Monheim Alle Haushalte bekommen Breitband

Monheim · Bis 2020 soll Monheim ein flächendeckendes Glasfasernetz erhalten. Mega und Stadt investieren rund 21 Millionen Euro.

Es ist ein relativ unscheinbares Stück Technologie, das sich Jörg Köhl zwischen Daumen und Zeigefinger geklemmt hat. Der beinahe durchsichtige Strang ist kaum dicker als ein Haar, doch er hat gewaltiges Potenzial. "Über diese einzelnen Leitung könnte im Grunde der gesamte heutige Datenverkehr Monheims laufen", sagt Köhl. "Theoretisch ist auch eine Leistung von mehreren Terabyte denkbar." Das entspräche einer Datenübertragungsrate von tausenden Megabytes pro Sekunde. Die Glasfaser, meint der Prokurist und technische Leiter der Monheimer Elektrizitäts- und Gasversorgung (Mega), sei das Medium der Zukunft.

Deswegen planen Mega und Stadtverwaltung den flächendeckenden Ausbau des superschnellen Internets. Betreiber des Glasfasernetzes soll das städtische Tochterunternehmen werden, das damit sein Geschäftsfeld erweitert und zum Telekommunikationsdienstleister avanciert. Mega-Geschäftsführer Udo Jürkenbeck formuliert ehrgeizige Ziele: "In den kommenden sechs Jahren soll jeder Haushalt und jede Firma im Stadtgebiet mit einem eigenen Glasfaseranschluss ausgestattet werden."

Das ist ein straffer Zeitplan. Immerhin müssen im gesamten Stadtgebiet Straßen aufgerissen werden, um die Leitungen unter die Erde zu bringen. Insgesamt 7300 Industrie-, Gewerbe-, und Wohngebäude müssen an das Netz angeschlossen werden. Dafür sind etwa 180 Kilometer unterirdische Leitungen notwendig. Insgesamt 21 Millionen Euro wollen Stadt und Mega dafür investieren.

Der Ausbau soll schrittweise erfolgen. Sollten die politischen Gremien in den kommenden Wochen entsprechend entscheiden, könnten bereits nächstes Jahr die Bauarbeiten beginnen. Als erstes sollen die Zaunswinkel-Siedlung im Süden Monheims und das Neubaugebiet "Am Waldbeerenberg" im Nordosten Baumbergs Glasfaserleitungen erhalten - und zwar "bis in jedes Haus hinein", sagt Jürkenbeck.

"In anderen Kommunen ist es oft so, dass zwar ein Glasfasernetz gebaut wird, die letzten paar Meter der Leitung bis in die Häuser aber weiterhin Kupferkabel sind", sagt der Geschäftsführer der Mega. "Wir wollen unser Netz bis zu den Anschlüssen der Gebäude verlegen." Das geht freilich nur mit der vorigen Zustimmung der Eigentümer. Im Zuge des Erstausbaus ist der Anschluss kostenfrei für Hausbesitzer, die laut Bürgermeister Daniel Zimmermann durch den Glasfaseranschluss eine Aufwertung ihrer Immobilie erfahren.

"Dieses Medium zur Übertragung von Daten aller Art ist auch mit Blick auf die Zukunft ohne Alternative", meint das Stadtoberhaupt. Die Kapazitäten anderer Techniken wie LTE oder VDSL sei hingegen begrenzt. "Wer die zugegebenermaßen hohe Investition zuerst tätigt, kann dafür zukünftig ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber der Konkurrenz nutzen." Für die digitale Infrastruktur Monheims sei das Glasfasernetz ein "Quantensprung".

Auch in der Preispolitik will sich die Mega offensiv am Markt positionieren, der derzeit von den Anbietern Unitymedia und Telekom dominiert wird. Internet soll es ab 25 Euro im Monat geben. Ein Komplettpaket mit TV, Internet und Telefon soll monatlich 40 Euro kosten. Laut Jürkenbeck würden 37 Prozent Marktanteil in Monheim für einen kostendeckenden Betrieb reichen. "Wir rechnen damit, dass es ein Selbstläufer wird", meint er durchaus selbstbewusst. "Es ist schließlich ein Angebot, das andere Anbieter nicht machen können."

(arod)
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