Monheim Chance ergriffenMit Phantasie und Verstand

Düsseldorf · Während das Geburtshaus der Choreografin Pina Bausch im benachbarten Solingen vor acht Monaten dem Erdboden gleichgemacht wurde, hat Dünchheim erkannt, wie man die große Tochter der Stadt Monheim nicht nur adäquat würdigen, sondern auch für Marketingzwecke nutzen kann. Ein Sprachförderzentrum ist logische Konsequenz einer designierten „Hauptstadt des Kindes“. Und spätestens in 30 Jahren, träumt der Bürgermeister, sei Ulla Hahn für Monheim das, was Heinrich Heine längst für Düsseldorf ist. stm

monheim Spätestens seit der Verfilmung ihres autobiografisch gefärbten Romans „Das verborgene Wort“ unter dem Titel „Teufelsbraten“ ist Ulla Hahn einem breiten Publikum bekannt geworden. Mit der seit 1987 in Hamburg lebenden Autorin sprach RP-Redakteurin Stefanie Mergehenn über das „Ulla-Hahn-Haus“ und ihre weiteren Pläne.

Frau Hahn, haben Sie sich inzwischen mit der Stadt Monheim und ihren Menschen ausgesöhnt?

Hahn Es gab nichts „auszusöhnen“. Die Stimmung bei meinen Lesungen in Monheim war sehr freundlich; ich habe alte Freunde getroffen und ein paar Monheimer haben mich sogar gefragt, ob sie im nächsten Buch nicht auch vorkommen könnten.

An welchem aktuellen Werk arbeiten Sie denn gerade ?

Hahn Ich schließe gerade die Fortsetzung des Romans „Das verborgene Wort“ ab. Das Buch wird im Herbst erscheinen.

Welche Autoren haben Sie vorrangig durch Ihre Kindheit und Jugend begleitet – die selben wie Hilla Palm ?

Hahn Ja, vor allem Märchen und Friedrich Schiller. Ein Widerspruch nur auf den ersten Blick. Märchen vor allem für die Phantasie, das sich Hinwegsetzen über die oftmals unzulängliche Wirklichkeit. Schiller für das Trotzdem! „In deiner Brust sind deines Schicksals Sterne!“ Sich nicht von den widrigen Umständen unterkriegen lassen. Das war mein Evangelium. Das Evangelium der Freiheit. Kämpfen: mit Phantasie und Verstand.

Können aus Ihrer Sicht – Zitat Bürgermeister – „sowohl Unbedarfte als auch Hochbegabte“ im Ulla-Hahn-Haus adäquat gefördert werden?

Hahn Was heißt schon „unbedarft“? Benachteiligt, würde ich eher sagen. Diesen Kindern Angebote zu machen, die eine, besonders eine soziale, Benachteiligung auszugleichen versuchen halte ich für sehr wichtig. Und „Hochbegabte“? Die brauchen Herausforderungen, die über die, welche die Schule bietet, hinausgehen. Ausgleich der Benachteiligung für die einen – Herausforderung für die anderen also. Dazu wünsche ich mir eine gute Zusammenarbeit mit den Lehrern.

Ist die vom Bürgermeister präferierte, aus meiner Sicht aber eher negativ konnotierte Bezeichnung „Haus für Teufelsbraten“ auch Ihr Favorit ?

Hahn Sicher hat die Verfilmung zu diesem Namen verleitet. Ganz glücklich bin ich mit ihm nicht. Sie haben sicher Recht, wenn Sie sagen, dass zuviel Negatives mitschwingt. Da gefällt mir ein schlichtes Ulla-Hahn-Haus schon besser.

(Frage des Tages)

(RP)
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