Langenfeld An der Friedhofskapelle entsteht Raum für Muslime

Langenfeld · Eine Kostbarkeit deutscher Nachkriegsarchitektur ist er wahrlich nicht. Auch der für den städtischen Waldfriedhof zuständigen Referatsleiterin Heike Schönfelder gefällt der Anbau an die 1956 errichtete Friedhofskapelle nicht. "Er fügt sich wenig sensibel ein, ist jedoch untrennbar mit der Kapelle verbunden." Weil ein Komplettabriss und Neubau des Ensembles mit geschätzten 1,35 Millionen Euro zu teuer sei, treibt Schönfelder die Sanierung des Nebengebäudes voran. Im Bau- und Verkehrsausschuss stellte sie gestern ihr Vorhaben vor, das abschnittsweise angepackt werden soll. "Als erstes wollen wir einen Raum schaffen, der die im muslimischen Begräbnisritual verankerte Totenwaschung ermöglicht."

 Neben der Kapelle des Waldfriedhofs soll ein Raum für Treffen muslimischer Angehöriger entstehen.

Neben der Kapelle des Waldfriedhofs soll ein Raum für Treffen muslimischer Angehöriger entstehen.

Foto: Ralph Matzerath

Bislang gibt es nach Schönfelders Angaben insgesamt nur acht Gräber von Muslimen auf dem Waldfriedhof. "Aber zunehmend werden ältere Muslime nicht mehr in ihren Herkunftsländern bestattet, sondern hierzulande. Deshalb hat uns der Moscheeverein um einen würdevollen Raum für die Abschied nehmenden Angehörigen mit Warmwasseranschluss für die Totenwaschung gebeten, die bislang räumlich getrennt meist in einer Kölner Moschee erfolgt." 15.000 Euro stehen für diesen Umbau 2016 bereit.

Für die laut Schönfelder "von Grund auf nötige Sanierung der Toilettenanlagen" (40.000 Euro), den Einbau eines Behinderten-WC (30.000 Euro) und die Renovierung des Besucherbüros sowie weiterer Räume (75.000 Euro) müssen die Politiker die Finanzierung indes erst noch bewilligen. Schönfelder hofft, dass das Nebengebäude so bis 2018 in Schuss gebracht werden kann. Danach sei eine Renovierung der Kapelle (45.000 Euro) fällig. Bereits im kommenden Jahr wird auf dem Hauptweg der laut Schönfelder "desolate" Belag erneuert und eine hohe Kante beseitigt (35.000 Euro).

Nach Angaben von Schönfelders Mitarbeiter Peter Petersen sind auf dem Waldfriedhof mit seinen mehr als 3000 Grabstätten zunehmend kleine, pflegeleichte und preisgünstige Gräber gefragt. Dazu gehören seit Anfang 2013 so genannte Baumgräber: Unter sieben eigens für diesen Zweck gepflanzten Hainbuchen wird die Asche der Toten in einer kompostierbaren Kapsel ohne Überurne beigesetzt. Auf Wunsch verewigt eine in den Grasboden eingelassene Platte Name und Lebensdaten der Toten. 1245 Euro beträgt die Gebühr für 25 Jahre. Zudem wurde das Kolumbarium gerade um zwei Wände mit knapp 50 Plätzen für Urnen erweitert. Von 151 Beisetzungen im letzten Jahr erfolgten 91 in einer Urne. Die Gebühren auf dem Waldfriedhof wurden laut Schönfelder seit 2002 nicht erhöht. Dies sei auch jetzt nicht geplant.

(mei)
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