Langenfeld 100 Bäume fallen für den Klinik-Neubau

Langenfeld · Für 30 Millionen Euro wird auf dem Gelände der LVR-Klinik ein Neubau errichtet. Dazu wird ein Wäldchen abgeholzt.

 Klinikvorstand Holger Höhmann (l.) und der Technische Betriebsleiter Robert Hessel vor dem Hochhaus mit den Abteilungen Allgemeine Psychiatrie und Suchtkrankheiten, das durch einen Neubau ersetzt wird. Außerdem werden im angrenzenden Wäldchen mehr als 100 Bäume gefällt. Dafür wird eine gleichgroße Fläche aufgeforstet.

Klinikvorstand Holger Höhmann (l.) und der Technische Betriebsleiter Robert Hessel vor dem Hochhaus mit den Abteilungen Allgemeine Psychiatrie und Suchtkrankheiten, das durch einen Neubau ersetzt wird. Außerdem werden im angrenzenden Wäldchen mehr als 100 Bäume gefällt. Dafür wird eine gleichgroße Fläche aufgeforstet.

Foto: RALPH MATZERATH

Im hintersten Teil des LVR-Klinikgeländes werden im Oktober Kettensägen heulen. Auf einem etwa 20 Meter breiten Randstreifen des Wäldchens werden mehr als 100 Bäume abgeholzt, darunter einige mächtige Buchen. Sie stehen einem der größten Bauvorhaben auf Langenfelder Gebiet im Wege, sagt Klinikvorstand Holger Höhmann. Für 30 Millionen Euro wird der Landschaftsverband Rheinland (LVR) einen Neubau der Abteilungen Allgemeine Psychiatrie und Suchtkrankheiten errichten. "Er soll Ende 2016 fertig sein." Dann werde das benachbarte, 1975 errichtete Hochhaus abgerissen, in dem die genannten Abteilungen heute untergebracht sind.

Laut Chefarzt Dr. Wolfgang Schwachula wird sich deren Bettenzahl nach Abriss und Neubau von 240 auf 144 verringern. Die LVR-Klinik setze auf Dezentralisation, verlagere in nächster Zeit einige Angebote aus Langenfeld in andere Städte. Höhmann: "Wir wollen eine Komplettversorgung anbieten, doch sollen bei der Behandlung dieser Patienten stationäre Aufenthalte möglichst vermieden werden." Um Betroffene nach der Entlassung aus der Langenfelder Klinik - wenn nötig - weiterhin ärztlich zu versorgen, baue der LVR die Behandlungsplätze in den zugeordneten Tageskliniken der Region aus.

In der Allgemeinen Psychiatrie werden Menschen behandelt, die etwa manisch-depressiv sind, an Angstzuständen leiden oder in einer behandlungsbedürftigen Lebenskrise stecken. Wegen der Vielzahl von Krankheitsbildern ist das Therapieangebot breit gefächert; unter anderem stehen Sport, Ergotherapie, Musik, Kunst oder soziale Kompetenz auf dem Wochenplan.

Die genannte Dezentralisation wird nach Höhmanns Angaben zurzeit in anderen Städten vorbereitet. In Solingen, wo sich schon ein gerontopsychiatrisches Zentrum befindet, soll eine Dependance mit 40 stationären Betten entstehen; dazu habe der LVR ein Grundstück auf dem Gelände des städtischen Klinikums erworben. Am Klinikum Leverkusen-Schlebusch ist eine Tagesklinik für psychisch Kranke mit 30 Behandlungsplätzen und 30 Betten in Planung. Außerdem soll eine Tagesklinik mit 30 Plätzen in Mettmann auf dem Gelände des evangelischen Krankenhauses Engpässe im Kreis Mettmann beseitigen. Nach Schwachulas Angaben hat die in Hilden errichtete Tagesklinik mit Ambulanz eine sehr geringe Kapazität und lange Wartezeiten. Die Zahl der Patienten in der Psychiatrie nehme zu, zumal sich Menschen in Lebenskrisen zunehmend psychische Probleme eingestehen und sich in ärztliche Behandlung begeben. Froh ist Höhmann, dass ein neuer Standort für das in Langenfeld an der Kreuzstraße betriebene Gerontopsychiatrische Zentrum mit Tagesklinik und Ambulanz gefunden wurde. "Das Grundstück liegt in zentraler Lage von Langenfeld. Ich hoffe, dass der Vertrag nach Klärung einiger Detailfragen in etwa zwei Monaten unterschrieben werden kann."

Am Abriss des 1975 errichteten Betonbaus auf dem Langenfelder LVR-Klinikgelände führt laut Technik-Chef Robert Hessel kein Weg vorbei. Die verschärften Bestimmungen an den Brandschutz seien trotz der vorhandenen vier Fluchttreppen mittelfristig nicht mehr erfüllt. Höhmann: "Die Bauaufsicht hatte uns deshalb vor die Alternative gestellt, das Haus entweder zu sanieren oder es außer Betrieb zu nehmen." Zudem sei es ohne Wärmedämmung "energetisch eine Katas-trophe" und genüge mit Dreibettzimmern sowie Gemeinschaftstoilette und -dusche für mehrere Räume nicht mehr dem in anderen Klinikstationen üblichen Standard. Der Neubau ist laut Hessel unterm Strich günstiger. Denn bei der Alternative einer Sanierung des Betonbaus wäre zu den Sanierungskosten noch der Aufwand zur kaum zu bewältigenden Unterbringung von 240 Patienten während der Bauzeit hinzugekommen.

Das Abholzen der Bäume im Oktober auf einer Fläche von 2800 Quadratmetern ist laut Hessel genehmigt. Es werde eine Fläche gleicher Größe (siehe Skizze) mit Rotbuchen aufgeforstet.

(RP)
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