Nachwuchs im Wildpark Gangelt Wo die wilden Tiere wohnen

Gangelt · Auch an heißen Tagen lässt es sich im Wildpark Gangelt gut aushalten. Das waldreiche Areal bietet entlang der Spazierwege viel Schatten. Und 350 Wildtiere, die Besucher hautnah erleben können. Unser Freizeit-Tipp für alle Daheimgebliebenen.

 Weißes Rotwild mit Nachwuchs: Hauptattraktion im Wildpark Gangelt sind zurzeit wieder die vielen Jungtiere.

Weißes Rotwild mit Nachwuchs: Hauptattraktion im Wildpark Gangelt sind zurzeit wieder die vielen Jungtiere.

Foto: Wildpark Gangelt/Widlpark Gangelt

Wildtiere hautnah erleben – das geht im Wildpark Gangelt auch bei Temperaturen jenseits der 30 Grad. Denn das Areal ist dicht bewaldet und spendet reichlich Schatten entlang der Spazierwege. Der Wildpark wurde 1969 von Hermann von den Driesch, dem ehemaligen Bürgermeister und Mediziner, in der Gemeinde Gangelt als private Initiative gegründet. Heute wird er in der zweiten Generation von seinem Sohn Hermann von den Driesch junior betrieben.

Das waldreiche Gelände mit Kiefern- und Roteichenbestand umfasst 50 Hektar, die in 30 Gatter aufgeteilt sind. Neben einem Kinderspielplatz und Kiosk gibt es ein Restaurant mit Terrasse und Blick in ein großes Freiwildgehege mit Damwild. Das Restaurant wurde gerade erst wieder neu eröffnet und soll demnächst auch nach der abendlichen Schließung des Parks geöffnet sein.

Insgesamt leben dort 350 Tiere, die entweder selbst aufgezogen wurden oder aus anderen Tierparks stammen. „Es ist verboten, Tiere aus freier Wildbahn in Tierparks zu halten“, sagt Florian Wilder, Wildhüter und Leiter des Parks, bei einem Rundgang. „Wir beschäftigen mit mir vier Mitarbeiter in der Tierpflege und -betreuung. Hinzu kommt das Kassenpersonal und momentan haben wir einen Ferienjobber, der sich in den Schulferien etwas Geld hinzuverdienen möchte.“

Zum Stammpersonal gehören mittlerweile nicht mehr nur Männer: „Eine unserer Mitarbeiterinnen ist eine Auszubildende zur Tierpflegerin, Jana Trepels. Sie hat ihre Ausbildung mit der theoretischen Prüfung fast abgeschlossen, leider musste ihre praktische Prüfung aufgrund von Corona auf November/Dezember dieses Jahres verschoben werden“, sagt Florian Wilder. Er selbst sei kein offizieller Tierpfleger, „aber aufgrund meiner langjährigen Erfahrung und entsprechender Zusatzqualifikationen war die Ausbildung in unserem Park möglich“.

Der Rundgang startet bei deutlich mehr als 30 Grad, die Besucher aber gar nicht als so drastisch empfinden, da fast 80 Prozent der Wege im Schatten liegen. Das macht auch einen Besuch im Sommer bei höheren Temperaturen ganz angenehm.Übrigens: Der Wildpark Gangelt ist gerade in den Sommerferien ein sehr guter Tipp für alle Zuhausegebliebenen.

An der Falknerei vorbei geht es zunächst zu den Alpensteinböcken. Wilder öffnet ausnahmsweise das Gatter, um den Tieren besonders nahezukommen. Neugierig beäugen sie die zweibeinigen „Eindringlinge“ und nähern sich. Ein fünf bis sechs Wochen altes Alpensteinbockkitz beobachtet die Szene scheu aus sicherer Entfernung mit einigen jüngeren Artgenossen im „Dachgeschoss“ eines Unterstandes. Weiter geht es zu den Bären, die gerade bei der Hitze ein kühlendes Bad nehmen. Von einem Hochstand können Besucher das Spiel der Kolosse gefahrlos beobachten und das gesamte Bärengehege einsehen.

