Langenfeld Bestohlene Rentnerin erhält viel Beistand

Langenfeld · Rosemarie Klaßen aus Langenfeld, der in Monheim die komplette Rente gestohlen wurde, ist von der Hilfsbereitschaft, die ihr nach dem RP-Bericht zuteil wurde, überwältigt.

 "Sogar Futter für meinen Max haben sie mir vorbeigebracht": Rosemarie Klaßen, der vor zwei Monaten die komplette Rente gestohlen wurde, ist von der Hilfsbereitschaft vieler RP-Leser überwältigt.

"Sogar Futter für meinen Max haben sie mir vorbeigebracht": Rosemarie Klaßen, der vor zwei Monaten die komplette Rente gestohlen wurde, ist von der Hilfsbereitschaft vieler RP-Leser überwältigt.

Foto: Ralph Matzerath

Der Schock saß tief. Als Rosemarie Klaßen in einem Supermarkt im Monheimer Tor bezahlen wollte, bemerkte sie: Ihre Handtasche war weg. Am Gemüsestand hatte die Tasche noch am Rollator gehangen, am Käsestand war sie bereits verschwunden, wie Aufzeichnungen aus den Überwachungskameras später ergaben. Mit der Tasche stahl der unbekannte Dieb ihr Ausweise, Schlüsselbund, Handy und die komplette Monatsrente, die die 75-Jährige kurz zuvor von ihrem Konto abgehoben hatte. Weil sie nicht wusste, wie sie ohne die 550 Euro durch den Monat kommen sollte und mit ihrer Bitte um einen "Notdarlehen" beim Sozialamt abgeblitzt war, wandte sich die Langenfelderin an die RP. Noch am Morgen des Erscheinungstags gingen die ersten Anfragen in der Redaktion ein: Wie können wir Rosemarie Klaßen helfen? Jetzt, zwei Monate nach dem Diebstahl, sagt die Rentnerin: "Ich bin überwältigt von der Hilfsbereitschaft der Menschen. So viele haben mich unterstützt. Vielen herzlichen Dank!"

Rosemarie Klaßen sitzt in ihrem Wohnzimmer im ersten Stock eines Mietshauses unweit des alten Langenfelder Bahnhofs, auf dem Schoß ihren Kater. "Sogar Futter für meinen Max haben sie mir vorbeigebracht. Das Trockenfutter, das ihm eine frühere Hausbewohnerin geschenkt hat, reicht bestimmt noch bis Mitte August", freut sich die 75-Jährige. Insgesamt hätten ihr gut ein Dutzend Menschen geholfen, schätzt Rosemarie Klaßen, die meisten mit Geldspenden.

So hinterlegte ein Familienvater 50 Euro in ihrem Stammlokal, dem Eiscafé Florenz. "Sie schrieben, dass sich die Dame jetzt den regelmäßigen Kaffee am Marktplatz verkneifen muss. In Zeiten, in denen man viel Geld für ,Schnapsideen' ausgibt, kann man auch mal Geld für was Gutes ausgeben", mailte der Mann an die RP. "Ein älterer Herr aus Monheim kam extra zu mir nach Hause, um mir einen Umschlag mit 50 Euro zu geben", erzählt Klaßen. Ein anderer RP-Leser hinterließ ein Kuvert in der Redaktion - "bitte weiterleiten". Eine Leserin aus Erkrath überwies ihr sogar 500 Euro. Ihr selbst sei ebenfalls das Portemonnaie gestohlen worden, nur sei sie in der glücklichen Situation, dies finanziell verschmerzen zu können, sagte die Wohltäterin (76).

Wie aufrichtig deren aller Hilfsbereitschaft ist, zeigt sich auch darin, dass alle anonym bleiben wollen. "Keiner will damit hausieren gehen", sagt Rosemarie Klaßen. Dies gilt auch für ihre beiden Parteifreunde von der SPD, die ihr halfen. Deren Ortsvorsitzende, Heike Lützenkirchen, hat der Rentnerin gegenüber angekündigt, das Thema "Notdarlehen" in den Stadtrat einzubringen. Wie berichtet, hält die Stadt Langenfeld solche Darlehen "nur im absoluten Notfall" für angebracht, dann nämlich, wenn andere Möglichkeiten der Kreditaufnahme ausgeschöpft sind.

"Wenn ich ehrlich bin, haben die Spenden die gestohlene Rente sogar übertroffen", sagt Rosemarie Klaßen. Allerdings geht der Schaden darüber hinaus, neue Ausweise, neue Schlüssel, all das kostet. Zudem hat die Langenfelderin auch im Kopf einiges mitgemacht: "Ich achte jetzt draußen ständig auf meine Tasche und habe schon wildfremde Leute angesprochen: Schließen Sie bloß ihre Tasche!" Ihr Vertrauen ist erschüttert, aber auch hier wirkt die große Hilfsbereitschaft lindernd: "Das ist sooo heilsam", sagt Rosemarie Klaßen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort