Monheim Banner erinnert an Pfarrer Franz Boehm

Monheim · Gestern befestigten Mitglieder des Arbeitskreises eine Plakette, die auf seinen Todestag vor 70 Jahren hinweist.

 Banner für Franz Boehm in Monheim: Peter Buter und Margret Jenniches sind dem Geistlichen persönlich verbunden: Jenniches hat er getauft, Buter war Messdiener bei ihm.

Banner für Franz Boehm in Monheim: Peter Buter und Margret Jenniches sind dem Geistlichen persönlich verbunden: Jenniches hat er getauft, Buter war Messdiener bei ihm.

Foto: Ralph Matzerath

"Lasst uns nicht wie stumme Hunde sein, nicht wie Menschen, die nur zusehen und schweigen": Ein Banner mit diesem Schriftzug befestigten Margret Jenniches (71) und Peter Buter (80) gestern an der Außenwand des Pfarrer-Franz-Boehm-Hauses an der Sperberstraße. Dies war eine der Lebensmaximen von Pfarrer Franz Boehm. Die beiden Mitglieder des gleichnamigen Arbeitskreises sind dem Geistlichen noch persönlich verbunden. "Mich hat er getauft", sagte Margret Jenniches. Peter Buter war während seiner Amtszeit Messdiener. Vor 70 Jahren starb Boehm im Konzentrationslager Dachau als Häftling Nr. 91557.

Aus diesem Grund gedenkt die katholische Kirchengemeinde St. Gereon und St. Dionysius seiner mit mehreren Aktionen. "Für uns ist es ein Anliegen, dass sein Mut nicht in Vergessenheit gerät", betonte die 71-Jährige.

Nachdem das Banner befestigt worden war, zogen die Gäste und Teilnehmer zum katholischen Friedhof an der Frohnstraße. Dort hielten sie eine kurze Gedenkfeier ab. Auf dem Priestergrab legten sie einen Kranz nieder. Dort befindet sich eine Gedenkplatte für Boehm. Der Geistliche ist von 1938 bis 1944 Pfarrer an St. Gereon gewesen und kümmerte sich besonders um polnische Katholiken und Zwangsarbeiter.

Seine Heimat lag im ehemaligen Westpreußen, gehört heute zu Polen. Mit 13 Jahren kam er ins Rheinland, weil sein Vater, ein deutscher Lehrer, strafversetzt worden war. 1906 wurde Boehm in Köln zum Priester geweiht. Seine Stationen waren das Ruhrgebiet, Düsseldorf, Sieglar und Monheim. Er ließ sich von den Nationalsozialisten nicht den Mund verbieten. Der damalige Monheimer Bürgermeister Grütering hatte ein Auge auf den unbequemen katholischen Pfarrer und ließ dessen Predigten aufzeichnen. Bereits 1942 forderte er, Boehm solle in ein Konzentrationslager gebracht werden. Als Boehm zwei Jahre später an Ostern die NS-Propagandafilme, die im Kino neben der Kirche gezeigt wurden, als "Schweinfutter für die Kinder" kritisierte, wurde er bald darauf verhaftet, erzählte Margret Jenniches. Er verbrachte nach seiner Verhaftung mehrere Wochen im Polizeigefängnis in Wuppertal. Schon als kranker Mann kam er am 12. August nach Dachau. Boehm war damals 63 Jahre alt. Am 13. Februar 1945 starb er. Mit der Aktion will der Arbeitskreis deutlich machen, wie wichtig es ist Stellung zu beziehen. "Im Prinzip ist das unsere Art und Weise auf die Pegida-Bewegung zu reagieren", sagte die 71-Jährige. "Heute ist es viel leichter, seine Meinung zu sagen, als während des Dritten Reiches. Dennoch tun es viele nicht", ergänzte Peter Buter.

Am 22. Februar findet eine Festmesse für den früheren Seelsorger von St. Gereon statt. Gemeindemitglieder sind dazu eingeladen. Gleichzeitig wollen die Mitglieder des Arbeitskreises an diesem Tag an die Zerstörung der alten St. Gereon-Kirche bei dem Großangriff vom 21. Februar 1945 erinnern. "Es starben 74 Menschen. Das waren zwei Prozent der damaligen Bevölkerung", erläuterte Jenniches.

(RP)
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