Weihnachts-Wissen (2) Adventskalender ist recht neu

Langenfeld · Rituale und Bräuche sind aus der Adventszeit nicht wegzudenken. Doch woher kommen Apfel, Nuss und Mandelkern? Experte Manfred Becker-Huberti erklärt, was es damit auf sich hat.

Rituale und Bräuche sind aus der Adventszeit nicht wegzudenken. Doch woher kommen Apfel, Nuss und Mandelkern? Experte Manfred Becker-Huberti erklärt, was es damit auf sich hat.

Um 1850 wurde durch evangelische Christen der Adventskalender entwickelt, der vom 1. bis zum 24. Dezember begleitet und nicht die vier Adventssonntage wie der Adventskranz, sondern den Kalendermonat zur Berechnungsgrundlage nimmt. Adventgliederungen dieser Art scheinen älter zu sein, wie ein Bild des Malers Petrus Christus aus Brügge belegt: Im 15. Jahrhundert zeigt er in einem seiner Bilder die Gliederung des Advents in 24 Tage. Die "modernen" Adventskalender des 19. Jahrhunderts erprobten das "Abstreichen" oder "Abreißen" der 24 Werk- und Sonntage durch Kreidestriche, Abrisskalender, stückweise Abbrennen von Kerzen mit aufgeklebter Tageszählung, Weihnachtsuhren und Weihnachtsleitern mit Stufen für jeden Tag.

Urheber der gedruckten Adventskalender mit Klapptürchen, die im Gegensatz zum Adventskranz je einem einzelnen Kind gehören, scheint der Münchner Verleger Gerhard Lang zu sein, der 1908 die ersten Exemplare druckte. Diese Adventskalender, die sich oft bloß als "Weihnachtskalender" verstanden, gerieten durch die Nazis von der christlichen Symbolik ab und hin zur Darstellung von Geschenken oder Märchenmotiven. Die Entdeckung der Adventskalender durch die Süßwarenindustrie hat den Prozess der Entchristlichung der Adventskalender keineswegs aufgehalten. Gedruckte evangelische oder katholische Adventskalender, die Kindern helfen wollen, den Advent bewusst als Vorbereitungszeit auf Weihnachten zu erleben, sind zwar in der Minderzahl, aber von hoher Qualität. Daneben gibt es stets neue Einfälle, die Zeit zu gliedern. Jüngere Beispiele suchen neue Wege. Einen Adventskalender kann man auch backen, zum Beispiel indem man einen Teig wie einen Tannenbaum auf der Tischfläche formt und in 24 einzelne Stückchen teilt, die jeweils nummeriert und verziert werden. Andere haben einen ganzen Wohnort in einen Adventskalender verwandelt. Zu jedem Tag befindet sich an einer anderen, zu suchenden Stelle ein Motiv und die Teillösung einer Aufgabe, die erst am 24. Dezember abgeschlossen ist.

(RP)
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