Monheim Asylbewerber droht mit Sprung vom Dach

Monheim · An der Danziger Straße herrschte ein Großaufgebot an Polizei und Feuerwehr. Zwei Bewohner hatten sich gestritten.

 Gestern kam es zum Streit im Übergangsheim Danziger Straße.

Gestern kam es zum Streit im Übergangsheim Danziger Straße.

Foto: rm-

Gestern hielt ein junger Mann aus Nordafrika Polizei und Feuerwehr in Monheim drei Stunden lang in Atem: Er drohte, sich vom Dach der Notunterkunft an der Danziger Straße in die Tiefe zu stürzen. Die Vorgeschichte: Gegen 10.30 Uhr war er mit einem anderen, aus dem Irak stammenden Bewohner in Streit geraten und hatte diesen laut Zeugenaussagen durch Schläge mit einer Stange am Kopf verletzt. Das Opfer wurde mit einem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht, wo es zur stationären Behandlung verblieb. Der angeblich aus Algerien stammende Mann, der ein ärmelloses Shirt trug, kletterte unterdessen barfuß auf das Dach des viergeschossigen Gebäudes und setzte sich rittlings neben den Kamin auf den First. Die offenbar vom Hausmeister alarmierte Polizei, die mehr als 30 Beamte vor Ort zusammengezogen hatte, sperrte die Danziger Straße ab. Die Feuerwehr, die mit zwei Rettungswagen, einem Notarzt und sechs weiteren Fahrzeugen vor Ort war, brachte vorsorglich ein Sprungkissen in Stellung, wie Torsten Schlender berichtet. Ein Bewohner, der die beiden Kontrahenten als nett und unauffällig beschreibt, berichtet, dass eine Person aus dem Dachfenster des benachbarten Gebäudes heraus mit dem Mann gesprochen habe. Auch die Psychologin des angeblich als depressiv bekannten jungen Manns sei vor Ort gewesen. Gegen 13.45 Uhr ließ sich der Mann dann widerstandslos mit dem Rettungskorb vom Dach bergen. Er wurde zur medizinischen Behandlung in eine psychiatrische Klinik gebracht. "Eine Suizidgefährdung reicht als Indikation für eine Unterbringung in einer geschlossenen Abteilung", so Schlender. Das habe die Ordnungsbehörde so angeordnet.

"Das war vielleicht ein Menschenauflauf", sagt Annemarie Scholz (76), die direkt neben der Notunterkunft wohnt und das Geschehen ebenfalls beobachtet hat. Polizeieinsätze an der Danziger Straße ist sie indes gewohnt. "Von April bis Ende letzten Jahres war mindestens einmal wöchentlich die Polizei da," berichtet auch Jens Kupka (46), der an der Königsberger Straße wohnt. Streitereien, Schlägereien und Ruhestörung seien die häufigsten Einsatzgründe. Die Anwohner stoßen sich vor allem an der mediterranen Sitte vieler Bewohner, ihr Leben im Sommer vollständig nach draußen zu verlegen – bis in die späten Abendstunden. Aber er könne verstehen, dass die Kinder bei der Enge der Wohnungen Freiraum brauchen, sagt Kupka.

Die ohnehin schwierigen Verhältnisse an der Danziger Straße hätten sich in dem Moment zugespitzt, als Flüchtlinge von der (aufgegebenen) Bregenzer- und (renovierten) Niederstraße in die Notunterkunft verlegt wurden. "Eine uns bekannte Hartz-IV-Familie mit zwei Töchtern wurde aufgefordert, in ihre Zwei-Zimmer-Wohnung fünf weitere Personen aufzunehmen. Sie zog in eine LEG-Wohnung um", so Kupka. Inzwischen habe sich die Lage aber beruhigt insgesamt – bis gestern. Die Nachbarn sind enttäuscht, dass die früheren Pläne, die Unterkünfte an der Danziger Straße abzureißen, nicht realisiert wurden.

(RP)
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