Monheim "Aufbruch" in der Diskussion

Düsseldorf · Zum neuen Roman von Ulla Hahn stellen sich viele interessante Fragen: Wer hat Lust, sie im RP-Leserforum bei RP Online und in der Rheinischen Post zu diskutieren?

Wäre der Begriff "Nestbeschmutzer" nicht so herrlich anschaulich, er gehörte in die Dudenrubrik "derb" verbannt. Als ob zugespitzte Heimatkritik, und sei sie noch so hemmungslos subjektiv, etwas Verbotenes wäre?! So bild-schön hässlich ist der "Nestbeschmutzer", dass die Menschen deutscher Zunge ihn ins Positive wenden müssten: Ja, der Deutsche Heinrich Heine und der Österreicher Thomas Bernhard sind genauso "Nestbeschmutzer" wie etwa der Aachener Walter Hasenclever oder Monheims berühmteste Tochter Ulla Hahn. Wie könnten sie als Außenseiter auch etwas anderes sein, noch dazu als solche, die gelitten haben in und an ihrer (ersten) Heimat?

Und doch, auch wenn "Nestbeschmutzung" als Vorwurf ein für allemal in die Mottenkiste einer muffig-kollektivistischen Kulturkritik gehört, lässt sich über Ulla Hahn und der schriftstellerischen Verarbeitung ihres eigenen Lebens kontrovers diskutieren. Das haben RP-Leser bereits beim "Verborgenen Wort" zu Beginn dieses Jahrzehnts getan. Während die einen etwa dazu rieten, mit "Humor und Gelassenheit" an die düstere Darstellung von "Dondorf" heranzugehen ("Ulla Hahn empfand es so"), problematisierten andere die Vermischung von Fiktion und Wirklichkeit: Dass sich die so böse Karikierten gekränkt fühlten, sei nachvollziehbar angesichts der unzureichenden Verschlüsselung des Originalschauplatzes Monheim.

Wie es weitergeht mit Hildegard Palm aus Dondorf ist jetzt in "Aufbruch" nachzulesen. Die RP-Leser sind eingeladen, über den neuen Roman auf RP Online und in der Rheinischen Post zu diskutieren. Folgende Fragen etwa reizen zum Nachdenken und Mitreden:

Wo sind unverkennbare Monheim-Bezüge?

Trifft der Roman den Geister der frühen 60er Jahre?

Erscheinen die Dondorfer in einem milderen Licht als im "Verborgenen Wort"?

In einem vom Verlag verbreiteten Interview zu "Aufbruch" sagt Ulla Hahn, erst die erwachsene Hilla beginne zu begreifen, warum ihre Eltern so sind, wie sie sind. Glauben Sie, dass die Autorin diese Einsicht und die weniger kritische Schilderung, die möglicherweise daraus folgt, von vornherein geplant hat, als Kunstgriff sozusagen, oder eher, dass das Schreiben an dem Romanzyklus Ulla Hahn selbst verändert hat?

Wie finden Sie die lyrischen Passagen über die Landschaft am Rhein?

Wie die Wiedergabe der Mundart?

Wie macht sich Ulla Hahns Feminismus in der Darstellung von Frauen und Männern bemerkbar?

(RP)
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