Langenfeld Bildhauer-Treff: So entstehen Skulpturen

Langenfeld · Heute beenden die Künstler des Langenfelder Bildhauer-Symposiums ihre Werke. Sie sind noch zwei Wochen zu sehen.

 Daniela Vasiliu (23) hat nach eigenen Worten aus Schaumstoff einen "faulen rumänischen Arbeiter" geschnitten.

Daniela Vasiliu (23) hat nach eigenen Worten aus Schaumstoff einen "faulen rumänischen Arbeiter" geschnitten.

Foto: Matzerath

Ein Schweißgerät heult auf, die Funken fliegen. Es ist laut und dreckig. Die eigenen Schritte müssen angesichts der Bohrmaschinen und anderen Werkzeuge am Boden mit Bedacht gewählt werden. Der Bereich im und vor dem Kunstraum des Kunstvereins Langenfeld (KVL) gleicht einer Baustelle - allerdings einer künstlerischen Baustelle. Hier haben in den vergangenen Tagen drei Männer und drei Frauen während des 4. Internationalen Bildhauer-Symposiums gearbeitet.

Mit einem Winkelschleifer in der Hand bearbeitet ein menschliches Wesen einen riesigen Baumstamm. Es ist nicht zu erkennen, ob Frau oder Mann. Erst als sich die Person ihrer Atemmaske, der Brille und des Ohrenschutzes entledigt, kommt eine blondhaarige Künstlerin zum Vorschein - Carmel Doherty aus Irland.

Und die inspiziert den riesigen Stamm ganz genau. Der stellt natürlich mehr dar als nur ein Stück Holz. Dank der bisherigen Arbeit von Doherty lässt sich deutlich das Kerngehäuse eines Apfels erkennen, auf dem ein Hase sitzt. Was possierlich wirken mag, hat einen ernsten Hintergrund. "Meine Skulptur soll die Menschen daran erinnern, wie nötig es ist, dass wir auf unsere Umwelt achten und sie schützen", erklärt Doherty.

Der Apfel als beliebtestes Obst stehe symbolisch dafür, was uns die Natur zu essen gebe und bald nicht mehr tue, wenn die Menschen so weitermachen wie bisher. Auch die Tiere seien immer stärker vom Aussterben bedroht, "darauf weist uns der Hase hin", sagt die Künstlerin. Bevor sie sich wieder an ihr Werk macht, schnappt sie sich einen Schokoriegel. Erschöpft setzt sie sich und beobachtet ihre junge Kollegin Daniela Vasiliu aus Bukarest.

Die steht in der Sonne vor einem großen weißen Mann aus Schaumstoff - einem "faulen rumänischen Arbeiter", wie sie selbst sagt. "Die Rumänen arbeiten in allen anderen Ländern fleißig, nur in ihrem eigenen Heimatland nicht." Und weil sie das so sieht, hat ihr "Schaumstoff-Arbeiter" zwar eine Schaufel, doch verschränkt er seine Arme entspannt hinter dem Kopf und tut nichts. "Das Material ließ sich sehr gut schneiden, so dass ich ihn schnell in Form bekommen habe", sagt Vasiliu. Jetzt fehlt ihm nur noch Farbe, so dass die Rumänin ihren Arbeiter auf Zeitungspapier stellt, damit sie loslegen kann. Während sie sich der Sprühfarbe bedient, hantiert neben ihr Jean Pierre Vong mit Spachtelmasse.

Er hat aus einem speziellen Ton, der an der Luft trocknet, mehrere Engelsstaturen modelliert, die er nun mithilfe der Masse verfeinert. Da der Franzose Vong an die Existenz von Engeln glaubt, wollte er sich diesen kreativ widmen. "Ich habe sie so schmal gefertigt, dass sie neben jede Tür passen und dort wie eine Leibwache stehen können." Das Ende des Satzes muss er herausbrüllen, denn Carmel Doherty hat wieder ihren Winkelschleifer angeschmissen.

Im Gegensatz zu Daniela Vasiliu, deren Arbeit mit dem Beginn der Ausstellung beendet ist, wird Doherty in Irland noch weiter an ihrem Apfelgehäuse werken. Danach folgen noch zwei weitere Skulpturen, die aber definitiv ihre letzten sein sollen. "Mein Rücken macht die schwere Arbeit nicht mehr mit, es ist zu anstrengend. Ich bin zu alt dafür", sagt die 1965 geborene Doherty. Ihr Rückenleiden spiegelt sich sogar in ihrer Skulptur wider. Als sie Kerben in den Stamm ritzte, erinnerte sie das Ergebnis an ihre Wirbelsäule. Da diese sie sehr schmerzt, ließ sie die Kerben. Körperliche Arbeit fordert ihren Tribut. Künstler, die gleichzeitig Handwerker sind, wissen das.

Doch die Arbeit hat sich gelohnt. Alle Interessierten können sich heute Abend um 19.30 Uhr bei der Vernissage im Kunstraum (Hauptstraße 135) sowie in den nächsten zwei Wochen selbst davon überzeugen. Solange werden die Stücke mindestens noch ausgestellt sein (geöffnet Dienstag, Freitag und Samstag, 10 bis 13 Uhr, Donnerstag, 15 bis 20 Uhr, und Sonntag, 15 bis 18 Uhr.

(RP)
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