Monheim Behinderte beklagen Barrieren

Monheim · Rollstuhlfahrern, aber auch Kinderwagen- und Rollatornutzern kommt der Alltag manchmal wie ein Parcours aus Hindernissen vor. Für den S-Bahnhof Berghausen wird ein Aufzug geprüft. Doch die Stadt scheut die Folgekosten.

 Ein abgesenkter Bürgersteig, wie ihn der Monheimer Rollstuhlfahrer-Verein für vorbildlich hält: einige Mitglieder bei einem herbstlichen Spaziergang auf der Friedenauer Straße.

Ein abgesenkter Bürgersteig, wie ihn der Monheimer Rollstuhlfahrer-Verein für vorbildlich hält: einige Mitglieder bei einem herbstlichen Spaziergang auf der Friedenauer Straße.

Foto: Matzerath

Wenn Sonja Wagner in der Stadt unterwegs ist, stößt sie auf viele Hindernisse. Teilweise sind die Gehwege zu schmal, manchmal ist es zu steil und an einigen Stellen führen nur Treppen zum gewünschten Ziel. Seit knapp fünf Jahren sitzt die 62-Jährige im Rollstuhl. Eine Erfahrung, die ihr "die Augen für die Hürden des Alltags geöffnet hat", wie sie sagt.

"Es gibt Momente, da kommen einem Stadt und Umgebung wie ein einziger Hindernisparcours vor", meint die Monheimerin. "Das bemerkt man aber erst, wenn man selbst betroffen ist." Der S-Bahnhof Berghausen ist so ein Hindernis. Beide Seiten des Bahnsteigs sind nur über Stufen zu erreichen. Rollstuhlfahrer, Rollator- und Kinderwagenschieber können den Bahnsteig gar nicht oder nur mit Mühe erreichen. Die Stadt Langenfeld hat daher jüngst von ihrem Verkehrsausschuss den Auftrag erhalten, die Installation eines Aufzugs zu prüfen.

"Exorbitant hohe Kosten"

"Ich persönlich halte es auch für wünschenswert, dass alle Stationen behindertengerecht ausgebaut werden", sagt Langenfelds Verkehrsamtschef Wolfgang Honskamp. "Aber es muss eine gewisse Verhältnismäßigkeit zwischen Mitteleinsatz und Nutzen gewahrt sein." Nach ersten Schätzungen des Diplom-Ingenieurs könnten die Kosten für einen Fahrstuhl "exorbitant hoch" sein. Und dies betreffe nicht nur Installation und Umbaumaßnahmen, sondern auch die Instandhaltung.

"Der Aufzug selbst und sein Einbau würden vom Verkehrsverbund Rhein-Ruhr mit 85 Prozent bezuschusst", weiß Honskamp. "Die Folgekosten aber müsste die Stadt tragen, und die dürften nach unserer Schätzung bei jährlich bis zu 50 000 Euro liegen." Die hohen Unterhaltungskosten entstünden vor allem durch Vandalismus und Verunreinigungen. "Der Berghausener S-Bahnhof liegt abseits. Die soziale Kontrolle fehlt." Die Ausgaben im städtischen Haushalt für den Fahrstuhl im S-Bahnhof am Katzberg seien ein Vorgeschmack darauf, was ein Aufzug in Berghausen kosten würde: "Auch am Katzberg muss die Stadt regelmäßig für die Beseitigung mutwilliger Zerstörungen und Dreck aufkommen." Die 1968 in Betrieb genommene Station Berghausen sei überdies ein baulicher "Sonderfall", betont Honskamp: "Der Bahnhof liegt unter der Straße und verfügt über zwei Zugänge. Wenn man ihn wirklich barrierefrei machen will, wäre auf beiden Seiten je ein Aufzug nötig — oder eine Ampelanlage auf der Berghausener Straße."

Derartige Einwände lässt Udo Walber nicht gelten. Seine 35-jährige Tochter sitzt im Rollstuhl. Wenn der Langenfelder über die Stadt und ihre Hindernisse für behinderte Menschen redet, fallen ihm unzählige Beispiele für "Fehlplanungen" ein — von Bürgersteigen, die nicht breit genug seien, bis zu einer "falschen Pflasterung". Seiner Einschätzung nach sind es oft nur Kleinigkeiten, die für Betroffene einen großen Unterschied ausmachen können. "Natürlich wurde in den vergangenen drei Jahrzehnten vieles verbessert", sagt Walber. "Aber es reicht bisher nicht, um die gedankenlosen Planungssünden auszugleichen. In Sachen Barrierefreiheit ist noch viel zu tun."

(dora)
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