirchenraum in der Erlöserkirche nach eigenen Bedürfnissen gestaltet und sich gemütlich eingerichtet.

Foto: Matzerath

Schon vor der Erlöserkirche werden die Besucher mit zahlreichen brennenden Kerzen empfangen. Sie weisen den Weg zum Kirchenportal. Zunächst betritt man einen absolut finsteren Raum, um dann durch einen Vorhang ins Licht zu gehen. Leise Popmusik erfüllt den weiten Kirchenraum. Hinter dem Altar leuchten Bilder von Sternen und Galaxien aus der Unendlichkeit des Weltalls auf. Überall verteilt stehen Kerzen und hängen Lichterketten, die eine Geborgenheit spendende Wohlfühlatmosphäre schaffen.

Diese ungewöhnliche Kirchengestaltung geht auf das Konto der über 60 Konfirmanden der Erlöserkirche. "Wir haben mit den Konfirmanden überlegt, wie man Kirche gestalten kann, so dass es eine Kirche für uns Jugendliche ist", erklärt Teamer Moritz Klee. So kam eine Chillecke in die Kirche und eine Getränkebar. "Hier gibt es Säfte und die Jugendlichen können sich ihre Getränke selbst mixen", sagt Moritz. Auch Kleinigkeiten zum Essen haben die Konfirmanden vorbereitet. "Es gibt Waffeln, Gemüse- und Obstspieße", verrät Teamer Paul Sanft und Presbyter Philipp Klee fügt hinzu: "Heute Abend ist hier Kirche nur für Jugendliche -ohne Eltern. Sie sollen Kirche für sich neu entdecken."

Konfirmanden und Jugendliche aus dem ganzen Stadtgebiet sind bereits eingetroffen. So geht es in der Erlöserkirche an diesem Abend nicht andächtig, sondern munter zu. "Wir wollten die Kirche modern gestalten, aber trotzdem noch das Gläubige behalten", erzählt Konfirmand Ben. Wie lange haben sie gebraucht, um die Kirche umzugestalten? "Zwei Stunden", verrät Alina und Caprice ergänzt: "Wir hatten viele Helfer."

In der Kirche St. Martin dagegen herrscht eine besinnliche Stille. Hier können Besucher die Ausstellung "natural hearts" des Brühler Künstlers Jens Gawandtka auf sich wirken lassen. Er hat Herzformen in der Natur fotografierte, nachdem er mit 40 Jahren zum ersten Mal den Krebs besiegt hatte. "Der Erlös seiner Ausstellungen geht an Krebshilfe-Projekte", weiß Jessica Lammerse vom Ehepastoral, die gemeinsam mit Julia Schuberth von der Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle Ratingen die Nacht der offenen Kirchen in der St. Martin Gemeinde der "Liebe" gewidmet hat. Die Fotos zeigen, dass Zeichen der Liebe überall zu finden sind, wenn man nur genau hinsieht. Da formen sich Schatten, Wege und Steine zu Herzen. Zwischen den Abbildungen sind Gedichte zu lesen. Außerdem haben sich die beiden Organisatorinnen kleine Aufgaben für Paare, aber auch für Singles einfallen lassen. "Welche Tankstellen gibt es in ihrem Leben?", wird gefragt oder: "Welche harte Nuss haben Sie in Ihrer Partnerschaft schon geknackt?"

Wer sich am Freitagabend aufmachte, um während der Nacht der offenen Kirchen die einzelnen Gotteshäuser zu besuchen, konnte Kirche einmal ganz anders erleben. So wurden in der Christengemeinde Gospels gesungen und in St. Josef regte "Der Glöckner von Notre Dame" an, sich mit der Menschenwürde auseinander zu setzen. In der Adventgemeinde las der Dresdner Autor Titus Müller aus seinem Roman "Der Tag X", in dem es um die letzten Tage der DDR geht. Dazu gab es Saxophon-Musik des New Yorker Jazz-Musikers Tito Charneco. "Wir sind ganz überrascht von dem Andrang", räumt Matthias Friedland von der Adventgemeinde ein. Zum Abschluss spielte eine Konzertgitarristin aus Dresden spanische Musik zu Abendpsalmen.

(sue)
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