Kommentar Bildung statt Bargeld

Düsseldorf · Helfen vor Ort

Kontrovers diskutiert wird auch das Bildungspaket für Kinder (siehe Info). Die Vize-Vorsitzende des Kinderschutzbundes Marion Prondzinsky (selbst alleinerziehende Mutter) vertritt als Anwältin immer wieder auch Leistungsempfänger. Die FDP-Fraktionsvorsitzende im Rat der Stadt befürwortet die Marschrichtung "Sachleistung statt Geldtransfer" und denkt dabei auch an gering verdienende Alleinerziehende, die gerade soviel haben, dass sie keine Transfers nach den Regeln des Sozialgesetzbuches II erhalten. "Bei denen fließt auch kein zusätzliches Bargeld. Und die gefühlte Gerechtigkeitslücke darf nicht zu groß werden."

Die Erhöhung des allgemeinen Regelsatzes um fünf Euro findet sie dagegen "überflüssig, egal, ob die zu Grunde gelegten Berechnungen das nun erfordern oder nicht. Da darf sich niemand wundern, wenn Betroffene das als Alibi-Veranstaltung brandmarken."

Hin und hergerissen ist Jugendamtsleiterin Annette Berg. Grundsätzlich findet die Ideengeberin des Projekts Monheim für Kinder mehr Bildungsteilhabe für ärmerer Kinder gut, "wenn sicher gestellt ist, dass die Gutscheine auch eingelöst werden". Freilich löse diese Investition in die Zukunft nicht alle aktuellen Probleme der bisweilen bedrückenden realen Kinderarmut.

Sie zählt zu den Denksportaufgabe ersten Ranges: Die Frage, wie der Ausgleich zwischen denen, die ihr Einkommen fleißig erwirtschaften und einen Teil davon an den Staat abgeben müssen, und jenen, die das aus eigener Kraft nicht mehr vollbringen, gerecht gestaltet werden kann. Eine Frage, die aktuell auf dem Berliner Parkett für engagierte Rededuelle sorgt.

Vor Ort plagen diejenigen, die den Betroffenen durch ihren oft mühseligen Alltag helfen, ganz praktische Sorgen. So fehlen SkF-Frontfrau Angelika Fierus nicht selten Lebensmittel für ihren Laden "Die Tüte". "Manchmal wird's so eng, dass wir auf Spontan-Spenden angewiesen sind", sagt sie. Ein guter Fingerzeig an all jene, die am liebsten in ihrer Heimat – ganz nah vor Ort – vom Schicksal gebeutelten Menschen helfen wollen. JJ

(RP)
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