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Langenfeld/Monheim Buchmarkt: Kleine Läden bei Service vorn

Langenfeld/Monheim · Gesicht zeigen: Auf der Frankfurter Buchmesse steht der Wettbewerb der Händler mit Amazon im Fokus. Die Geschäfte in Langenfeld und Monheim profitieren durchaus vom Imageverlust des Versandriesen.

 Linda Rossbach vertreibt gedruckte Romane und bietet sie auch als E-Book inklusive Reader an.

Linda Rossbach vertreibt gedruckte Romane und bietet sie auch als E-Book inklusive Reader an.

Foto: Matzerath

Für die Monheimer Buchhändlerin Linda Rossbach ist Lesen ein Vergnügen. Und ihre Langenfelder Kollegin Hiltrud Markett liebt es ebenfalls, ein Buch in der Hand zu halten, Zeit für die Lektüre zu haben und das Papierrascheln beim Umblättern zu hören. "Das ist ideal, um nach einem Arbeitstag zu entspannen." Nicht umsonst heißen die Geschäfte an der Langenfelder Hauptstraße "Bücherecke" und in Monheim "Bücherstube". Die Nestwärme sei das Pfund, mit dem die kleinen inhabergeführten Läden gegen den Internethandel wuchern, betont Rossbach: "Uns weht der Wind hart ins Gesicht."

Das beste Argument für die Buchhandlung um die Ecke ist das Fachwissen der Betreiber. 80 Prozent der Bücher, die in den Regalen an der Hauptstraße stehen, hat Hiltrud Markett selber gelesen. "Wir können unsere Kunden gezielt beraten", sagt auch Linda Rossbach. "Ich kenne sie häufig über Jahrzehnte." Das könne Amazon nicht leisten. Und auch nicht "nein" sagen, wenn ein bestimmter Roman vielleicht die ungeeignete Lektüre sei. "Wir sind nicht in der Not, alles verkaufen zu müssen, und können den Kunden deshalb natürlich auch unsere Lieblingsbücher empfehlen."

"Das Lesen", da ist sich Linda Rossbach sicher, "wird uns erhalten bleiben, ob am Bildschirm oder als Printmedium." Sie vertreibt neben dem gedruckten Lesestoff auch digitale Bücher und E-Book-Reader. Hiltrud Markett zieht im November nach.

Seit längerem läuft der Bücherverkauf schleppend. Im vierten Jahr in Folge muss die Bücherstube Rossbach Umsatzeinbußen verkraften. "Das hat mit der Wirtschaftskrise aber auch mit Amazon zu tun", sagt die Inhaberin. Doch seitdem zum Jahresbeginn eine Fernsehsendung über den Umgang des Versandriesen mit Leiharbeitern gezeigt worden ist, kommt den kleinen Läden der Imageverlust des Unternehmens zugute. Der treibt dem traditionellen Buchhandel wieder Kunden zu. Rossbach berichtet von einem ausgeprägt computeraffinen Mann, der als einer der ersten bei Amazon bestellt habe und jetzt wieder in ihr Geschäft zurückfand. Er habe seinen Account dort komplett geschlossen. Anders als noch vor einiger Zeit legten die Kunden inzwischen auch wieder mehr Wert auf eine ausgewogene Infrastruktur und Aufenthaltsqualität in den Städten. Man treffe die Nachbarn, halte einen Schwatz und gehe entspannt einkaufen.

Mit früher Leseförderung bindet Hiltrud Markett schon die jungen Leser. Sie unterstützt fast alle Grundschulen in Langenfeld, indem sie die Schul- und Klassenbibliotheken in Absprache mit den Lehrern regelmäßig auf den neuesten Stand bringt. In der Don-Bosco-Schule organisiert sie regelmäßig im Mai zum Welttag des Buches eine Lesenacht für die Grundschüler. "Fast 100 Prozent der Kinder machen dabei mit." Und Markett ist optimistisch: "Wir können langfristig gut neben dem Internethandel bestehen." Die Ketten, die jetzt schon neben Büchern andere Artikel anbieten müssten, um zu überleben, hätten es schwerer und würden vermutlich nach und nach aus dem Stadtbild verschwinden.

(RP)
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