Langenfeld Chaos in Zügen macht Pendler wütend

Langenfeld · Verspätungen, Ausfälle und überfüllte Bahnen im Berufsverkehr sorgen weiter für Unmut bei Pendlern, die in der Regionalbahn 48 oder im Regionalexpress 7 von Solingen, Leichlingen oder Opladen in Richtung Köln unterwegs sind.

Ein dunkler, nasskalter Novembermorgen am Solinger Hauptbahnhof: Ein Mann hält sich, mit leeren Augen vor sich hin starrend, am Kaffeebecher fest. Ein anderer lehnt an einem Pfeiler, während Musik durch seine Kopfhörer nach außen dringt. Eine Sitzgelegenheit gibt es um kurz nach sieben Uhr längst nicht mehr: Zu viele Berufspendler und Studenten tummeln sich um diese Zeit auf dem Bahnsteig an Gleis acht.

"Ich bin gespannt, was für ein Zug jetzt gleich kommen wird", sagt Anke Heitzer. Und in den Worten der Krankenschwester, die in Köln berufsbegleitend studiert, schwingt wenig Zuversicht mit. "Ich nutze die Strecke mittwochs und donnerstags", erklärt sie: "Und immer wieder ist die Bahn total überfüllt."

Zielscheibe des Unmuts ist der britische Verkehrskonzern National Express, der im Dezember 2015 die Linien RE 7 (Rheine / Münster - Köln - Krefeld) und RB 48 (Wuppertal - Köln - Bonn) übernommen hat. Seitdem häufen sich Beschwerden über Verspätungen und Zugausfälle durch Pannen oder erkranktes Personal. "Und viele Leute ärgern sich darüber, dass gerade in den Zeiten mit den meisten Pendlern Kurzzüge eingesetzt werden", ergänzt Daniela Vöpel, die gemeinsam mit Anke Heitzer zum Fachseminar nach Köln aufbricht.

"Eigentlich würden wir die Bahn um 7.04 Uhr nehmen, aber die verkehrt ja wegen der Bauarbeiten am Bahnhof im Moment nicht", erklärt Heitzer. Wegen der Überfüllung eines Zuges habe sie sich bereits mit National Express in Verbindung gesetzt: Als Antwort habe man ihr vorgerechnet, dass in besagter Bahn noch ausreichend Plätze übrig gewesen seien. "Dabei kam selbst der Zugbegleiter nicht mehr durch."

Ein Sprecher von National Express erklärt auf Anfrage, die Kapazitäten würden grundsätzlich den Anforderungen entsprechen. In den besonders morgens eingesetzten Zügen mit Doppeltraktion gebe es 415 Sitzplätze und zudem ebenso viele Stehplätze: "Mehr als 800 Fahrgäste steigen in der Regel aber nicht zu."

Kurz darauf rollt der Regionalexpress 7 ein - und wenig überraschend wird es eng. "Das ist jetzt sogar noch vergleichsweise schön", winkt Heitzer ab. Und eine andere Frau pflichtet ihr bei: "Wenn später noch andere Leute zusteigen, wird es richtig warm."

Immerhin: Verspätet ist der Zug an diesem Morgen mit fünf Minuten nur geringfügig. Das ist aber offenbar nicht immer so. "Ich bin schon so weit, dass ich wegen der Verspätungen meinen Arbeitsplatz gewechselt habe", erzählt Franziska Papadopoulos. Zeitweise habe sie an einem Tag pro Woche ihre Chefin in Bergisch-Gladbach anrufen müssen, um Bescheid zu sagen, dass sie zu spät zur Arbeit komme. Angesichts von Verspätungen von bis zu einer halben Stunde habe sie auch schon den ICE genutzt und den Aufpreis in Kauf genommen, um wenigstens halbwegs im Zeitplan zu bleiben. Komplette Zugausfälle habe es allerdings zuletzt wenige gegeben, räumt die 25-Jährige ein.

Das deckt sich mit den Zahlen, die das Verkehrsunternehmen bereit stellt: Die Ausfallquote habe sich von 2,5 Prozent im Januar auf 1,1 im Oktober mehr als halbiert. Auch die Anzahl der Verspätungen, für die das Unternehmen die Verantwortung trage, sei zurückgegangen, betont ein Sprecher von National Express. Dass es mit den Zügen vom Typ Talent-2 des Herstellers Bombardier Startschwierigkeiten gegeben hat, räumt der Verkehrskonzern ein. Aber auch diese hätten sich inzwischen gelegt. Vielmehr seien zuletzt Züge aus Gründen wie Kabeldiebstählen beschädigt worden. Auch die Anzahl der Lokführer reiche inzwischen aus, um krankheitsbedingte Ausfälle kompensieren zu können. "Wir bemühen uns dennoch um weitere Triebfahrzeugführer", betont das Unternehmen.

Wer an der Haltestelle in Opladen die RE 7 verlässt, kann zunächst Luft holen: Der erste Schwung der Pendler in Richtung Köln ist schließlich bereits unterwegs. Doch auch hier füllt sich in den nächsten Minuten wieder der lange Bahnsteig. Die Gäste warten auf die Regionalbahn 48 - und sie warten etwas länger als die Pendler zuvor in Ohligs: Mit einer Viertelstunde Verspätung erreicht der Zug den modernisierten Bahnhof. "Das ist ja halb so wild", sagt ein Fahrgast lapidar - und fügt hinzu: "Besser gut gefahren, als schlecht gelaufen".

(RP)
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