Langenfeld Betriebe buhlen um Bewerber

Langenfeld · So vielfältig wie die Neigungen und Talente der jungen Leute, an die sie sich wenden, waren gestern bei der Berufsorientierungsbörse in der Langenfelder Stadthalle die Stände von Betrieben, Verbänden und Hochschulen.

 Peter Przybycin (M.) brachte den jungen Besuchern den Telekommunikationsbau näher.

Peter Przybycin (M.) brachte den jungen Besuchern den Telekommunikationsbau näher.

Foto: MATZERATH

Blauhelme seilen sich von der Fassade der Stadthalle herab, Karabiner klicken. Was wie das Szenario einer UN-Intervention in der Posthornstadt klingt, ist dem Umstand geschuldet, dass bei der gestrigen Berufsorientierungsbörse (BOB) auch das Gerüstbauunternehmen Heinen mit einem Stand vertreten war. Oder besser: einem Gerüst. Der 15-jährigen Celine wird gerade aus dem Klettergurt geholfen, die Hauptschülerin kreischt vor Freude. Ob sie sich ein Berufsleben in schwindelerregender Höhe denn überhaupt vorstellen könne? "Klar, ich finde das super!" Der Profi zu ihrer Rechten lächelt dazu milde im ärmellosen Shirt, das den Blick auf seinen tätowierten Arm freigibt. Die erste Begeisterung ist wohl auch dem Adrenalin geschuldet. Neben Schwindelfreiheit seien handwerkliches Geschick und Zuverlässigkeit vonnöten.

 Frank Hardy (2.r.) erklärte Gebäudelektronik gemeinsam mit seinem Azubi Tim Schweitzer (r.), den er letztes Jahr auf der BOB gefunden hatte.

Frank Hardy (2.r.) erklärte Gebäudelektronik gemeinsam mit seinem Azubi Tim Schweitzer (r.), den er letztes Jahr auf der BOB gefunden hatte.

Foto: Matzerath, Ralph

Kontakt führte zur Lehrstelle

Es ist voll in der Stadthalle. Und sehr warm. Am Stand des Elektro-Unternehmens Hardy aus Monheim (zehn Mitarbeiter) steht Tim Schweitzer und plaudert mit Messebesuchern. Vor einem Jahr hat er selbst sich hier noch umgetan. Da war der 24-Jährige zwar schon deutlich älter als die meisten derer, die sich - mal schüchtern, mal überraschend forsch - an den rund 100 Ständen von Betrieben, Verbänden, Kammern, Hochschulen, öffentlichen und privaten Einrichtungen informieren. Schweitzer hat die Gesamtschule besucht, danach war er auf dem Opladener Berufskolleg, wo er sich zum elektrotechnischen Assistenten ausbilden ließ. Dann hat er an der Kölner Fachhochschule ein Elektrotechnik-Studium begonnen. Nach zwei Semestern war ihm klar, dass es nicht das Richtige für ihn ist.

Auf der BOB lernte er dann Frank Hardy kennen. Für den Chef des jungen Unternehmens war der Lebenslauf Schweitzers kein Makel - im Gegenteil: "Ich selbst habe mich im Laufe meines Lebens auch schon beruflich umorientiert." Für ihn sei allein maßgeblich, dass jemand wolle. Das sei bei dem Langenfelder jedenfalls so. Die Bilanz des ersten Lehrjahres könnte kaum positiver ausfallen – auf beiden Seiten. "Ich bin hier sehr glücklich", sagt der Azubi. Auf der Messe ist er so eine Art Sondergesandter Hardys. Denn als Anzugträger schüchtere er die jungen Leute oft mehr ein, als ihm lieb sei. Der lockere Schweitzer mit dem offenen Hemd komme einfach besser ins Gespräch. Da steht er auch schon wieder drei Jungs Rede und Antwort, einer fächert sich mit einem Flyer frische Luft ins Gesicht.

Fachkräfte sind knapp

"Er wird weitergehen", sagt Frank Hardy. Er meint: Schweitzer wird seinen Meister machen. "Und dann werde ich sehen müssen, dass ich ihn halte." Die Ausgangslage auf Messen wie der BOB - wie auf dem Arbeitsmarkt überhaupt - habe sich im Zuge der Verknappung von Fachkräften eben verändert. Um die Fachkräfte von morgen wird regelrecht gebuhlt.

Chioma gönnt sich derweil eine Pause, das lockige Mädchen wirkt geschafft. Kein Wunder: Erst seit drei Wochen ist sie in der Stadt; von Hamburg, erzählt sie, sei sie hergezogen. Am besten fand die 14-Jährige den Stand eines Friseurs. "Da wurde nicht so viel geredet, sondern man konnte direkt etwas ausprobieren." Beruflich würde die Realschülerin gern einmal "irgendwas mit Mode machen". Freundin Ornella (15) strebt in eine ganz andere Richtung: "Chemie oder Informatik."

(maxl)
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