Langenfeld Armut wird zum Schwangerschaftsrisiko

Langenfeld · Seitdem über Sozialhilfe keine Verhütungsmittel mehr bezahlt werden, sieht sich die Beratungsärztin der pro Familia-Beratungsstelle Mettmann, Dr. Heide Boecker-Reinartz, immer mehr hilfesuchenden Frauen gegenüber.

Der 2007 gegründete Förderverein hat einen Topf eingerichtet, auf den die Ärztin zurückgreifen kann. Chance auf Bezahlung der Pille oder anderer Verhütungsmittel haben Frauen, die Hartz IV oder weniger beziehen. Einer NRW-weiten Umfrage von pro familia zufolge haben schwangere Frauen zunehmend mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen. Nach der zum Europäischen Jahr gegen Armut und soziale Ausgrenzung erhobenen Umfrage, sind finanzielle Probleme nach gesundheitlichen und familiären Schwierigkeiten einer der Hauptgründe für Schwangerschaftskonflikte.

93 Prozent der Beratungsstellen gaben an, das Thema Armut habe in den letzten fünf Jahren an Bedeutung "stark" oder "sehr stark" zugenommen. Auch die Mettmanner pro familia hatte sich an der Befragung beteiligt, sagte der Leiter der Stelle an der Elberfelder Straße, Andreas Müller. Der Förderverein hat die Arbeit der Sexualpädagogen und der Ärztin im vergangenen Jahr mit 1200 Euro unterstützt.

1500 Euro wurden außerdem auf das Konto der Beratungsstelle überwiesen. Armut bedeute auch, dass Frauen oder Familien nicht das Geld haben, um medizinische Eigenbeiträge etwa für Zahnärzte zu leisten, sagt Sozialarbeiterin Margret Stamm. Bei der Befragung hatten viele Beratungsstellen angegeben, Ratsuchende würden sich nach Verhütung, Urlaub, Freizeit, Essen und Wohnen bei Arztbesuchen einschränken. Wegen fehlender oder unzureichender Verhütung komme es vermehrt zu ungewollten Schwangerschaften. Andererseits gehe die Zahl der Fälle von Schwangerschaftskonflikten zurück. Boecker-Reinartz führt die unter anderem darauf zurück, dass Frauen sich im Ausland die dort nicht verschreibungspflichtige "Pille danach" besorgten.

(RP/rl)
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