Baumberg Baumberger vermissen eine Drogerie

Baumberg · Gerade für ältere Menschen ist der Verlust des Netto-Marktes nur schwer zu kompensieren.

 Der Netto-Markt in Baumberg steht seit Anfang Juli leer. Ein Nachfolgebetrieb wurde noch nicht gefunden.

Der Netto-Markt in Baumberg steht seit Anfang Juli leer. Ein Nachfolgebetrieb wurde noch nicht gefunden.

Foto: RALPH MATZERATH

Erst vor neun Wochen ist die Hauptstraße in Baumberg wieder für den Verkehr freigegeben worden. Doch vor wenigen Tagen wurden Anwohner und Pendler wieder von rot-weißen Absperrgittern ausgebremst. Jetzt weisen Piktogramme Radfahrer darauf hin, dass sie stadtauswärts auf der Fahrbahn fahren und in Richtung St. Dionysius den markierten Streifen nutzen müssen. Außerdem hat die Stadt an den Kreuzungen einen hellen Belag auftragen lassen, der die Achtsamkeit im Verkehr steigern soll.

Wir haben Passanten und Anlieger befragt: Karin Lang findet die Situation für Radfahrer gefährlich, weil ein Autofahrer beim Ausparken nur nach hinten - auf den nachfolgenden Verkehr - achte und dann plötzlich einen Radfahrer auf der Haube habe. Als Busfahrgast hätten ihr die immer neuen Umleitungen zugesetzt. Erst kürzlich habe sie an der Deichstraße gestanden und dann erfahren, dass der Bus an der Sandstraße hält. Marlene Grünwald (78) ist jeden Tag mit dem Rad auf der Hauptstraße unterwegs, zum Bäcker oder zur Sparkasse. Sie komme mit der neuen Verkehrsführung für Radfahrer sehr gut zurecht.

Am Dienstagvormittag sind nur wenige Menschen auf dem verbreiterten Bürgersteig unterwegs, über die Fahrbahn rollen unentwegt Autos. Für den Apotheker Norbert Meyer ist dieser stete Strom so etwas wie eine Lebensader. "Wenn wir davon abgeklemmt wären, wäre hier alles tot." Deshalb hätten sich die anderthalb Wochen, als die Straße erneut für den Durchgangsverkehr gesperrt war, direkt bei den Umsätzen bemerkbar gemacht. Die lange Umbauphase habe er nur wegen des hohen Stammkundenanteils an seiner Kundschaft so gut überstanden. "Die haben sich über Stock und Stein zu uns durchgekämpft." Das Ärztehaus habe ihn zuverlässig mit Patienten versorgt. Allerdings sei jetzt mit dem Netto-Markt ein wichtiger Frequenzbringer weggebrochen - einen Nachfolger gibt es noch nicht. "Da müsste wieder ein Geschäft für Dinge des täglichen Lebens hin." Etwa ein Obst- und Gemüsehändler. Der Existenzgründer, der kurz vor Beginn der Bauarbeiten aufmachte, habe aufgegeben. Wenn auch die Bauzeit sehr lange gedauert habe, sei das jetzige Gesamtbild der Straße "deutlich besser" als vorher, betont der Apotheker.

Besonders die Blumen und die Lichttechnik tragen zur Verschönerung bei, findet eine 42-jährige Passantin mit Hund. Aber gerade für die betagteren Alt-Baumberger sei der Verlust des Netto-Marktes schwer zu verkraften. "Wenn man gehbehindert ist, ist der Weg zum Penny-Markt doch weit." Wer mobil ist, wie Heidi Zischka, fährt mit dem Wagen zu anderen Supermärkten. Marlene Grünwald, die vor allem die Rundbank um drei kleine Bäume schätzt, vermisst einen Drogerie-Markt - gerade sei sie zum Kauf entsprechender Artikel extra nach Langenfeld geradelt. Auch Marianne Schumacher bedauert den Verlust dieses "Stückchens Heimat", den der Markt für sie bedeutet und schimpft über die "grottenschlechte", da nur stundenweise Anbindung der Buslinie 777 nach Langenfeld. Auch die Inhaberin des Schönheitssalons Creme-Töpfchen, Sonja Seemann, beklagt, dass diese Anlaufstelle für die fußläufige Erledigung kleiner Einkäufe weg ist. Eine gewisse Aufbruchstimmung ist spürbar: In den Räumen der ehemaligen Bäckerei Durst will eine Eisdiele aufmachen.

Apotheker Meyer kann der Netto-Schließung auch etwas Gutes abgewinnen. Dessen Kunden besetzten jetzt nicht mehr seine Parkplätze.

(RP)
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