Langenfeld Alk-Exzesse alarmieren Stadt

Langenfeld · Nach tätlichen Angriffen auf Hausmeister macht die Stadt gegen Jugendliche mobil, die bei Saufgelagen auf Schulhöfen und anderen öffentlichen Plätzen durch Zerstörungswut und Ruhestörung auffallen.

 Eines von drei Plakatmotiven, mit denen die Stadt Jugendliche an zivile Verhaltensregeln erinnern will.

Eines von drei Plakatmotiven, mit denen die Stadt Jugendliche an zivile Verhaltensregeln erinnern will.

Foto: Matzerath, Ralph

Erst pöbelten die betrunkenen Jugendlichen ihn an, dann versuchten sie, ihm glühende Kippen ins Gesicht zu drücken, schließlich jagten sie hinter ihm her, so dass er sich in sein Auto retten musste. "Unserem Mitarbeiter, der bloß an der Clique vorbeigegangen war, ist zum Glück nicht noch mehr passiert.

 Bürgermeister Schneider: Wir gehen jetzt massiv gegen die Täter vor.

Bürgermeister Schneider: Wir gehen jetzt massiv gegen die Täter vor.

Foto: Matzerath, Ralph

Aber der Schreck steckt ihm in den Gliedern, und sein Auto, das die Täter attackierten, ist nicht unerheblich beschädigt", erzählt seufzend der städtische Gebäudemanager Wolfgang Hellekes. Etwa vier Wochen ist der Angriff auf den Hausmeister einer hiesigen Schule jetzt her. Vorläufiger Höhepunkt in einer Kette von hochprozentiger Jugend-Randale — und Anlass für die Stadt zu einem "Maßnahmenkatalog" mit "Information, Prävention, Intervention". "Wir möchten jetzt massiv gegen diese Jugendlichen vorgehen", kündigte Bürgermeister Frank Schneider gestern in einer Pressekonferenz an.

 Beigeordnete Prell: Manche Eltern machen einen sprachlos.

Beigeordnete Prell: Manche Eltern machen einen sprachlos.

Foto: Stadt, rm-

"Nur eine kleine Minderheit"

Es ist laut Schneiders Stellvertreterin Marion Prell nur eine kleine Minderheit aller Jugendlichen, die regelmäßig durch Alkoholexzesse auffällt — die aber haben es in sich:

l Bei der Karibik-Nacht in der Stadtmitte vor knapp einem Jahr vermieste ein randalierender Nachwuchsmob, der über das Internet-Netzwerk Facebook zusammengetrommelt worden war, etlichen Festbesuchern den Abend.

l Im vorigen Sommer waren laut Stadt vor allem die Gieslenberger Schule, der Reusrather Platz und die Schulen an der Fröbel- und der Metzmacherstraße sowie der Sportplatz Hinter den Gärten "besonders häufig Gegenstand von Beschwerden". Meistens wegen Ruhestörung oder achtlos weggeworfener Glasflaschen und anderen Mülls.

l Aber auch vor massiver Sachbeschädigung schrecken einige Zechkumpanen nicht zurück. Hellekes berichtet von angekokelten Kunstrasenplätzen, abgerissenen Blitzableitern, umgetretenen Laternenmasten. Und zeigt Bilder von einer umgeworfenen Tischtennisplatte auf dem Schulhof des Konrad-Adenauer-Gymnasiums: "Die ist aus Beton. Sie so zuzurichten, das geht nur mir roher Gewalt." Genaue Schadenssummen will er nicht nennen — "aber gehen Sie mal davon aus, dass sich das insgesamt jährlich im fünfstelligen Euro-Bereich bewegt".

Schon allein deshalb rechnet sich nach Worten der Verwaltungsspitze das rund 9000 Euro teure Gegenprogramm namens "Alkostops", zu dem sich die Stadt laut Schneider durch "Angriffe auf Personen, vor allem Hausmeister" veranlasst sieht:

m Plakate mit flotten Sprüchen sollen auf die gesundheitsgefährdenden Folgen des "Komasaufens" aufmerksam machen, auf asozialen Glasbruch zum Beispiel auf Spielplätzen und die laut Stadt verstärkte Präsenz von Ordnungsdienst und Polizei.

m Neben den Jugendlichen selbst sollen Eltern, Lehrer, Vereine, Einzelhändler und Gaststätten verstärkt für das Problem "sensibilisiert" werden, etwa durch Testkäufe, Fortbildungen und Rollenspiele.

m In Sachen Intervention will das Jugendamt künftig auch nicht vor Hausbesuchen bei den Eltern der Exzesstrinker zurückschrecken: "Es kann nicht sein, dass Eltern auf berechtigte Vorhaltungen so reagieren, wie wir es schon erlebt haben", zeigt sich die Beigeordnete Prell entsetzt: mit Schadenersatzforderungen an die Ordnungshüter, weil diese den unter 16-jährigen Sprösslingen den Kasten Bier wegnahmen; mit dem Einwand, dem volltrunkenen Töchterchen sei es jetzt aber nicht zuzumuten, zum Besen zu greifen, um den Scherbenhaufen aufzufegen; oder mit dieser Entschuldigung auf die Bitte, ihr handlungsunfähiges Kind abzuholen: "Wir haben jetzt keine Zeit!".

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(RP/rl/top)
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