Monheim Aus für größten Mai-Tanz in Monheim

Monheim · Nach fast 25 Jahren ist der "Tanz in den Mai" der Traditionsgemeinschaft Geschichte. Die Vereinigung von fünf Vereinen steht vor der Auflösung.

Rolf Böelke weiß noch nicht genau, wo er heute Abend in den Mai tanzt. "Vermutlich schaue ich mal auf dem Dorfplatz in Baumberg vorbei. Vielleicht feiere ich aber auch im ,Zollhäuschen'", sagt der Geschäftsführer der Prinzengarde Blau-Weiß. Wo feiern? Ein knappes Vierteljahrhundert stellte sich für ihn wie auch für viele andere Monheimer diese Frage erst gar nicht. In den Mai getanzt wurde bis vor zehn Jahren am Kradepohl und seitdem auf dem Schützenplatz am Werth. Bis zu 2500 Menschen feierten dort Jahr für Jahr, mit Live-Musik, Wahl der Maikönigin und allem Maitanz-Pipapo. Damit ist jetzt Schluss.

"Die Traditionsgemeinschaft, die den Maitanz so lange organisiert hat, steht vor der Auflösung", sagt Böelke. Der Prinzgardist ist einer der beiden "letzten Mohikaner" in der Vereinigung, der formell noch fünf Vereine angehören. Nach dem Rückzug des früheren Vorsitzenden Walter Rexroth ist vom einstigen Vorstand neben Vize Böelke nur noch Schriftführer Andreas Gramann übrig. "Uns fehlen die Helfer, ohne die ein solcher Abend nicht zu stemmen ist", sagt Böelke, der sich selbst als "sehr brauchtumsverbunden" bezeichnet. "Es tut weh, zu sehen, wie so eine traditionsreiche Veranstaltung den Bach runtergegangen ist."

2013 wurde der Mai-Tanz erstmals abgesagt, im vorigen Jahr aber dann noch mal veranstaltet. "Von der Besucherzahl her war das ein totaler Reinfall. Wir haben noch nicht mal die Kosten reingekriegt. Das hat uns das Genick gebrochen", sagt ein ehemaliger Aktiver, der sich anschließend aus der Traditionsgemeinschaft zurückzog und "wegen des vielen Ärgers damals" namentlich nicht genannt werden will.

Seiner Meinung nach fing das "Elend an, als die Altstadtfunken sich aus dem Maitanz rausgezogen haben". Das war nach dem Umzug der Veranstaltung vom Kradepohl zum Schützenplatz. Nach Anwohnerbeschwerden über Lärm und Vandalismus hatten mehrere jugendliche Gäste das Fass zum Überlaufen gebracht: Sie warfen Fenster der Altstadtkirche ein - danach versagte die Stadt der Traditionsgemeinschaft die Genehmigung für den Maitanz am Kradepohl.

Rolf Böelke bestätigt den Verlust helfender Hände: "Erst die Altstadtfunken, später Feuerwehr und Chrisboomschmücker - es waren gerade die Vereine mit jüngeren Leuten, die uns von der Fahne gingen, die, die noch richtig mitanpacken können."

Die Altstadtfunken feiern derweil weiter am Kradepohl. "Wir haben den Wegzug damals nicht mitgemacht, weil für uns der Tanz in den Mai an den Kradepohl gehört", sagt Pressesprecher Torsten Schlender. "Wir feiern lieber etwas kleiner, dafür aber am Ursprungsort", ergänzt Altstadtfunken-Chef Manfred Godek.

Mit der Traditionsgemeinschaft stirbt auch die Prummekirmes am Kradepohl. Bleibt der Traditionsbaum am Kradepohl, auch ein "Kind" der Traditionsgemeinschaft: Wer sich künftig um den Mast mit den Wappen der Brauchtumsvereine kümmern wird, ist noch offen.

(RP)
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