Langenfeld/Monheim Checken Mädchen das?

Düsseldorf · Bundesweit läuft eine Impfkampagne gegen Gebärmutterhalskrebs. Doch vor Ort mehren sich skeptische Stimmen. Unter den Kritikern befindet sich neben Frauenärzten auch die Monheimer Gleichstellungsbeauftragte.

Gebärmutterhalskrebs: Daran zu erkranken, ist für jede Frau eine furchtbare Vorstellung. Neben einer langwierigen Chemotherapie fürchten viele Betroffene vor allem eine Operation. Besonders tragisch: das Frühstadium des Gebärmutterhalskrebs tritt oft in jungen Jahren auf. Entsprechend offensiv läuft derzeit eine große Impfkampagne. Ein kleiner Picks und weg ist das lebensbedrohliche Risiko? – Wer einschlägige TV-Spots sieht, könnte genau diesen Eindruck haben. Doch in Monheim und Langenfeld regen sich zunehmend kritische Stimmen gegen die vermeintliche Wunderimpfung.

Kein 100-prozentiger Schutz

Der wichtigste Einwand: Die Impfung bietet keinen hundertprozentigen Schutz. Andreas Tuszewski, Gynäkologe in Langenfeld, stellt fest: „Die Impfung deckt nur knapp 80 Prozent der unter Umständen krebsauslösenden Viren ab. Die jährliche Krebsvorsorgeuntersuchung bleibt also weiterhin unerlässlich.“ Und die Monheimer Gleichstellungsbeauftragte Gisela Herforth gibt zu bedenken: „Das Problem ist, dass zu wenig über mögliche Risiken der Impfung aufgeklärt wird. Man muss sich damit auseinandersetzen, dass mögliche Spätfolgen noch in vieler Hinsicht unerforscht sind.“ Die scheinbar glasklare Botschaft der aktuellen Kampagne betrachtet auch der Monheimer Gynäkologe Friedhelm Fester mit kritischen Augen. „Man kann kaum leugnen, dass die wirtschaftlichen Interessen der Pharmafirmen bei der Werbung für diese Impfung eine Rolle spielen.“ Natürlich sei die Impfung sinnvoll. Fester: „Ich freue mich über die große Nachfrage unter meinen Patientinnen. Aber um einen tatsächlichen gesellschaftlichen Erfolg bei der Bekämpfung des Gebärmutterhalskrebs zu bekommen, müssten knapp 80 Prozent der Mädchen geimpft werden.“ Freilich: Trotz aller Einwände bleibt die Kernbotschaft in Sachen Gebärmutterhalskrebs positiv. Gynäkologe Tuszewski: „Dieser Art von Krebs wird oft durch eine Infektion mit den sexuell übertragbaren Humanen Pappiloma Viren (HPV) ausgelöst. Mit der neuen Impfung gegen die HPV-Untertypen 16 und 18 kann das Risiko einer Erkrankung gemindert werden.“ Die Impfung wird speziell für junge Mädchen zwischen 12 und 17 Jahren angeboten und bietet für mindestens fünf Jahre Schutz vor den Viren.

Die Kampagne „Mädchen checken das“ der Deutschen Krebshilfe hat es sich zum Ziel gesetzt, bundesweit über diese Möglichkeit zu informieren. Seit dem ersten Juli werden die Kosten der knapp 500 Euro teuren Impfung für Mädchen unter 18 Jahren von allen Krankenkassen übernommen. „Der Sinn der Impfung besteht darin, die Mädchen vor diesen HP-Virustypen zu schützen, bevor sie sexuell aktiv sind“, erklärt Dr. Claudia Brinkmann vom Kreisgesundheitsamt Mettmann. Trotz ihrer Kritik raten die meisten Experten weiterhin zur Impfung. Allerdings solle, so Brinkmann, dadurch nicht suggeriert werden, die geimpften Mädchen wären von nun an für immer geschützt. „An regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen führt kein Weg vorbei.“

(RP)
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