Langenfeld Langenfelderin ist so alt wie ihre Stadt

Langenfeld · Helga Oestreich und Langenfeld verbindet etwas Besonderes: Beide feiern am heutigen 3. Oktober ihren Siebzigsten.

 Stadtkind Helga Oestreich vor ihrem Plakat an der Verbraucherzentrale in Langenfeld. Die Langenfelderin feiert wie die Stadt am Mittwoch ihren 70. Geburtstag. Helga Oestreich ist in der Stadt aber auch so bekannt: Sie hilft viel im Ehrenamt.

Stadtkind Helga Oestreich vor ihrem Plakat an der Verbraucherzentrale in Langenfeld. Die Langenfelderin feiert wie die Stadt am Mittwoch ihren 70. Geburtstag. Helga Oestreich ist in der Stadt aber auch so bekannt: Sie hilft viel im Ehrenamt.

Foto: RP/Sabine Schmitt

Es ist auf den Tag genau 70 Jahre her. Die Offiziellen saßen zum Festakt zusammen. Langenfelds Urgestein Manfred Stuckmann war neun Jahre alt und Schulkind. „Wir hatten alle schulfrei. Die Bäcker haben Rosinenwecken gemacht. Jedes Kind bekam einen. Drei Jahre nach dem Krieg war das etwas Besonderes“, erinnert sich Langenfelds Ehrenbürger. Und damals am 3. Oktober 1948, da wurde an der Jahnstraße auch ein Kind geboren, ein Mädchen namens Helga.

Langenfeld und Helga Oestreich, geborene Pohlmann, verbindet etwas Großes: Sie haben am selben Tag Geburtstag. Sie kam auf die Welt – Langenfeld wurde am 3. Oktober offiziell der Titel „Stadt“ verliehen.

Nach dem heutigen Empfang zum runden Stadtgeburtstag will Bürgermeister Frank Schneider gegen 16 Uhr auf dem Marktplatz mit allen 567 Langenfeldern anstoßen, die 2018 – wie die Stadt – 70 Jahre alt werden. Auch Helga Oestreich feiert heute, aber privat. „Es kommen 45 Gäste, auch von weiter her.“

Dass sie Langenfelds Stadtkind ist, hat sich rumgesprochen. Sie ist auf einem der Hinweisplakate zu sehen, die das Rathaus zum runden Stadtgeburtstag gedruckt hatte. Ein Porträt von Helga Oestreich hängt zum Beispiel an der Verbraucherzentrale. Manchmal wird sie auf das Plakat angesprochen.

Tatsächlich hat Helga Oestreich fast ihr ganzes Leben in Langenfeld verbracht. Nur drei Jahre wohnte sie woanders; in Lützenkirchen im Leverkusener Osten. Sie lebte erst mit den Eltern erst in Berghausen, dann an der Solinger Straße. Dann wieder in Berghausen an der Talstraße. „Der Opa hatte da ein Haus kauft. Dort bin ich erwachsen geworden, und da habe ich gelebt, bis ich meinen Mann kennen lernte.“ Als sie ihren Mann traf, war sie 16 Jahre alt. „Mit 20 habe ich geheiratet“, erzählt sie. Die erste eigene Wohnung war dann in Lützenkirchen. „Dann kam der Sohn, die Wohnung war zu klein.“ Die junge Familie zog zurück nach Langenfeld, zur Kölner Straße, gegenüber vom Stadtgarten ins Haus der Eltern des Mannes. „Seit 1972 leben wir hier. Ich fühle mich sehr wohl. Es ist schön hier.“

Das gleichaltrige Langenfeld, das ist für Helga Oestreich Heimat – auch deshalb, weil hier viele Freunde und Bekannte leben.“ Die 70-Jährige, die jung und sportlich aussieht, ist aber auch pragmatisch. „Man bekommt hier alles. Und man ist schnell rechts und links in den Städten nebenan.“ Und noch etwas Kurioses: Das Stadtkind heißt mit Nachnamen Oestreich – ausgerechnet 2018 ist in Langenfeld mit dem jährlich wechselnden Ländermotto auch noch ein Österreich-Jahr ausgerufen worden. Helga Oestreich muss schmunzeln. „Damit haben wir nichts zu tun“, sagt sie.“ Verdient hätte sie es. Denn sie gehört zu den Menschen in der Stadt, die viel für andere tun. Helga Oestreich engagiert sich ehrenamtlich – bei der Kinderherzhilfe, in der katholischen Bücherei, in der evangelischen Kirche und auch bei der Arbeiterwohlfahrt. Ehrenamt spielt in Langenfeld ohnehin eine besondere Rolle: „Dieses Engagement ist unser Reichtum“, sagt Bürgermeister Frank Schneider immer wieder.

Wenn Helga Oestreich etwas für sich macht, dann mag sie „lesen, lesen, lesen. Krimis besonders gerne, auch Romane.“ Im Wohnzimmer hat sie ein Regal für „große Bücher“. Dort stehen auch Werke von Manfred Stuckmann oder Friedhelm Görgens zur Stadtgeschichte. Ob sie einen Lieblingseintrag hat in diesen Büchern? Etwas, das ihr an der Stadtgeschichte besonders gefällt? Helga Oestreich: „Eigentlich nicht.“ Aber sie sei in diesen Tagen stolz auf ihre Stadt. „Darauf, dass so viele Langenfelder sich so in der Flüchtlingsgeschichte engagieren.“

Zwischendurch wird Helga Oestreich nachdenklich. „Ich denke“, sagt sie, „Langenfeld ist auch die Stadt, in der ich sterben werde.“ Aber das ist noch lange hin. Sie ist Oma und hält sich durch Sport fit!

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