Kündigung in Langenfeld Azubi musste in Steuerbüro Klo putzen

Langenfeld · Weil er das Klo nicht putzen wollte, flog Patrick D. aus seiner Ausbildungsstelle raus. Die Geschichte eines gekündigten Langenfelders Steuerberater-Azubis.

 Putzen statt Steuerfachgehilfe lernen, sollte Patrick D. aus Langenfeld. Er hat sich gewehrt und ist seinen Ausbildungsplatz jetzt los.

Putzen statt Steuerfachgehilfe lernen, sollte Patrick D. aus Langenfeld. Er hat sich gewehrt und ist seinen Ausbildungsplatz jetzt los.

Foto: RALPH MATZERATH

Es gibt Dinge, die klingen so, dass man sie zuerst gar nicht glauben mag. Aber der, der sie erzählt, ist ein ruhiger, unaufgeregter Typ. Patrick D., kurzes Haar, Brille, ist höflich, gepflegt, kann sich gut artikulieren. Er erzählt, dass er bis zum 23. Oktober Azubi war in einem Solinger Steuerberaterbüro. Dann sei ihm in der Probezeit plötzlich gekündigt worden - die Begründung macht sprachlos.

Patrick D. hat Abi, Mathe-Leistungskurs, und wollte was mit Zahlen machen. Deshalb bewarb er sich bei einem Solinger Steuerberater als Azubi. Man war sich sympathisch, Patrick D. wurde genommen. Am 1. August startete die Ausbildung. Doch im Betrieb lief was schief. Er war nicht nur Steuer-Azubi, sondern gleichzeitig Putzkraft. Er hatte neben sogenannten berufsbezogenen Aufgaben eine Reihe anderer - darunter: "Toilette putzen, Küche putzen, das Büro saugen, Staub wischen, Kaffee kochen für den Chef; freitags eine Grundreinigung von 1,5 Stunden. In der defekten Dusche im Bad stand das Putzzeug: Scheuermilch, Staubsauger, Lappen, Gummihandschuhe fürs Klo", sagt Patrick D..

Im Oktober hatte Patrick D. dann auf Anraten der Steuerberaterkammer Düsseldorf das Gespräch mit seinem Chef gesucht, die Kündigung erfolgte prompt. Weil Patrick D. noch in der Probezeit war, musste der Betrieb die Kündigung nicht begründen. Ein Geheimnis macht das Steuerbüro daraus aber nicht.

Beim Anruf unserer Redaktion in Solingen geht die Assistentin ran. Sie weiß sofort, um wen es geht. Der Chef sei nicht da, sie verbinde zum Ausbilder. Der Ausbilder redet nicht lange drumherum. "Wir sind ein kleines Büro; fünf Angestellte. Bei uns macht jeder alles", sagt er.

Heißt das, dass alle Mitarbeiter mal das Klo schrubben? "Nein", sagt der Ausbilder. Das machten die beiden Azubis. Das sei vorher aber auch so besprochen worden. Und dann schimpft der Ausbilder auf den Azubi. Der hätte vorher einfach mal genauer nachfragen können, was von ihm erwartet werde. Jedenfalls passe Herr D. nicht ins Team, wenn er nicht auch im Büro putze.

Bevor Patrick D. den Chef auf das Putzen angesprochen hatte, hatte er den Familienrat befragt. Der Opa sagte den Spruch, den alle kennen. "Lehrjahre sind keine Herrenjahre." Das mit der Küche könne er noch verstehen, sagte der Opa. Und trotzdem stellte er sich auf die Seite des Enkels: Das mit der Toilette sei eine Zumutung.

Patrick D. selbst ist vor allem enttäuscht. Er hatte sich inhaltlich im Job wohlgefühlt und hätte die Ausbildung gerne zu Ende gebracht. Er sucht jetzt dringend einen Betrieb, der ihn kurzfristig aufnehmen könnte. Die Steuerberater-Kammer hat versprochen, ihm dabei zu helfen - und auch versprochen, das Solinger Steuerbüro darüber aufzuklären, welche Aufgaben Azubis zu übernehmen haben und welche nicht.

Unterm Strich, sagt Bernd Donath, stellvertretender Geschäftsführer, sei das bei Patrick D. sehr unglücklich gelaufen. Was hätte man besser machen können? Donath sagt, manchmal sei es am Telefon für sein Team schwierig, die Brisanz eines Problems zu erkennen. Das sei anders, wenn man sich gegenübersitze. Er rät Azubis: "Kommen Sie bei uns vorbei." Auf Wunsch vermitteln Mitarbeiter der Kammer im Betrieb. Dazu war es in Patrick D.s Fall nicht gekommen.

(RP)
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