Langenfeld Azubis haben im Krankenhaus das Sagen

Langenfeld · Angehende Gesundheits- und Krankenpfleger organisieren für eine Woche Station der Inneren Medizin im St. Martinus

 Alexandra Kamarligou (v.l.) und Tobias Reips managen eine Woche lang die Abläufe, kümmern sich aber auch um Patienten wie hier Heinz Niederstebruch.

Alexandra Kamarligou (v.l.) und Tobias Reips managen eine Woche lang die Abläufe, kümmern sich aber auch um Patienten wie hier Heinz Niederstebruch.

Foto: RALPH MATZERATH

"Wow, das ist jetzt unsere Station!" Tobias Reips schnauft durch, als er und seine Kollegin Alexandra Kamarligou die Aufgabe übernehmen, für eine Woche die Station der Inneren Medizin im Krankenhaus St. Martinus zu managen. Die beiden 21-Jährigen sind im dritten Lehrjahr ihrer Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger und dürfen das tun, wofür normalerweise ihre Vorgesetzten zuständig sind: Sie legen Dienstpläne fest, planen Pflegetätigkeiten und lassen diese ausführen. Sie kümmern sich darum, Patienten auf der Station aufzunehmen, sie gegebenenfalls zu verlegen oder sie zu entlassen. Bei der Organisation der Station der Inneren Medizin sollen sie einen realistischen Eindruck von den vielfältigen und verantwortungsvollen Aufgaben einer Krankenstation bekommen.

Das Führungsprojekt ist im St. Martinus-Krankenhaus fest etabliert und gehört zum Lehrplan der Auszubildenden. Reips betont: "Wir machen einen wichtigen Reifungsprozess durch. Das Stationsleben ist echt und nicht simuliert." Alexandra Kamarligou äußert sich ebenfalls sehr angetan: "Keine Theorie kann uns das Projekt ersetzten, weil wir die Verantwortung für die Patienten übernehmen." Der theoretische Teil der Ausbildung umfasse immerhin 2300 Unterrichtsstunden und findet an einer staatlich anerkannten Krankenpflegeschule statt, die in der Regel an ein Krankenhaus angeschlossen ist.

Beim einwöchigen Ausflug in die Führungsposition stehen den beiden Azubis erfahrenes Personal aus der Pflege und Pädagogik durchgehend mit Rat und Tat zur Seite. Dieses nimmt während des Projekts jedoch Anweisungen von Reips und Kamarligou entgegen. Für die junge Frau war es gewöhnungsbedürftig: "Der Ton macht die Musik. Darum fiel es mir anfangs schwer, den Kollegen zu sagen, was sie tun sollen", gibt die Düsseldorferin zu.

Und wie ist es für das langjährige Personal, von den Azubis koordiniert zu werden? Bringt es die Hierarchie durcheinander? Nein, meint die Krankenschwester Stefanie Porres, die Kamarligou und Reips als Lehrkraft betreut. Den Vorgang, von jüngeren Kollegen "kommandiert" zu werden, bezeichnet sie als "kollegiales Miteinander auf Augenhöhe". Ihr sei es wichtig, dass ihre Azubis aus dem Schülerstatus herauskommen: "Sie wachsen an der Situation und werden in eine andere Rolle versetzt, bevor sie im letzten Halbjahr ran ans Examen gehen".

Im August werden Kamarligou und Reips die Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger beenden. Der Beruf kristallisierte sich für beide unterschiedlich heraus. Kamarligou machte ihr Abitur mit Schwerpunkt Gesundheitswesen und sammelte erste Erfahrungen als Praktikantin in einer Kardiologie. Nach der Ausbildung schwebt ihr eine Weiterbildung in der Anästhesie vor. Reips bezeichnet sich als Quereinsteiger. Zuerst wollte der Leverkusener nach dem Abi Polizist werden, fiel aber durch den Eignungstest. Dann folgte ein Praktikum im St.Martinus-Krankenhaus, wo er seinen Traumberuf entdeckte und blieb. Er möchte entweder Fachpfleger in der Ambulanz werden oder davon profitieren, dass Pflegeberufe immer stärker akademisiert werden. So könnte er auch ohne Studium als Dozent tätig werden - etwa in der Pflegepädagogik.

(RP)
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