Langenfeld "Betrieb geschlossen": Edellokal Krügers in Haus Wagner gibt auf

Langenfeld · Das gediegene Restaurant mit imponierender Bar macht sechs Jahre nach der Eröffnung dicht. Wie es mit dem Baudenkmal an der B 8 weitergeht, ist unklar.

 "Das ,Krügers' wird es nicht mehr geben", schreiben die Wirtsleute an ihre Stammgäste. Von außen immerhin ist es immer noch das Schmuckstück, zu dem es das Gastronomenpaar im Eröffnungsjahr 2007 machte.

"Das ,Krügers' wird es nicht mehr geben", schreiben die Wirtsleute an ihre Stammgäste. Von außen immerhin ist es immer noch das Schmuckstück, zu dem es das Gastronomenpaar im Eröffnungsjahr 2007 machte.

Foto: Matzerath

Die Posthorn-Stadt ist um eine gastronomische Attraktion ärmer. "Betrieb geschlossen" steht an der Tür von Haus Wagner, dem um 1790 erbauten Traditionsgasthaus an der Postkutschenstation "Im langen Feld" (heute B 8) und zwischenzeitlichem Rathaus (1806-1885). Aufgehängt haben den Schließungshinweis Heinz Trebse und Verena Krüger. Die Wirtsleute haben in dem denkmalgeschützten Gebäude das "Krügers" geführt, ein gediegenes Restaurant mit selten schöner Bar. Knapp sechs Jahre nach der Eröffnung teilten sie ihren Stammkunden nun per E-Mail mit: "Wir haben unseren Betrieb leider schließen müssen."

Ob sie der Pleitegeier oder ein anderer Grund zur Aufgabe zwang, geht aus dem Schreiben nicht hervor. Eine Anfrage der RP auf ihren Anrufbeantworter ließen die beiden bis gestern Abend unbeantwortet. Nach der E-Mail zu urteilen, ist die Schließung des "Krügers" endgültig, ein Neuanfang mit anderem Konzept aber nicht völlig ausgeschlossen: "Das ,Krügers' wird es zwar nicht mehr geben . . ., aber man weiß ja nie, . . . welche Türen sich wieder öffnen", schreiben die Wirte, die zur Eigentümerfamilie des Baudenkmals gehören, an ihre Gäste.

Verena Krügers Urgroßvater war Namenspate von Haus Wagner gewesen. Nach etlichen Pächterwechseln arg abgewirtschaftet, stand das Lokal zwei Jahre leer, ehe es im Dezember 2007 nach aufwendiger Renovierung als "Krügers" neu eröffnet wurde. Es wurde — und ist es immer noch — ein architektonisches Schmuckstück.

Drinnen empfingen den Gast eine neun Meter lange Wurzelholztheke, hinter der allein 120 Whisk(e)y-Sorten aufgereiht waren, sowie Cocktailbar, Vinothek mit etwa 40 Weinsorten und Ledersessel im Lounge-Stil. Hinzu kamen Spiegel, angenehme Beleuchtung und dezente Hintergrundmusik vom Band. Durch einen Wintergarten ging es zur Terrasse mit Teakholz-Boden, der von einem asiatisch angehauchten Bambus-Ahorn-Steingarten eingerahmt wird. So wollte Heinz Trebse mit "Eleganz und Luxus, ohne protzig zu wirken", Publikum weit über Langenfeld hinaus, von Köln bis Düsseldorf, anlocken. Damit hätte das "Krügers" sogar an eine gewisse Tradition angeknüpft: Bis zum Ende der Postkutschen- und Beginn der Eisenbahnzeit Mitte des 19. Jahrhunderts logierten in Haus Wagner nämlich reisende Herrschaften. "Denn wer aus dem Bergischen kam und in Richtung Frankfurt oder Dortmund wollte, musste an dieser Station übernachten und umsteigen", pflegt Ehrenbürger Manfred Stuckmann auf seinen "Verzällchentouren" zu berichten. Wie manch älterer Langenfelder hat er in Haus Wagner seine Hochzeit gefeiert. Damals, 1961, war es noch gutbürgerlich — wie die Jahrzehnte danach. Um die Jahrtausendwende versuchten es die Wirte mit "Eventgastronomie": Es gab Rockkonzerte und zum Beispiel "Snowboard-Partys". Doch 2005 kam das Aus.

Zum "Krügers"-Start Ende 2007 schickten die Kutschen- und Fahrsportfreunde eine "Extrapost" mit Reisegruppe in historischen Kleidern. Wann die nächste Neueröffnung gefeiert wird, ist ungewiss. Dass eine kommt — möglichst bald —, dürften sich nicht nur traditionsbewusste Langenfelder wünschen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort