Hückelhoven Von der "Canthe" in den Mittelpunkt

Hückelhoven · Immerhin: "Canthe besteht mit ihren 30 Jahren länger als die bekannten Künstlervereinigungen 'Die Brücke' und ,Der Blaue Reiter'."Den Vergleich zog Dr. Hans Latour als Vorsitzender des Hückelhovener Kunstvereins "Canthe" zur Eröffnung der Jubiläumsausstellung im Alten Rathaus in Ratheim. Alle 13 aktiven Künstler der Gemeinschaft mit dem eigenwilligen Namen steuerten Werke bei, teils aus den Anfängen der zunächst reinen Künstlervereinigung, teils neue.

 Canthe-Künstlergruppe mit dem Vorsitzenden Hans Latour (l.) und Referent Dirk Tölke (r.) an der von Peter Röttges geschaffenen Jubiläumsstele. Zwei Schlaglichter aus Canthe-Ausstellungen: Förderpreisträgerin Regina Müller 2008 (oben rechts) und Mitglied Michael Borgulat 2010 an "Social network".

Canthe-Künstlergruppe mit dem Vorsitzenden Hans Latour (l.) und Referent Dirk Tölke (r.) an der von Peter Röttges geschaffenen Jubiläumsstele. Zwei Schlaglichter aus Canthe-Ausstellungen: Förderpreisträgerin Regina Müller 2008 (oben rechts) und Mitglied Michael Borgulat 2010 an "Social network".

Foto: Heldens/ Laaser (Archiv)

Henning Herzberg de Pers erläuterte in einem Rückblick den Namen mit seinem Doppelsinn. Geografisch assoziiert "Canthe" die Ecke, die von Deutschland in die Niederlande hineinreicht, den Self-Kant(e), sprachlich ist der Begriff aus den Vor- und Nachnamen-Anfangsbuchstaben der Gründungsmitglieder Curioni, Toni (Jansen), Herzberg und anderen zusammengesetzt.

Gründungsmitglieder anwesend

Latour begrüßte unter den rund 70 Eröffnungsgästen die verbliebenen Gründungsmitglieder Toni Jansen, Herzberg de Pers, für den verstorbenen Ernst Curioni dessen Witwe Edith und Klaus Altgassen, der kurz nach der "Taufe" dazugestoßen war.

Ein besonderer Dank galt dem bescheidenen Toni Jansen, der die Gründungsformalitäten erarbeitet hatte und heute immer wieder die Ausstellungen organisiert. Herzberg de Pers erinnerte an bewegende Ereignisse der Canthe-Geschichte, darunter natürlich die künstlerisch herausragenden Ausstellungen zunächst in der Gymnasiums-Aula und später im Alten Rathaus Ratheim, aber auch in Frankreich, England, den Niederlanden und Belgien. Aber die Canthe-Krise nach der Umwandlung in einen Kunstverein 1992 blieb nicht unerwähnt, aus der man mit Hilfe von nicht künstlerisch tätigen Vorstandsmitgliedern selbst herausfand.

Dass sich Canthe wohl im gesamten Rheinland nicht verstecken muss, zeigten die Großereignisse "Kunst am/im Fluss" an der Rur 2000, "Kunst und Musik" 2001 auf Haus Hall, "Ab-Raum-Art" 2009 auf der Millicher Halde und kürzlich erst "Art Exchange" in Oberbruch mit den Kollegen der niederländischen Künstlergruppe "Spiegelroute" aus Onderbanken. Qualität auf hohem Niveau und den immerwährenden hohen Anspruch von Canthe an sich selbst und die zu den Schauen Eingeladenen zeigte sich auch die Jubiläums-Vernissage.

Stilvielfalt der Künstler

Der Aachener Kunsthistoriker Dr. Dirk Tölke brillierte erneut mit seiner Einführung in die Exponate der 13 Künstler. Durch seine Darlegungen und Wertungen wie auch in der Art des Vortrags in völlig freier Rede und ohne vor den Werken zu stehen, nahmen die Betrachter von ihm Sachverstand mit auf ihre Sichtungs-Tour. Sichtbare Qualität ist bei allen Canthe-Künstlern auch Vielfalt der Bildsprache, wie Dr. Tölke herausstellte.

Malerei, Skulptur, Objekt, Fotografie, Fotomontage, Plastik, Collage — die Stilvielfalt ist groß. Besondere auffällig ist Jansens vor drei Jahrzehnten entstandene Plastik (mit Toncollage) "Déjà vu: Katafalk" — zwei kopflose Leiber in Lebensgröße stehen für Körperkult und Anomalie. Aufsehen erregen auch Theo Heinens emotional tiefgehende Fotogroßbild-Montagen zur eigenen Trauerarbeit im Prozess "Leben und Verarbeitung des Todes", wie Tölke interpretierte.

(isp)
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