In einem weitläufigen Gehege sind die Wildschweine heimisch. Die Rotte hat in diesem Jahr mehr als 30 Frischlinge hervorgebracht. In ihrer Nachbarschaft wohnt Elwin, ein fünfjähriger Elchbullen, mit dem Wildhüter Florian Wilder ebenfalls auf Tuchfühlung geht. Im Gehege nebenan sind die Wisente zu finden. Die mächtigen Tiere haben gerade vor wenigen Tagen Nachwuchs bekommen. Leider lässt sich der junge Wisent nur in weiter Ferne im Schatten der Bäume entdecken. „Würde man jetzt in seine Nähe gehen, dann muss man mit einem Angriff des Muttertiers rechnen, das natürlich ihr Junges beschützen möchte“, erklärt Wilder. Die Gangelter Wisente gehören zum europäischen Erhaltungszuchtprogramm.

„Neben den Tieren für unseren eigenen Park züchten wir auch vom Aussterben bedrohte Tiere zur Auswilderung. Jetzt – während Corona – wurden zwei unserer Luchse nach Westpommern in Polen gebracht“, schilder der Wildhüter. „Das Kuriose daran ist, das unsere polnischen Kollegen sie ,Covid’ und ,Pandemie‘ genannt haben.“

Ein Höhepunkt des Rundgangs ist das Wolfsgehege. Geplant ist, das Areal zu erweitern. Aktuell leben zwei Wölfe im Wolfsgehege, die eigentlich für Nachwuchs sorgen sollen. Noch ist es jedoch nicht so weit.

Den zweiten Teil der Führung übernimmt die auszubildende Tierpflegerin Jana Trepels, zu deren Aufgaben die Fütterung der Otter, Wildkatzen und Waschbären gehört. Mit dem Golfcart und reichlich Futter im Gepäck geht es zu den Gehegen. Die Otter warten schon gespannt auf die Auszubildende und lassen sich dann auch aus der Hand füttern. Ihre Lieblingsspeise ist natürlich: Fisch.

Den Abschluss der kleinen Rundreise bildet der Besuch in der Falknerei mit seinen Greifvögeln. Mit einem mächtigen Schreiseeadler auf dem Arm zeigt Falkner Erwin Janssen, wie majestätisch der afrikanische Greifvogel ist. Stolz brichtet er, dass er das dreijährige Tier persönlich in Frankreich abgeholt hatte.

Vor Weihnachten waren acht Tierparks in Deutschland, darunter auch Gangelt, von durch die Tierschutzorganisation Peta in die Kritik geraten. Sie sollen Greifvögel und Eulen angebunden und damit am Fliegen gehindert haben. Dazu erklärt Wildhüter Wilder auf Nachfrage, das Gangelt wohl der einzige der acht Wildparks sei, der die Missstände beseitigt hat. Die Falknerei sei in Deutschland immaterielles Kulturerbe der Unesco.

 Falkner Erwin Janssen mit einem dreijährigen Schreiseeadler aus Frankreich.

Falkner Erwin Janssen mit einem dreijährigen Schreiseeadler aus Frankreich.

Foto: Armin Jackels
 Ganz schön neugierig: Die jungen Steinböcke erkunden unerschrocken die Welt um sie herum.

Ganz schön neugierig: Die jungen Steinböcke erkunden unerschrocken die Welt um sie herum.

Foto: Wildpark Gangelt/Widlpark Gangelt
 Kleiner Imbiss zwischendurch: Elch Elwin hat einen guten Riecher für frisches Futter.

Kleiner Imbiss zwischendurch: Elch Elwin hat einen guten Riecher für frisches Futter.

Foto: Armin Jackels
 Meister Petz hat es besonders schwer, wenn’s sehr heiß wird. Dann tut eine Abkühlung so richtig gut.

Meister Petz hat es besonders schwer, wenn’s sehr heiß wird. Dann tut eine Abkühlung so richtig gut.

Foto: Armin Jackels
 Ein Rundgang durch den Wilpark Gangelt.

Ein Rundgang durch den Wilpark Gangelt.

Foto: Armin Jackels
 Ein Rundgang durch den Wilpark Gangelt.

Ein Rundgang durch den Wilpark Gangelt.

Foto: Armin Jackels
 Ein Rundgang durch den Wilpark Gangelt.

Ein Rundgang durch den Wilpark Gangelt.

Foto: Armin Jackels
 Ein Rundgang durch den Wilpark Gangelt.

Ein Rundgang durch den Wilpark Gangelt.

Foto: Armin Jackels

Wer noch einen Tipp für die Sommerferien sucht, der ist im Wildpark Gangelt bestens aufgehoben. Selbst bei rekordverdächtiger Hitze lässt es sich dort gut aushalten – auch bei körperlicher Aktivität.

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