Langenfeld Alt, aber wehrhaft

Düsseldorf · Senioren sind möglichen Straftätern nicht ausgeliefert.Polizeioberkommissar Udo Wilke gibt Tipps für brenzlige Momente. Waffen sind im Ernstfall gefährlich.

kreis Mettmann Austricksen lassen sich Senioren ungern, und in Gefahr begeben sie sich auch seltener, als Polizeimeldungen es vermuten lassen. Denn viel mehr als junge Leute haben sie Vermeidungsstrategien für brenzlige Situationen, lobt Polizeioberkommissar Udo Wilke. Sie gehen etwa selten allein im Dunkeln durch einsame Gegenden und dadurch. So schützen sich ältere Leute erfolgreich.

Doch was, wenn man sich doch einmal bedroht oder verfolgt fühlt? Wie schützt man sich dann vor Gewaltstraftaten? Im Mettmanner Awo-Haus informierte der Beamte der Kreispolizei Senioren und übte das Verhalten in kritischen Momenten. Bei Rollenspielen erfuhren sie, dass entscheidende Dinge bereits vor einem Übergriff geschehen: Wer den Kopf senkt und ängstlich Blickkontakt vermeidet, der ist schon in der Opferrolle.

Ansprechen wirkt Wunder

Einen Verfolger ansprechen, ist mutig und kann Wunder wirken: Es verunsichert den Täter. „Ein Gewalttäter will leichtes Spiel haben. Wer ihm aufrecht ins Gesicht schaut, signalisiert: Daraus wird nichts. Haltung, Gestik und Mimik sind so wichtig wie der Einsatz der Stimme. Wilke: Ein lautes „Stopp!“ mit ausgestrecktem Arm hält den anderen auf „Klitschko-Abstand“. Jeder hat eine Intimzone, die nur erwünschte Menschen überschreiten dürfen. Das übten Maria Pipping und eine andere Teilnehmerin im Rollenspiel: „Ganz schön unangenehm, jemanden zu bedrängen, auch wenn es nur Übung war“, fand die „Angreiferin“.

Udo Wilke hatte Tricks auf Lager: Einen möglichen Täter niemals duzen, damit Zeugen keine Beziehungstat vermuten können. Wer Hilfe sucht, muss andere direkt ansprechen, etwa: „Sie da im blauen Hemd, rufen Sie die Polizei!“ Umstehende wissen, wer gemeint ist. Der Aufgeforderte steht in moralischer Pflicht, zu handeln. Andere einzubeziehen ist unerlässlich – und sei es nur, um seine Angst mitzuteilen oder Hilfe anzufordern.

Waffenbesitz hält der Polizist für gefährlich. Unter Stress richtet man ein Reizgasspray leicht versehentlich gegen sich selbst. Besser seien Handy und ein Personenalarmgerät, das man auch an der Handtasche befestigen kann. Ein Zug an einem Bändchen löst schrilles Heulen aus – bei einer Vorführung ging Wilke auf Distanz, trotzdem hielten sich alle die Ohren zu. Der Notruf 110 ist von jedem Telefon kostenfrei anzurufen – auch vom Handy ohne Vertrag, sogar ohne SIM-Karte. Nur der Akku muss aufgeladen sein. „Ein Handy kann man beim Enkel abstauben, die kaufen sich ja dauernd neue“, riet eine Seniorin.

(RP)
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