Verkehr Monheim will erste selbstfahrende Busflotte in Linienbetrieb bringen

Monheim · Die Stadt Monheim am Rhein will ab dem kommenden Herbst eine selbstfahrende Busflotte im Linienbetrieb einsetzen. Angeschafft werden fünf vollautomatisierte, vier Meter lange Elektrofahrzeuge.

 Der autonom fahrende Bus in Monheim

Der autonom fahrende Bus in Monheim

Foto: dpa/Oliver Berg

Er ist klein. Vier mal drei mal zwei Meter und hat sechs Sitzplätze. Gestern war der neue autonome Bus der Firma Easymile, Modell EZ10, der Star auf dem Betriebshof der BSM (Bahnen der Stadt Monheim) an der Daimlerstraße. Der Bus ist der erste, der zu der insgesamt fünf Fahrzeuge umfassenden Flotte gehört, die als reguläre Buslinie ihren Betrieb in Monheim aufnehmen wird. „Ab Herbst sollen die fünf Busse dann im Zehn-Minuten-Takt von morgens sieben bis abends 23/24 Uhr vom Busbahnhof durch die Altstadt und zurück fahren“, kündigt Bürgermeister Daniel Zimmermann (Peto) an. „Das ist nicht nur NRW- oder deutschlandweit, sondern in ganz Europa einzigartig“, betont Benedikt Sperling, Leiter von Easymile Deutschland.

Auch die NRW-Minister Dr. Andreas Pinkwart (Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie) sowie Hendrik Wüst (Verkehr) sind begeistert. „Das war schon toll“, sagt Pinkwart und steigt nach der ersten Proberunde aus dem Bus. „Super“, kommentiert Wüst. Pinkwart lobt vor allem den Mut der Stadt Monheim. „Wenn es keiner macht, bleibt alles graue Theorie.“ Wüst pflichtet ihm bei. „Wir wollen das“, bekräftigt er. Und: „Es braucht Leute, die vorangehen.“ Als gute Nachricht hat Wüst noch die Entscheidung des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr übermittelt, der das Projekt bewilligt hat. Vom Land erwartet die Stadt eine 90-prozentige Förderung für die Elektrofahrzeuge. Der Antrag bezieht sich auf die Investitionssumme von 2,1 Millionen Euro.

Die Unterstützung für das innovative Monheimer Projekt ist groß. „Als ich davon gehört habe, war ich total begeistert“, sagt der FDP-Landtagsabgeordnete Moritz Körner. Er habe gleich das Gespräch mit den zuständigen Ministerien gesucht. Auch Claudia Schlottmann (MdL/CDU) unterstützt das Projekt.

Der kleine Bus muss wie ein Kind noch lernen. Im ersten Schritt hat das Unternehmen Easymile die Software mit den Daten der Probestrecke auf dem BSM-Gelände gefüttert. Aber ganz von allein bewegt sich der Bus nicht. „Operator“ Mohamed Arrami (BSM) versucht, ihn in Gang zu setzen. Doch das Modell EZ10 bewegt sich noch nicht. Arrami dreht noch einmal den „Zündschlüssel’“, drückt auf einen gelben Knopf. Wieder nichts. „Klar“, sagt er dann. „Geht ja auch gar nicht. Denn der Bus ist so programmiert, dass er an der Haltestelle bei geschlossener Tür noch 30 Sekunden verharrt, bevor er sich in Bewegung setzt.“ Dann rollt er. Erst mit fünf Stundenkilometern. Dann geht es über die Bahngleise. Vorsichtig. Auf dem geraden Stück wird er schneller, beschleunigt auf Tempo zwölf, bevor er mit Blick auf die Kurve wieder auf sechs Stundenkilometer reduziert. Der Bus fährt zurück auf den Platz, wo die nächsten Premierengäste auf eine Fahrt warten. „Sympathische Art der Fortbewegung“, kommentiert SPD-Ratsherr Werner Goller.

Doch bevor der strombetriebene Linienbus im öffentlichen Verkehr fährt, wird noch einige Zeit vergehen. Bis Ende April sollen die nächsten vier Busse geliefert werden. Erste Testfahrten wird es in den kommenden Wochen geben, im Frühsommer könne ein Teilbetrieb starten. 12 bis 15 BSM-Mitarbeiter werden sukzessive zum Operator/Begleiter für die Busse ausgebildet, erläutert Michael Hamacher von der BSM. Während der Testphase und vermutlich auch darüber hinaus.

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