Langenfeld/Monheim Brennholz aus dem Wald wird knapp

Langenfeld/Monheim · Wegen der steigenden Energiepreise befeuern immer mehr Menschen ihre Öfen mit Holz, viele holen es sich aus dem Wald. Förster Karl Zimmermann kann sich vor Anfragen kaum retten.

 Karl Zimmermann kümmert sich als Forstbetriebsleiter um den Zustand der Wälder in Langenfeld und Monheim. Auf dem Bild markiert er einen Baum, der gefällt werden soll. Äste aus den Kronen oder auch ausgewählte Jungbäume werden als Brennholz verkauft.

Karl Zimmermann kümmert sich als Forstbetriebsleiter um den Zustand der Wälder in Langenfeld und Monheim. Auf dem Bild markiert er einen Baum, der gefällt werden soll. Äste aus den Kronen oder auch ausgewählte Jungbäume werden als Brennholz verkauft.

Foto: Matzerath, Ralph

Um die 90 Euro kosten zurzeit 100 Liter Heizöl, fast neun Cent sind pro Kilowattstunde Erdgas zu bezahlen. Dass wegen der Preissteigerungen bei diesen beiden Energieträgern viele Langenfelder und Monheimer beim Heizen auf Holz umsteigen, merkt der für beide Städte zuständige Forstbetriebsleiter Karl Zimmermann (55) an der rapide wachsenden Nachfrage nach frisch geschlagenen Bäumen und zersägten Ästen aus den heimischen Wäldern. "Ich könnte leicht die doppelte Menge von dem abgeben, was mir zur Verfügung steht", sagt der Förster.

Ab November bis Ende März ist es nach Zimmermanns Worten für jedermann möglich, sich über ihn und gegen Rechnung mit Brennholz aus den Wäldern zu versorgen. Seit etwa sechs Jahren spüre er aufgrund der Öl- und Gaspreisentwicklung verstärktes Interesse. "Viele Menschen sind auf Holz umgestiegen, obwohl auch das teurer geworden ist. Doch sie haben Geld in Kaminöfen gesteckt und manche von ihnen haben sich zudem eine Kettensäge gekauft." Diesen Trend bestätigt Paul Franken vom Monheimer Raiffeisenmarkt, in dem Brennholz gefragter denn je sei. "Es ist gar nicht so leicht, entsprechende Mengen zu besorgen und vorrätig zu haben."

Wer Holz aus städtischen Wäldern verfeuern möchte, bekommt über die beiden Rathäuser Kontakt zu Zimmermann. Nach seinen Angaben wird einerseits das Kronengeäst aus zuvor gefällten dicken Bäumen abgegeben, andererseits auch der ein oder andere Stamm aus jüngeren Waldgebieten. Wer eine Motorsäge und den schriftlichen Nachweis hat, dass er mit dem nicht ungefährlichen Werkzeug umgehen kann, dürfe dann selber Hand anlegen. "Das wollen auch die Meisten, weil sie sich das Fitnessstudio sparen und weil es billiger ist." Rund 25 Euro verlangt der Förster für den Raummeter. "Ich markiere jeweils zuvor die Bäume, die jemand schlagen darf. Er kann dann natürlich mit seinem Auto bis zu dieser Stelle hinfahren und das Holz einladen. Wir wollen ja schließlich niemanden durch unnötige Schlepperei quälen."

Auch ohne eigene Motorsäge und Muskelkraft können Langenfelder und Monheimer im Wald Brennholz einladen, sofern sie mit Zimmermann Bezahlung und Abholung vereinbart haben. Der Förster schneidet Äste und junge Baumstämme auf einen Meter Länge, schichtet sie am Wegesrand übereinander und verkauft das Ganze für 45 Euro pro Raummeter. "Das geht aber nur auf Vorbestellung, so dass die rechtmäßigen Abnehmer das Holz gleich verladen und wegfahren können. Andernfalls bestünde die Gefahr, dass es geklaut wird." Als Brennholz sind laut Zimmermann in erster Linie harte Laubbaumsorten wie Buche oder Eiche gefragt. Auf Buche schwört auch Franken, nach dessen Worten der Raiffeisenmarkt Wert auf Qualität legt und die Preise entsprechend ansetzen müsse. "Der Raummeter reine Buche kostet bei uns zurzeit 119 Euro, gemischtes Brennholz 109 Euro."

Zimmermann, der als Forstbetriebsleiter des Bezirks Rhein-Berg private und öffentliche Waldbesitzer bei der Bewirtschaftung fachlich berät, betreibt das Geschäft seit 25 Jahren. Er habe festgestellt, dass wohl aufgrund der höheren Öl- und Gaspreise im Vergleich zu früher jeweils die doppelte Menge an Brennholz abgenommen werde, statt zuvor vier mittlerweile rund acht Raummeter. Nur dort, wo er mit dem Waldbesitzer einig sei, dürfe er Baumstämme und Äste zum Verfeuern verkaufen. Zudem müsse die Abgabe aus ökologischer und forstwirtschaftlicher Sicht Sinn machen, betont der 55-Jährige. "Es ist das hohe Ziel, nicht mehr Holz einzuschlagen, als neu nachwächst." Außerdem gelte es im Sinne der Artenvielfalt, an manchen Stellen ganz bewusst abgestorbene Bäume stehen oder liegen zu lassen. "Etwa für den Specht oder andere Tierarten." Kritisch betrachtet der Förster indes den Trend, Hackschnitzel zu verfeuern. In Reisig und Tannennadeln seien schließlich wichtige Nährstoffe. "Wenn man alles aus dem Wald nimmt, dann verarmt der Boden - so wie beim Brennholzsammeln in der Nachkriegszeit - und man müsste ihn düngen." Bislang sei es indes noch nicht so weit gekommen.

Dass es Spaziergänger störe, wenn Privatleute mit dem Auto im Wald Brennholz holen, ist Zimmermann bewusst. "Aber das sind nun mal in erster Linie forstwirtschaftliche Wege."

(RP/rl/ila)
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