Langenfeld Auf den Spuren eines Dino-Forschers

Langenfeld · Heimathistorikerin Annelies Rejek sucht Unterstützung für die Würdigung eines weitgereisten Paters und Universalgelehrten aus Richrath.

 Annelies Rejek aus Langenfeld nimmt die Aufzeichnungen von Dr. Rüdiger Schneider Berrenberg sehr enst und forscht selbst.

Annelies Rejek aus Langenfeld nimmt die Aufzeichnungen von Dr. Rüdiger Schneider Berrenberg sehr enst und forscht selbst.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Wenn die Langenfelderin Annelies Rejek sich für etwas begeistert, dann nachhaltig. Die 83-jährige ehemalige Lehrerin, die sich gern mit historischen Dingen befasst, ist übers Pfarrarchiv Richrath auf die Anfrage des Kunsthistorikers Dr. Rüdiger Schneider Berrenberg gestoßen. Der hat in mühevoller Kleinarbeit die Biographie von Dr. Steph(f)an Richar(t)z, einem weitgereisten Ordens- und Universitätsmann des 19. Jahrhunderts, zusammengetragen. Dieser soll in Richrath geboren sein.

Für Rejek besteht daran kein Zweifel. Sie hofft nun, dass die Stadt Langenfeld den Pater zum 70. Stadtgeburtstag würdigt. „Ich möchte, dass Persönlichkeiten, die aus der Stadt Langenfeld hervorgegangen sind, bekannt werden“, sagt sie, ist dabei aber weder im Stadtarchiv noch bei Bürgermeister Frank Schneider auf offene Ohren gestoßen. Dabei wäre der 70. Stadtgeburtstag aus ihrer Sicht ein guter Zeitpunkt, an der katholischen Volksschule Richrath eine Erinnerungstafel anzubringen. Doch die Stadt geht auf Distanz. „Es ist schwierig, die genauen Daten und den Werdegang zu verifizieren“, sagt Dr. Hella-Sabrina Lange, Leiterin des Stadtarchiv. Die Quellenlage vor Ort sei dürftig und nicht eindeutig. Sie hat zugesichert, die Ausführungen des Autors Rüdiger Schneider Berrenberg ins Archiv aufzunehmen.

Rejek gibt sich damit nicht zufrieden. Im Kirchenarchiv der St.-Martinus-Kirche in Richrath sind im Kirchenbuch 1874 unter der Nummer 108 die Geburts- und Taufdaten des Kindes Stefan Richartz zu finden. 1934, so berichtet sie, seien dort nachträglich lateinisch geschriebene Einträge erfolgt: Dass „Richartz, Mitglied des Professorenkollegiums der katholischen Universität in Peking“ war. Und dass er „in der Mitte Juli 1934 in China als Dekan der philosophischen Fakultät“ starb. Eingetragen von Pfarrer Beuer. Das Personenstandsregister der Bürgermeisterei Richrath belegt die Geburt. „Am 25. November des Jahres 1874 erschien vor mir Heinrich Richartz und erklärte, dass am 25. des Monats November morgens um zwei Uhr, zu Riehterbach ein Kind männlichen Geschlechts geboren sei, das den Namen Stefan erhalten soll. Der Vater: Ackerer zu Rietherbach, die Mutter, Margarete Wirtz, gewerblosen Standes.“

Laut Rejek waren die Richartz eine fromme Familie. Stefan Richartz war das neunte und jüngste Kind. So steht es auch in den neunseitigen Ausführungen von Schneider Berrenberg. Danach absolvierte Richartz seine Mittelschulstudien im Missionshaus Steyl in Holland und trat 1893 in den „Orden vom göttlichen Wort“ ein. 1901 wurde er zum Priester geweiht. Nach der Priesterweihe studierte er in Marburg, München und Wien Naturwissenschaften. Er machte sich in der Gletscherforschung einen Namen, lehrte an der Ordenshochschule und ging 1921 in die USA (Illinois), wo er ebenfalls als Universitätsprofessor lehrte. 1933 schickte ihn sein Orden nach Peking, wo er Professor für Mineralogie und Petrochemie war. Dort hatte der katholische Orden die Universität übernommen. Richartz wurde Dekan. Die Sommerferien wollte er nutzen, Skelette großer Dinosaurier zu untersuchen, starb aber auf der beschwerlichen Reise. „Richrather Bauernsohn auf Dinosaurier-Expedition in China gestorben“ titelt Schneider Berrenberg seine Recherche. „Als vielseitiger Wissenschaftler, gewissenhafter Ordensmann und beliebter Hochschullehrer hätte Pater Richartz in seinem Heimatort Richrath eine Erinnerung verdient.“

 Abbildung von „Stephan Richarz“ aus dem Kirchenarchiv Richrath.

Abbildung von „Stephan Richarz“ aus dem Kirchenarchiv Richrath.

Foto: RP/Dr. Rüdiger Schneider Berrenberg

Stadtarchivleiterin Hella-Sabrina Lange will das Thema nicht ganz auf Eis legen. „Schön wäre es, wenn sich jemand aus einer Familie namens Richartz erinnern könnte. An einen Ordensmann, der in China unterwegs war. Der Name Richartz ist am Niederrhein sehr verbreitet. Die Schreibweisen variieren“, gibt Lange zu bedenken. Sie hat das Thema auch der Ahnenforscher-Gruppe Langenfeld ans Herz gelegt, die sich regelmäßig im Freiherr-vom-Stein-Haus trifft.

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