Langenfeld/Monheim Autohändler verkaufen mehr Benziner

Langenfeld/Monheim · Viele Dieselfahrer sind wegen des Abgas-Skandals, der drohenden Fahrverbote verunsichert.

 Rainer Herold fühlt sich wegen des Abgas-Skandals betrogen. Für ihn ist sein BMW 320 d der letzte Diesel, den er gekauft hat.

Rainer Herold fühlt sich wegen des Abgas-Skandals betrogen. Für ihn ist sein BMW 320 d der letzte Diesel, den er gekauft hat.

Foto: Matzerath

"Drohendes Diesel-Fahrverbot in München", lautete die letzte Meldung in der Diskussion um automobilabhängige Schadstoffe. Seit die Betrügereien einzelner deutscher Fahrzeughersteller bei den Emissionsmessungen bekannt wurden, und die Feinstaubmessungen in den Städten dauerhaft kritische Werte erreichen, ist vor allem der jahrelang favorisierte "Diesel" ins Zwielicht geraten. "Euronorm, Wertverlust, Nachrüstung, Kohlendioxid (CO2), Stickoxide (NOx)" gehören für die Autoverkäufer heute zum Verkaufsgespräch wie früher die technischen Neuheiten beim Sonderzubehör. "Die Kunden sind verunsichert", bestätigt Wolfgang Grafweg, Verkaufsleiter bei Mercedes-Marleaux, "auch durch die widersprüchlichen Aussagen aus dem politischen Raum, heute hüh..., morgen hott...". Der Anteil der Benziner bei den Verkäufen steigt seitdem, von rund 60 auf fast 80 Prozent.

Markus Keller vom VW/Audi-Autohaus Schnitzler befürchtet, dass die Unklarheiten bis nach der Bundestagswahl bestehen bleiben. Auch bei Schnitzler in Langenfeld und Hilden sind bei gleichbleibenden Verkaufszahlen vermehrt Benziner gefragt, "besonders bei Privatkunden", aber auch Elektromobile würden interessanter.

Bei BMW Brandenburg in D-Garath stellt Verkaufsleiter Hans-Jürgen Sassen klar: "Es gibt bis heute keine Verbote, keine Pflicht zur Nachrüstung." Für ihn ist der Diesel weiterhin unverzichtbar, wenn die politisch gewollte CO2- Reduzierung gelingen soll. "Moderne Diesel-Autos haben eine bessere CO2-Bilanz als vergleichbare Benziner". Senke man beispielsweise den CO2-Ausstoß beim Benziner, emittierten diese Motoren plötzlich Unmengen an Feinstaub. Die Diesel-Diskussion hat bei den genannten Händlern noch keine Auswirkungen auf die Preise für Neufahrzeuge, und die meisten Dieselmodelle sind auch als "Gebrauchte" fast preisstabil.

Die an einer Langenfelder Tankstelle befragten Diesel-Fahrer sahen überwiegend das Risiko, einen Wertverlust zu erleiden, und viele wollten "nicht noch einmal einen Diesel kaufen". Rainer Herold etwa fährt einen BMW 320d aus 2007 mit inzwischen 150.000 km, und der Dieselskandal "macht ihn wütend und er fühlt sich betrogen". Der überzeugte Diesel-Fahrer erwartet, dass die Kosten einer Nachrüstung von den Herstellern übernommen werden. Als Zweitwagen behält er sicherheitshalber einen kleinen Renault-Benziner. Trotz seiner 60.000 km Jahresleistung will Bernd G. seinen erst gut ein Jahr alten Diesel-Daimler E-Klasse bald loswerden. "Statt der versprochenen 25.000 km Intervalle muss ich nach einem Software-Update nun alle 12.000 km zwangsweise in die Werkstatt, um Zusatzstoffe zur Abgasreinigung zu erhalten." Der Besitzer einer 2001 zugelassenen Daimler A-Klasse will zukünftig mit Gas statt Diesel fahren. Zufrieden wirkte nur der RP-Fotograf, der mit seinem neuen Golf GTD mit 185 PS mit Euro 6 - Plakette auch bei zügiger Fahrt kaum mehr als 5 Liter/100 km verbraucht.

(mmo)
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