Kreis Heinsberg Zeichen setzen gegen Rechts

Kreis Heinsberg · Das 2009 gegründete "Bündnis gegen Rechtsextremismus" will den Kampf gegen "braune" Aktivitäten und Parolen stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken. Der Kreis ist keine Insel, was Fremdenfeindlichkeit betrifft.

 "Nur" Provokation oder Ausdruck einer Gesinnung? Hakenkreuz-Schmierereien wie auf dem Kreuzweg am Birgelener Pützchen tauchen immer wieder in den Kommunen im Kreisgebiet auf.

"Nur" Provokation oder Ausdruck einer Gesinnung? Hakenkreuz-Schmierereien wie auf dem Kreuzweg am Birgelener Pützchen tauchen immer wieder in den Kommunen im Kreisgebiet auf.

Foto: Jürgen Laaser

Das Gedankengut der Ewiggestrigen wabert auch durch die hiesige Region. Das belegen Hakenkreuzschmierereien, Aufkleber der "Kameradschaft Aachener Land" (KAL) in Wassenberg oder der in Wegberg auf eine Wand gesprühte Termin eines Aufmarsches im April in Stolberg.

Vorfälle dürften nicht defensiv "kleingeredet" werden, fordert der Sozialpädagoge Christian Ehlers von der Integrationsagentur des Diakonischen Werks, Mitglied im zwölfköpfigen Sprecherkreis für das "Bündnis gegen Rechtsextremismus — für Demokratie und Toleranz im Kreis Heinsberg". Der Sprecherkreis will den Dialog mit Menschen und Gruppen verstärken, sich auf breiterer Ebene bekanntmachen und hofft auf aktive Mitarbeit der Mitglieder. "Wir brauchen Menschen, die Aktionen lokal umsetzen und sich mit dem Bündnis verknüpfen."

Nazi-Geschichte in der Euregio

Für die Vollversammlung am Freitag, 24. Februar, 19 Uhr, in der evangelischen Kirche in Ratheim erhofft sich das Sprecherteam eine volle Kirche: Das "Bündnis gegen Rechts" erwartet Dr. Herbert Ruland, politischer Heimatforscher an der Autonomen Hochschule in der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens. Der Fachbereichsleiter Regionalgeschichte an der Volkshochschule in Eupen wird die Geschichte des Nationalsozialismus in der Euregio skizzieren. Zu der offenen Veranstaltung seien alle Interessierten willkommen, die das Anliegen des Bündnisses inhaltlich unterstützen, unterstrich Ehlers.

Das Bündnis, dem jüngst die Stadt Erkelenz und der Kreis Heinsberg beitraten, ist mit Kommunen, Parteien, Kirchen, Schulen und Verbänden breit aufgestellt. "Rechtsextremistische Aktivitäten und Positionen mit aller Entschiedenheit zu bekämpfen — das ist das Ziel, das alle eint", sagte Ehlers in einer Pressekonferenz in der evangelischen Kirche Ratheim. Erschreckender als Nazi-Aufmärsche findet er die verbreiteten Ansichten über Zuwanderer, die sich mit NPD-Meinungen decken. "Wir können nicht von einem Rand sprechen.

Diese Einstellungen erwachsen aus der Mitte der Gesellschaft", sagte der Sozialpädagoge eindringlich. Bundesweiten Studien zufolge seien 40 Prozent der Bevölkerung "latent antisemitisch". Das sei im Kreis nicht entscheidend anders. "Deswegen gibt es so ein Bündnis."

2011 unterstützte das Bündnis den "Zug der Erinnerung", nahm an der interkulturellen Woche in Hückelhoven teil, lud zum ökumenischen Gottesdienst mit der Moscheegemeinde ein und führte viele Hintergrundgespräche.

Für die Grünen kündigte Maria Meurer eine Anfrage im Kreistag zur Jugendarbeit in Wassenberg an, wo es Übergriffe mit Körperverletzung gegeben hat. Ihre Fraktion stehe in Kontakt mit Wassenberger Jugendlichen. Als Aktion könnte sich Meurer "Rock gegen Rechts" vorstellen. Jonas Goergens (Cusanus-Gymnasium) unterstrich, dass in Jugendkreisen das Bündnis mehr Präsenz zeigen sollte: "Die wenigsten wissen, dass es so was gibt, und wenden sich lieber an die Antifa."

(RP/rl)
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