Monheim Ausgebrannt wegen defekter Glühbirne

Monheim · Immer mehr Bewohner des gesperrten Hochhauses Lichtenberger Straße suchen Obdach bei der Stadt Monheim.

 Verloren nach dem Brand am Pfingstsamstag ihre Wohnung: Claudia Knechtel (mit Kind) und Karl-Heinz Rönz (r.).

Verloren nach dem Brand am Pfingstsamstag ihre Wohnung: Claudia Knechtel (mit Kind) und Karl-Heinz Rönz (r.).

Foto: MATZERATH

Was nimmt man mit, wenn man nur 30 Minuten Zeit hat, die nötigsten Habseligkeiten für eine unbestimmte Zeit einzupacken? "Anziehsachen und ein bisschen Spielzeug für die Kinder", sagt Claudia Knechtel (27), die mit ihrer Familie in der 4. Etage des bei einem Brand stark in Mitleidenschaft gezogenen Hochhauses an der Lichtenberger Straße 48 wohnte. "An Wertsachen denkt man dabei gar nicht", erklärt Karl-Heinz Rönz (46) aus der 3. Etage. Erst beim zweiten Besuch am Montag habe er seine Papiere und noch mehr Garderobe aus der Wohnung geholt, in der vom Löschwasser "nur ein bisschen das Laminat hochgekommen" sei.

 Die Brandherd-Wohnung im siebten Stock des Hochhauses an der Lichtenberger Straße in Monheim brannte komplett aus. Eine defekte Glühbirne soll das Feuer ausgelöst haben.

Die Brandherd-Wohnung im siebten Stock des Hochhauses an der Lichtenberger Straße in Monheim brannte komplett aus. Eine defekte Glühbirne soll das Feuer ausgelöst haben.

Foto: Schlender, Torsten

Insgesamt 35 Bewohner des Brandhauses sind derzeit in Hotels untergebracht, sagt Hans-Peter Anstatt vom Ordnungsamt. Nachdem das Hotel "Vater Rhein" nach zwei Tagen keine freien Kapazitäten mehr hatte, wurden sie gestern ins Hotel Am Wald umquartiert. "Jetzt kommen auch immer mehr Bewohner auf uns zurück, die zunächst bei Verwandten und Freunden untergekommen waren." Die Gagfah als Vermieterin trage die Kosten. Für sie sei die Option, mit ihrer fünfköpfigen Familie in die Zweizimmer-Wohnung ihres Bruders zu ziehen, keine Alternative gewesen, sagt Claudia Knechtel. "Das wäre schwierig geworden, so auf engstem Raum zusammengepfercht zu sein."

Immerhin habe die besondere Notlage aber den Zusammenhalt innerhalb der Hausgemeinschaft gestärkt. Während man sich zuvor nur flüchtig gegrüßt habe, verabrede man sich jetzt morgens zum Frühstück, sagt Rönz. Wie es konkret weitergeht, werde man erst heute Abend um 18 Uhr erfahren. Dann wird sie die Stadt über die Ergebnisse der statischen Untersuchungen des Brandhauses informieren.

"Die Frage ist, ob und wann das Gebäude wieder bewohnbar ist", sagt Hans-Peter Anstatt. Gagfah und LEG bemühten sich derzeit um Ersatzwohnungen. "Die müssen eben auch zu den familiären Verbindungen passen", so Anstatt. Auch Siaker Siaker (34) hofft, dass er bald eine Wohnung zugewiesen bekommt. Er hat mit seiner fünfköpfigen Familie Obdach in der Wohnung eines Kollegen gefunden, der selber vier Kinder hat. "Wir sind zu elft, ich weiß nicht, wie lange das gut geht."

Die Untersuchungen des Brandsachverständigen der Polizei haben den ersten Verdacht bestätigt, dass Brandursache ein technischer Defekt in einer elektrischen Badezimmerlampe war. Den Gebäude- und Sachschaden bewerten die Experten mit einer sechsstelligen Schadenssumme, die bei 125 000 Euro anfängt. Gegen Mittag gab die Polizei den bis dahin beschlagnahmten Brandort wieder frei.

Etwas verloren steht Michelle S. (21) vor dem Gebäude an der Lichtenberger Straße und wartet auf einen Ortstermin mit der Polizei. "In unserer Wohnung ist das Feuer ausgebrochen", sagt sie. Zuerst dachte sie, der Rauch, der ins Wohnzimmer quoll, stamme von grillenden Nachbarn, berichtet sie vom Brandtag. Nachdem sie jedoch die Balkontür geschlossen hatte, verdichtete sich der Rauch. Auf der Suche nach der Quelle entdeckte sie im Badezimmer ein brennendes Regal. "Da bin ich in Panik ausgebrochen und hab' meinen Freund angerufen, der riet mir, die Feuerwehr anzurufen", sagt die 21-Jährige. Schon als sie aus dem Haus stürmte, seien ihr die Feuerwehrleute entgegengekommen. Obwohl sie gänzlich rußgeschwärzt gewesen und vor lauter Rauch kaum etwas sehen konnte, habe sie keine Rauchgasvergiftung erlitten. Im Moment ist sie bei ihrem Onkel in Langenfeld untergebracht. Noch am Brandtag habe es Hilfsangebote von Bürgern gegeben, die Kleidung, Spielsachen und Bettwäsche anboten, berichtet Stadtteilmanager Georg Scheyer. "Wenn klar ist, wo die Brandopfer mittelfristig unterkommen, sind Helfer, die bereits sind, Möbel abzubauen und zu transportieren, sicherlich sehr willkommen", sagt Anstatt.

(RP)
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