Hückelhoven Wiener Flair in der Aula

Hückelhoven · Die wachsende Beliebtheit des Neujahrskonzertes, zu dem die Volkshochschule und die Stadt Hückelhoven am ersten Sonntag des Jahres einladen, hat gestern ihre Grenze erreicht: ausverkauft.

Düster und dramatisch beginnt es. Dann ändert sich allmählich die Stimmung, wird richtig fröhlich. Schließlich endet es in einem furiosen Finale. Mit "es" ist ein Werk der Weltliteratur gemeint: Mozarts Ouvertüre zur Oper "Don Giovanni". Georg Mais aber, der beim Neujahrskonzert in der Hückelhovener Aula durchs Programm führte, meinte mit "es" auch das Jahr 2007. "Wir widmen dieses Werk in seiner Dramaturgie der neuen Mehrwertsteuer", sagte er vollmundig und tröstete: "Sie wissen ja, am Anfang jammern alle, und am Ende haben wir alle mehr." Das brachte ihm (wenn schon nicht den Glauben, dann aber wenigstens) die Lacher des Publikums ein.

Junge Philharmonie Weißrussland

Wenn eines gestern Vormittag keine Rolle spielte, dann war es die Politik. Ein leichter, heiterer und beschwingter Start ins neue Jahr war gewünscht. Dass es den auf Einladung der Volkshochschule und der Stadt Hückelhoven beim Neujahrskonzert in der Aula gibt, hat sich weit herumgesprochen. Über zu wenig Publikum konnten sich die Veranstalter noch nie beschweren, diesmal allerdings war das Konzert ausverkauft. Zum vierten Mal gestaltete die Junge Philharmonie Weißrussland unter der Leitung von Professor Michail Kosinez das Programm.

Nach Wiener Tradition darf es gerne leichte Klassik sein. Im ersten Teil blieb Kosinez aber zunächst bei der Oper. Schön transparent und stets sauber intoniert spielten die Studenten der Musikhochschule Minsk den Uhrentanz aus der Oper "La Gioconda". Klingt unbekannt, ist er aber nicht. Denn als die Passage ertönte, die von der Firma Coppenrath und Wiese schon zu Werbezwecken entlehnt wurde, ging ein erfreutes "Ah" durchs Publikum. Das Raunen wurde lauter, als Sopranistin Tatjana Gavrilowa die Bühne betrat. Glasklar und mit viel Gefühl sang sie die Arie der Laurietta von Puccini und Rossinis Cavatina der Rosina. Viel Beifall und Bravo-Rufe gab es dafür vom Publikum. Mit ihrem Gesangspartner und Ehemann Eduard Martinjuk interpretierte sie das Tischlied aus "La Traviata".

Klar, dass die Strauß-Familie beim Neujahrskonzert nicht fehlen durfte. Bei "Kaiserwalzer", "Wein, Weib und Gesang" und "An der schönen blauen Donau" hielt kein Fuß im Publikum still. Dem konnte nur der Radetzkymarsch noch einen drauf setzen. Die erste Polka ("Furioso") gab es dann erst bei den Zugaben. So kam es tatsächlich zu einem furiosen Finale.

(RP)
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