Langenfeld Ausstellung beleuchtet Fluchtursachen

Langenfeld · Flucht und Vertreibung sind globale Probleme. Die Schau "geflohen, vertrieben - angekommen !??!" ist im Rathaus zu sehen.

 Christian Benzrath von der Stadtverwaltung führt Schüler durch die Ausstellung im Rathaus.

Christian Benzrath von der Stadtverwaltung führt Schüler durch die Ausstellung im Rathaus.

Foto: RALPH MATZERATH

Auf einem Foto sind Flüchtlinge zu sehen, wie wir sie aus dem Fernsehen und von den Bildern in den Zeitungen kennen: Sie wirken erschöpft, müde, kränklich - und sie kommen aus einem Kulturkreis, den viele von uns als fremd bezeichnen würden. Das Bild zeigt die Rettung durch ein Schlauchboot der US-Marine. Die dort abgebildeten Flüchtlinge werden weiter nach Malta gebracht, dem kleinsten Staat in der EU. Auf dem Bild darunter werden wieder Flüchtlinge gezeigt, auch sie sehen müde, erschöpft und kränklich aus. Allerdings sind die Flüchtlinge auf dem zweiten Bild nicht vergleichbar mit denen, die wir aus der Zeitung oder dem Fernsehen kennen. Nein, das zweite Foto ähnelt eher den Bildern in einem Geschichtsbuch. Es zeigt die Ankunft deutscher Flüchtlinge aus den Ostgebieten in Berlin im Februar 1945. Sind die beiden Situationen, Mittelmeer zwischen 2011 und 2015 und Berlin 1945, überhaupt miteinander vergleichbar? Christian Benzrath, Geschäftsführer der Ortsgruppe Langenfeld im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, meint: "Viele ältere Menschen fühlten sich beim Anblick der aktuellen Flüchtlingstrecks an ihre eigene Fluchtzeit im Krieg erinnert." Genau diese Gemeinsamkeit macht die Ausstellung deutlich. Die historische Fluchtsituation während des Zweiten Weltkriegs dient als Rahmen für die aktuellen Flüchtlingsthematiken auf der ganzen Welt. "Gewaltmigration" ist das Stichwort der Schau. All diese gezeigten Menschen sind keine Auswanderer, die sich vom modernen Goldrausch mitreißen lassen. Sie fliehen, weil sie in ihrer Heimat nur noch den Tod erwarten können. Die Ausstellung des Volksbunds zeigt die historische Flucht aus Sicht der Exilanten während der NS-Herrschaft und geht auf die so genannten Heimatvertriebenen aus den Ostgebieten ein. Benzrath sieht darin eine Brücke, die wichtig sei, um Schülern die historische Entwicklung von Migration und Gewalt zu zeigen. Die Ausstellung könne in Langenfeld eine Hilfe sein, über das Thema "Flucht und Vertreibung" weniger populistisch zu diskutieren, meint Benzrath. Ähnlich sieht es auch Kinga Kaznierczak, Bildungsreferentin im Landesverband des Volksbunds: "Flucht ist kein singuläres Problem." Die Flüchtlingsthematik sieht sie als globale Herausforderung.

Die Ausstellung ist noch bis zum 6. Dezember im Rathaus-Foyer im ersten Stock zu sehen. Öffentlich zugänglich sind die Ausstellungstafeln immer während der Öffnungszeiten des Rathauses.

(rads)
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