Analyse Bücherei zeigt Bilderzyklus von de Goya

Stadtbibliothek Langenfeld zeigt Kopien aus "Los Caprichos". die Schau ist bis zum 3. Februar zu sehen.

Ein Mann liegt mit verschränkten Armen auf einem Tisch und ist eingeschlafen. Dunkle, unheimliche Kreaturen fliegen über seinem Kopf umher. Der Untertitel dieser Zeichnung von 1799 lautet "Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer". Das Werk mit der Nummer 43 ist eines der bekanntesten Motive aus dem 80 Blätter umfassenden Zyklus "Los Caprichos" des spanischen Künstlers Francisco de Goya (1746-1828). Die Stadtbibliothek widmet dem Maler, der damals als einer der einflussreichsten seiner Zeit galt, als Beitrag zum Langenfelder Spanienjahr diese kleine, aber feine Schau. "Es sind nur Kopien. Einen echten Goya hätten wir uns hier nicht leisten können", sagt Bibliotheksleiterin Martina Seuser.

Ursprünglich hatte Goya "Den Schlaf der Vernunft" als Titelblatt vorgesehen. Die Caprichos sind ein zwischen 1793 und 1799 entstandener gesellschaftskritischer Zyklus und stellen einen Spiegel dieser Zeit dar. Die Blätter greifen Probleme auf wie Armut, Prostitution, Aberglaube, Missbrauch klerikaler Autorität durch Inquisition und die Brutalität des Machterhalts von Adel und Klerus. Das Blatt Nr. 43 gilt als programmatisch, nicht nur für die Caprichos selber, sondern für die gesamte Kunst an der Schwelle vom 18. zum 19. Jahrhundert. Zahlreiche Maler, Schriftsteller und Musiker haben sich durch den Stich inspirieren lassen und sich thematisch mit dem Blatt auseinandergesetzt. "Die Darstellungsformen dazu haben sich geändert, das Thema nicht", sagt Seuser. Auf einem Bild sind statt Ungeheuer Panzer zu sehen. Es geht immer um etwas Unerklärliches, Irrationales, Gefährliches. "Man könnte sich fragen: Wenn die Vernunft die Augen zumacht, was bleibt dann noch? Das hat einen aktuellen Bezug."

In der Stadtbibliothek ist die Ausstellung in die "Entstehungsgeschichte", "literarische" sowie "künstlerische Werke" unterteilt. Buchautor Günter Grass verarbeitete das Thema literarisch in seinem Roman "Die Ratten". Salvador Dalí griff es als surrealistische Darstellung auf. Die ausgestellten Bild- und Texttafeln zeigen beispielhaft die Inspirationsquellen für Goyas Werk und die Rezeption des Bildes in der bildenden Kunst und in der Literatur bis heute. "Wenn die Vernunft schläft, dann kommt das Irrationale zum Vorschein. Das ist aktuell wie nie zuvor", findet Seuser.

Die Ausstellung wurde von Prof. Dr. Helmut Jacobs erstellt, Professor für Romanistik und Literaturwissenschaften an der Universität Duisburg/Essen. Jacobs hat sich intensiv mit Goya und der Rezeptionsgeschichte des Capricho 43 beschäftigt. Am 31. Januar hält Renate Naber ab 19.30 Uhr in der Bibliothek einen Vortrag über "Spanische Autoren". Und im Mai eröffnet im Stadtmuseum eine umfangreiche Goya-Ausstellung.

Bis zum 3. Februar, Stadtbibliothek, Hauptstraße 131, di+fr 9-19 Uhr, mi+do 14-19 Uhr, sa 10-14 Uhr.

(vg)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort